Gelb-Sperre: „Eine blödsinnige Regel“

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Deutschlands Bundestrainer Löw war von Bayerns magischer Nacht im Champions League Halbfinale gegen Real Madrid beeindruckt. Er plädiert dafür, dass im Sinne des Fußballs im Finale die Besten spielen sollten.

Wien. Der Bundestrainer wollte es sich nicht nehmen lassen, seinen Nationalspielern zum vollbrachten Wunderwerk zu gratulieren. Die glorreiche Mannschaft, die war auf dem Weg zum obligaten Festbankett, die Uhr zeigt knapp vor ein Uhr in den Morgenstunden. Und dort, im noblen „The Westin Palace“, da wartete Joachim Löw. Er schüttelte viele Hände, er umarmte einige seiner Burschen. „Es war die Gratulation im Namen des gesamten deutschen Fußballs“, interpretierte „Der Spiegel“. „Es war ein außergewöhnliches Spiel“, sagte Löw. „Mit hoher Intensität. Es war alles drin, was man sich wünschen kann – bis zum finalen Schuss von Sebastian Schweinsteiger. Es war ein tolles Erlebnis.“

Der FC Bayern München, so die einhellige Meinung der deutschen Kommentatoren und Kritiker, hat mit dem fantastischen Halbfinalerfolg gegen Real Madrid das Match des Jahres abgeliefert. Vor allem aber das Endspiel am 19. Mai im eigenen Stadion erkämpft. „Es war ein fantastischer Abend für den Verein, für die Bundesliga, für den Deutschen Fußball-Bund“, so Löw weiter. Ob man damit rechnen konnte, dass die Bayern so weit kommen würde? „Ja, damit konnte man schon rechen“, behauptet der Bundestrainer. „Denn die Bayern gehören zu den Besten in Europa. Das haben sie eindrucksvoll unter Beweis gestellt.“

Im großen Endspiel gegen Chelsea werden die Karten jedoch noch einmal neu gemischt. „Das Finale ist offen“, sagt Löw. „Man soll jetzt nicht den Fehler machen und sagen, die Bayern sind klarer Favorit. Im Finale ist alles möglich. Chelsea ist gefährlich, die wittern eine Chance. Auch da werden Nuancen entscheiden. Den tollsten Fußball haben die Engländer nicht gezeigt, aber . . .“

Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge hielt die Bankettrede, die immer wieder vom Beifall der Ehrengäste unterbrochen wurde. „Ich kann mich erinnern, dass Spiele mit einer solchen Intensität in die Geschichtsbücher eingegangen sind.“ Das Endspiel, das sei der große Traum gewesen. „Ich muss der Mannschaft und dem Trainer ein riesiges Kompliment machen.“

Dabei waren die Münchner beim Stand von 0:2 bereits ausgeschieden. „Wir konnten uns entscheiden, ob wir mit 0:5 verlieren – oder aufstehen wollen. Und wir sind aufgestanden!“ Dass die Bayern in der Bundesliga dennoch ein zweites Mal in Folge deutlich hinter Borussia Dortmund landen, so sieht es „Der Spiegel“, gehöre zu den Merkwürdigkeiten des Fußballs.

David Alabas gemischte Gefühle

Aber an denkwürdigen Abenden in Madrid denkt man nicht an Dortmund. Sicher auch nicht Manuel Neuer, der beim Elfmeterschießen zum Teufelskerl avancierte. Zwei seiner Paraden waren letztlich entscheidend. Neuer selbst aber blieb eher zurückhaltend. „Ich bin nicht der Matchwinner, sondern wir alle. Ich habe nur meinen Teil zum Erfolg beigetragen.“ Teamchef Joachim Löw sah das ein wenig anders. „Er war überragend gut. Seine Ausstrahlung im Tor, gerade beim Elferschießen. Da hatte man das Gefühl, das Tor ist viel kleiner – so groß hat er sich gemacht.“

Der ehemalige Tirol- und Austria-Trainer nützte die Gelegenheit, um die Spielregeln der Uefa aufs Korn zu nehmen. Es geht um die Gelb-Sperren, betroffen davon sind beide Vereine. Chelsea muss auf vier Stammkräfte verzichten, die Bayern auf drei. Einer davon ist Österreichs Teamspieler David Alaba. „Ich finde diese Gelbe-Karten-Regelung negativ“, sagt Löw. „Sie haben keine bösen Fouls gemacht. Da sind normale Zweikämpfe geführt worden, die mit Gelben Karten bestraft wurden. Auf beiden Seiten fehlen sieben von den besten Spielern in einem Finale – das kann ja nicht im Sinne des Fußballs sein. Diese Regelung ist einfach blödsinnig!“

Das alles hilft David Alaba, der im Elferschießen den ersten Penalty souverän verwandelte, herzlich wenig, er ist am 19. Mai im Finale zum Zusehen verdammt. Weil er in der fünften Minute im Strafraum einen Schuss von Angel di Maria mit der Hand abgewehrt hat. Der 19-Jährige ärgert sich: „Ich wollte mich gar nicht in den Ball werfen, ich bin ausgerutscht. Ich habe den Ball nicht mit Absicht berührt. Gelb ist ungerechtfertigt. Den Elfer kann man, muss man aber nicht pfeifen.“

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