Der Fußballplatz als Goldgrube: Zahlenspiele der Millionenliga

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Das Champions-League-Finale bescherte Bayern München einen Jackpot. Einnahmen von bis zu 60 Millionen Euro waren dem Klub gewiss. Die Uefa schüttete in dieser Saison 800 Millionen Euro aus.

Geld schießt bekanntlich keine Tore, doch hätten Investmentbanker, Spekulanten und andere Finanzgrößen das uneingeschränkte Sagen im europäischen Klubfußball, würden stets dieselben Klubs das Champions-League-Finale bestreiten. Denn der Marktwert des millionenschweren Endspiels macht einen gewaltigen Unterschied aus, sowohl für die Uefa als auch für alle Sponsoren, TV-Stationen und die Vereine selbst, wenn ein Außenseiter anstelle eines Kapazunders um den Titel spielt. Das belegen Zahlenspiele, die von Mastercard, Deloitte und der Uefa in einer Studie ermittelt wurden.

2011 betrug der wirtschaftliche Gesamtwert des Finalspiels – Barcelona besiegte Manchester United mit 3:1 – 369 Millionen Euro. Für Wirtschaftskonzerne und Fußballfans war es das „Traumfinale“ schlechthin und übertraf das Finale von 2010 gleich um 18 Millionen Euro. Damals standen sich Inter Mailand und der FC Bayern gegenüber. Inter gewann mit 2:0, 351 Millionen Euro für 90 Minuten Spielzeit sind auch kein schlechter Umsatz.


Astronomische Summen.
Die Studie, die 2011 vom britischen Professor Simon Chadwick durchgeführt wurde, konzentrierte sich vorwiegend auf Prämien und Wertsteigerungen von Spielern und Klubs. Und da war der eigentliche Unterschied schnell gefunden: Der Wirtschaft bringt es mehr Geld ein, wenn Messi für Barcelona oder Rooney für Manchester treffen als wenn Gomez die Bayern in Führung schießt. Stünde Schalke oder gar Dortmund im Finale, wäre die Gesamtsumme sofort um weitere zehn bis fünfzehn Millionen Euro geringer gewesen.

Barcelona erwirtschaftete in der vergangenen CL-Saison ein finanzielles Gesamtvolumen von 126 Millionen Euro. Verlierer Manchester United brachte es immerhin auf 76 Millionen. Das beweist, dass die Champions League weiterhin die „Cash Cow“ des europäischen Fußballverbandes Uefa ist. Das ist an sich nichts Neues oder gar Aufregendes, doch der Geldfluss hinter der Torlinie lässt aufhorchen. In der aktuellen Saison schüttete die Uefa stolze 800 Millionen Euro aus.

Davon umfassten 417,5 Millionen Fixbeträge in Form von Start- und Spielgeldern sowie Leistungsprämien. 341,1 Millionen flossen aus dem Marktpool, dessen Volumen pro Nation jeweils verschieden und von TV-Geldern abhängig ist. Das Startgeld belief sich auf 3,9 Mio. Euro, pro Partie der Gruppenphase (6) gab es einen Bonus von 550.000 Euro. Jeder Sieg war 800.000 Euro wert, ein Remis immerhin noch die Hälfte. In der K.-o.-Phase ab dem Achtelfinale – das Erreichen allein ist drei Millionen Euro wert – erhöhten sich die Prämien laufend. Der Finalsieg in der Münchner Allianz-Arena ist mit neun Millionen Euro dotiert. Der Klubkassier des Verlierers darf sich zumindest mit 5,6 Mio. Euro trösten.

Das „Finale dahoam“ war für die Bayern auf jeden Fall ein finanzieller Jackpot. Damit waren dem Rekordmeister, ungeachtet des Ergebnisses, Einnahmen von bis zu 60 Millionen Euro sicher. Vor dem Anstoß hatten die Bayern allein an Uefa-Prämien 26,9 Millionen eingespielt, weitere zwanzig waren dem Verein von Präsident Uli Hoeneß aus dem TV-Pool gewiss. Jedes der sechs CL-Heimspiele dieser Saison spülte zwei Millionen Euro allein aus dem Ticketverkauf in die Klubkassa – die Champions League ist wahrlich eine Goldgrube.

Dazu gibt es drei Beispiele zum Vergleich: Barcelona hatte 2010/11 als Champions-League-Sieger – ohne Zuschauereinnahmen – 51,025 Millionen Euro eingenommen. Mit Tickets und TV-Pool soll sich diese Summe fast verdoppelt haben. Krösus der reinen Uefa-Prämien war jedoch Manchester United mit 53,197 Mio. Euro. Im Marktpool setzte sich in der vergangenen Saison überraschenderweise Chelsea mit 27,023 Mio. Euro die Krone auf. An den „Blues“ dürfte auch in dieser (TV-)Saison kein Weg vorbei führen.

Financial Fair Play.
Weil der Sport und seine Anhänger dennoch Abwechslung verlangen und Monotonie bei Entscheidungen ablehnen, muss die Uefa reagieren. Mit der „Financial Fair Play“-Regelung, mit welcher Vereinen ab der Saison 2013/2014 vorgeschrieben wird, dass sie pro Saison nicht mehr als fünf Millionen Euro als operative Verluste schreiben dürfen. Investoren könnten höhere Verluste zunächst schnell ausgleichen. Diese dürfen in den Spielzeiten 2011/12 und 2012/13 aber nicht höher sein als 45 Millionen Euro.

Ein Verein darf folglich nicht mehr ausgeben, als er durch Ticketverkauf, Merchandising und Transfererlöse umsetzt. Ob sich aber Größen wie Real Madrid, Chelsea, Manchester City und United etc. an diese Regelung punktgenau halten werden, bleibt abzuwarten. Ist es der Fall, hätten „kleinere“ Klubs vermeintlich größere Chancen, das Endspiel der Champions League zu erreichen. Ein Strafrahmen für „finanzielle Fouls“ ist (noch) nicht determiniert. Auch kann es sich die Uefa nicht leisten, Topklubs zu verärgern oder gar auszuschließen. Es würde den Wettbewerb schädigen und zu einer Verlängerung vor EU-Gerichten führen. Geld schießt also doch Tore. Fin.

Das Fußball-Spektakel

Ansturm der Massen
1,15 Millionen Ticketanfragen waren beim FC Bayern für das Champions-League-Finale gegen Chelsea eingegangen. 62.500 Zuschauer nahmen in der Allianz-Arena am Samstag schließlich Platz, zum Public Viewing im Olympiastadion strömten 65.000 Fans. 200 Millionen TV-Zuschauer sahen das Spiel in 210 Ländern.

Personelles Großaufgebot
150 Uefa-Mitarbeiter, 175 Fahrer, 600 Journalisten, 200 Fotografen, 380 Freiwillige, 1000 Ordner und 5000 Polizisten waren im Einsatz.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.05.2012)

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