Robert Almer ist der einzige Ligaspieler in Kollers Aufgebot. Austrias Torhüter lobt trotz vieler Enttäuschungen den Sprung ins Ausland.
Wien/Stegersbach. Marcel Koller versammelt am Dienstag in Stegersbach seine Teamspieler, das erste Trainingslager im Rahmen des Countdowns zur Euro 2016 (10. Juni–10. Juli) steht auf dem Programm. Es gilt, weitere Adaptierungen in System und Aufstellung vorzunehmen, 23 Mann stehen ihm zur Auswahl. Sowohl im Camp als auch für die Tests gegen Albanien am Samstag (17.30 Uhr) und Türkei (nächsten Dienstag, 20.30 Uhr) in Wien.
Während 22 Mann aus ganz Europa einfliegen, hat Torhüter Robert Almer eine eher kürzere Anreise. Dabei dürfte sich der Austria-Keeper dennoch wie ein Exot im burgenländischen Thermen-Paradies wähnen: Der Steirer, 32, ist der einzige Teamspieler aus der österreichischen Bundesliga. Koller setzt nach wie vor auf Legionäre – und wird von dieser Linie auch bis zur EM in Frankreich mit den drei Gruppenspielen gegen Ungarn, Portugal und Island nicht mehr abrücken. Warum auch? Der Erfolg gibt dem Schweizer Recht.
Almer war selbst vier Jahre lang im Ausland engagiert und schaffte 2011 den Sprung zum Nationalteam-Stammkeeper. Das mutet auf den ersten Blick allerdings kurios an, denn weder bei Fortuna Düsseldorf (2011–2012; 15 Spiele in erster und zweiter Mannschaft), Cottbus (2013–2014, 18 Partien) noch in Hannover (2014–2015, 0 Spiele) war er durchgehend im Einsatz. Almer war Ersatzkeeper und dennoch Kollers Nummer 1. Erst bei Austria erhielt der Steirer laufend Spielzeit. Auch sagt er selbst: „Als Spieler aus einem kleinen Land muss es das Ziel sein, ins Ausland zu kommen.“
Auftrag oder Offenbarung?
Österreich liege mit seiner hohen Legionärsanzahl im Team im Trend, der in die Richtung geht, dass Auswahlen aus kleineren Ländern stärker auf „Gastarbeiter“ setzen. „Auch bei der Schweiz besteht der Kader praktisch nur aus Legionären“, sagt Almer.
Austrias Sportdirektor Franz Wohlfahrt stellt keine Forderungen nach mehr Bundesliga-Kickern im ÖFB-Aufgebot, sondern interpretiert die hohe Legionärsanzahl vielmehr als Auszeichnung für die Liga. „Ich finde es gut, dass es österreichischen Vereinen geglückt ist, diese Spieler auszubilden, die jetzt im Ausland bei internationalen Klubs eine große Rolle spielen. Ich sehe es als Auftrag, den einen oder anderen dorthin zu bringen.“
Kein Austrianer schaffte es auf die aktuelle Abrufliste, dafür drei Salzburger (Lazaro, Pehlivan, Ulmer) und drei Rapidler (Kainz, Stangl, Schobesberger). Und so wird es auch, Verletzungen ausgenommen, bei der Euro sein. Ein Torhüter ist der Liga-Exot. (fin)
ÜBERSICHT ÜBER ALLE 23 ÖFB-SPIELER
Robert Almer (Austria): stand beim 0:0 gegen WAC im Tor
Heinz Lindner (Frankfurt): beim 1:0 Hannover erneut nur auf der Bank.
Ramazan Özcan (Ingolstadt): beim 1:2 in Berlin im Einsatz.
Aleksandar Dragović (Kiew): 1:0 gegen Sorja, 90 Minuten Spielzeit.
Christian Fuchs (Leicester): 1:0 gegen Crystal Palace, 90 Minuten.
György Garics (Darmstadt): beim 1:1 gegen Wolfsburg nur Ersatz.
Martin Hinteregger (Gladbach): zweites Eigentor beim 1:2 bei Schalke.
Florian Klein (Stuttgart): 0:2 gegen Leverkusen, 2016 erstmals 90 Min.
Sebastian Prödl (Watford): Ersatzbank beim 1:2 gegen Stoke City.
Markus Suttner (Ingolstadt): Ersatz gegen Hertha BSC.
Kevin Wimmer (Tottenham): 3:0 gegen Bournemouth, spielte durch.
David Alaba (Bayern): 1:0 in Köln, 90 Minuten in der Innenverteidigung.
Marko Arnautović (Stoke City): beim 2:1 in Watford bis zur 84. Minute.
Julian Baumgartlinger (Mainz): zweites Ligator beim 1:1 in Bremen, aber den Ausgleich verschuldet.
Martin Harnik (Stuttgart): fehlte beim 0:2 in Leverkusen, verletzt.
Stefan Ilsanker (Leipzig): beim 1:3 in Nürnberg bis zur 78. Minute.
Jakob Jantscher (Luzern): beim 1:1 in Thun bis zur 73. Minute.
Zlatko Junuzović (Bremen): holte Elfmeter gegen Mainz (1:1) heraus.
Marcel Sabitzer (Leipzig) fällt wegen Zahnproblemen aus, Guido Burgstaller (Nürnberg) rückt nach
Alessandro Schöpf (Schalke): bis zur 61. Min. beim 2:1 gegen Gladbach.
Lukas Hinterseer (Ingolstadt): Ehrentor beim 1:2 in Berlin, ab 59. Min.
Rubin Okotie (1860): spielte beim 1:1 gegen Bielefeld durch.
Marc Janko (Basel): beim 1:0 in Sion bis zum Abpfiff im Einsatz.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.03.2016)