Löw: „Jeder will immer den Weltmeister besiegen“

Joachim Löw.
Joachim Löw.(c) APA/AFP/CHRISTOF STACHE
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Die Slowakei düpierte Weltmeister Deutschland, der 3:1-Sieg entfacht Euro-Euphorie. Joachim Löw erlangte Gewissheit, dass er keine Alternativen zu Torhüter Manuel Neuer hat. Portugal besiegte Norwegen – auch ohne Ronaldo.

Bratislava. Ein Fußballer mit Irokesen-Frisur ist der neue Nationalheld der Slowakei. Neapel-Legionär Marek Hamšik jubilierte in der Mixed-Zone über einen „historischen Sieg“, das 3:1 gegen Weltmeister Deutschland entfachte in Bratislava endgültig die Euro-Euphorie. Dass die Partie von einem Unwetter überschattet wurde, interessierte am Tag danach niemanden. Die Slowakei gewann die „Wasserschlacht“ von Augsburg und Joachim Löw hat nach dem 2:3 gegen England nun einen weiteren herben Rückschlag in der EM-Vorbereitung zu verdauen.

„Wir haben den Skalp der Weltmeister!“, schrieb die Tageszeitung „Pravda“ nach diesem Triumph, „Novy Cas“ wollte knapp zwei Wochen vor dem EM-Auftakt „ein kleines Wunder“ gesehen haben. In Zahlen gemessen ist die Niederlage der Deutschen schnell und durchaus begreifbar erklärt: Hamšik (41.) und Duris (44.) verwerteten die ersten beiden Chancen des Spiels und Kucka (52.) zeigte mit einem traumhaften Volleyschuss, dass die DFB-Abwehr löchrig ist und Torhüter Marc Ter Stegen weiterhin ein großer Unruheherd, also keineswegs ein passender Ersatz für Manuel Neuer ist.

Auch Spanien schon besiegt

Rechtzeitig vor der Euro 2016 – die Slowakei trifft in Gruppe B auf Wales, England und Russland –, tankte die Eishockey-Nation wichtiges Selbstvertrauen. Rund um Ex-Salzburger Dušan ?vento formte Trainer Ján Kozák eine Mannschaft (mit Rapid-Keeper Jan Novota), die mit dem Achtelfinal-Einzug spekuliert. Und da kam Hamšik in Spiel, der mit Frisur, Mode und seinen Toren neben Liverpool-Reservist Martin Škrtel als Aushängeschild im Team gilt. „Wir freuen uns riesig, bleiben aber mit den Füßen auf dem Boden. Bei der EM aber muss jeder mit uns rechnen.“ Seine Worte sorgten für Aufsehen, dazu funkelten seine Ohrringe, und nach Spanien (2:1; ohne Rechtsverteidiger Carvajal bei der EM) wurde der nächste Große besiegt.

Joachim Löw hingegen erlangte die traurige Gewissheit, „dass jeder den Weltmeister schlagen will“. Angst vor dem EM-Start habe er keine, es fehlten zu viele Leistungsträger. Auch sei noch im Camp in Ascona genug Zeit für den Feinschliff. Weitere Aufschlüsse soll ihm der Test am Samstag (ab 17.30 Uhr, live ZDF) gegen Österreichs EM-Auftaktgegner Ungarn in Gelsenkirchen bringen.

Portugal, Österreichs Gegner am 18. Juni in Paris, gewann seinen Test gegen Norwegen – auch ohne Ronaldo, Pepe, Alves und Nani – mit 3:0. Drei von sechs Schüssen landeten im Tor; Quaresma (13.), Guerreiro (65.) und Eder (71.) trafen. Portugal hat vor der EM noch zwei Tests: am Donnerstag in London gegen England und am 8. Juni ein Auslaufen gegen Estland.

Ergebnisse EM-Teilnehmer

Portugal – Norwegen 3:0 (1:0). Tore: Quaresma (13.), Guerreiro (65.), Eder (71.), Rumänien – Ukraine 3:4 (1:1), Türkei – Montenegro 1:0 (0:0),. Italien – Schottland 1:0 (0:0), Albanien – Katar 3:1 (2:1), Spanien – Bosnien-Herzegowina 3:1 (2:1).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.05.2016)

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