ÖFB-Team: „Dann reicht es nie für ein Turnier“

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Österreichs Teamchef Marcel Koller hat sich für die beiden Länderspiele gegen die Ukraine und Rumänien einige Absagen eingehandelt. Das wiederum erlaubt Experimente.

Wien. Österreichs Teamchef hat in den vergangenen Wochen viele Beobachtungsreisen unternommen, er hat etliche Teamspieler intensiv unter die Lupe genommen, viele Einzelgespräche geführt oder zumindest telefonisch Kontakt gehalten. Beim letzten Länderspiel herrschte noch tiefer Winter, die Frühjahrsmeisterschaft war noch jung. Diesmal ist die Meisterschaft beendet, wenn Marcel Koller seine Mannschaft in Tirol zusammenzieht, sie auf die beiden Länderspiele gegen die Ukraine (1.Juni) und gegen Rumänien (5.Juni) vorbereitet. „Für Nationalspieler ist die Saison mit dem Cupfinale eben noch nicht vorbei. Wenn wir diese Länderspiele nicht ernst nehmen, dann wird es nie für ein Turnier reichen!“, warnt Koller jetzt schon. „Und es ist auch nicht meine Aufgabe, die Spieler im Trainingslager bei Laune zu halten. Es wäre der falsche Weg, nur an das Rahmenprogramm zu denken, an die wunderschönen Berge und an die feine Brettljause. Wir müssen schauen, dass wir bereit sind!“

Der österreichische Teamchef musste im Vorfeld der beiden Länderspiele einige Absagen hinnehmen. Christian Fuchs plagen Adduktoren- und Knieprobleme, Emanuel Pogatetz schmerzen ebenso die Kniegelenke, Martin Harnik laboriert an einer Unterschenkelverletzung. Die Wunde wurde eitrig, es musste sogar operativ eingegriffen werden. Tormann Robert Almer und Jakob Jantscher sind zwar noch immer lädiert, stehen aber vorerst dennoch im Kader von Marcel Koller. Aber der Teamchef hat vorgebeugt, wenn Almer doch noch passen muss, dann hat er immer noch drei weitere Torhüter im Talon – Christian Gratzei, Heinz Lindner und erstmals Lukas Königshofer.

Marcel Koller will die Tage in Seefeld nützen, um sich einige Teamkandidaten näher anzuschauen. „Dieser Lehrgang ist die letzte Möglichkeit vor dem Beginn der WM-Qualifikation gegen Deutschland, um etwas auszuprobieren. Wir wollen ein Gefühl bekommen, wie der eine oder andere sich in der Gruppe bewegt.“ Paul Scharner etwa sieht Koller als Innenverteidiger. Auf dieser Position wird er auch zum Einsatz kommen.

Fuchs fehlt, David Alaba aber wird im Nationalteam dennoch nicht als linker Verteidiger zu sehen sein. „Wir haben andere Spieler, die dort eingesetzt werden können. David Alaba ist mir dort zu wertvoll. Er kann etwas für den Spielaufbau tun, er kann eine Schaltstelle sein. Dafür ist er prädestiniert“, erklärt der Teamchef.

Überraschend hat Marcel Koller bei seiner Kaderzusammenstellung auch an Marcel Sabitzer gedacht. Nach Rücksprache mit Klubtrainer Dietmar Kühbauer hat Koller entschieden, den 18-jährigen Admira-Stürmer erstmals einzuberufen. „Uns ist bewusst, dass das Gefahren bergen kann, einen jungen Spieler ins A-Team hochzunehmen. Aber wir wollen ihn kennenlernen. Und wenn mich ein Spieler überzeugt, dann spielt es keine Rolle, ob er 18 oder 30 Jahre alt ist. Es geht nur darum, ob er gut ist.“

Schiemer oder: Die Liebe siegt

Sabitzer ist eine Alternative für die rechte Seite, müsse aber damit rechnen, in Zukunft auch wieder für die U19 oder die U21 Österreichs zu spielen. „So eine Einberufung soll eine Motivation für alle jungen Spieler sein. Außerdem will ich jenen Spielern Druck geben, die denken, sie seien Stammspieler.“

Erstmals in der Ära Koller steht Stefan Maierhofer im Teamaufgebot. „Er hat in den letzten Spielen gezeigt, dass er ein Winnertyp ist. Mit seinen Toren und seiner Aggressivität ist er einer, der vorne weggeht. Es ist wichtig, an der vordersten Front Spieler zu haben, die Impulse geben. Das kommt unserer Idee, aggressiv gegen den Ball zu arbeiten, entgegen.“

Verscherzt mit dem Teamchef hat es sich Franz Schiemer. Er hat am 1.Juni „Hochzeit“ in seinem Terminkalender stehen. Koller: „Als er mir das mitgeteilt hat, habe ich mich schon gewundert...“

ÖFB-Teamkader

Tor: Almer (Düsseldorf/GER, 2 Länderspiele/3 Gegentore), Gratzei (Sturm Graz, 9/21), Königshofer (Rapid, 0), Lindner (Austria, 0)

Abwehr: Dragović (FC Basel, 15 Länderspiele/0 Tore), Garics (Bologna 24/1), Ortlechner (Austria, 8/0), Prödl (Werder/GER, 32/3), Suttner (Austria, 1/0), Klein (Austria, 10/0), Ulmer (Salzburg, 2/0)

Mittelfeld: Scharner (Bromwich, 38/0), Alaba (Bayern, 17/0), Baumgartlinger (Mainz, 19/0), Ivanschitz (Mainz, 53/9), Jantscher (Salzburg, 9/1), Junuzović (Werder Bremen, 17/1), Kavlak (Beşiktaş Istanbul, 15/0), Leitgeb (Salzburg, 27/0), Pehlivan (Gaziantepspor, 14/0)

Sturm: Burgstaller (Rapid, 1/0), Arnautović (Werder, 17/5), Janko (Porto, 25/11), Maierhofer (Salzburg, 19/1), Sabitzer (Admira, 0).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.05.2012)

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