Kroatien droht harte Strafe: "Wir haben ein Hooligan-Problem"

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Kroatische SpielerREUTERS
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Die Uefa eröffnete nach den Fan-Krawallen im Spiel gegen Tschechien ein Disziplinarverfahren. Teamchef Cacic: "Das sind keine Fans."

Dem kroatischen Fußball-Verband droht bei der EM in Frankreich eine drastische Strafe. Nach den Ausschreitungen kroatischer Fans während des 2:2 (1:0)-Unentschiedens gegen Tschechien nahm die Disziplinarkommission der Uefa noch am Samstag ihre Ermittlungen auf. Einfließen wird der Bericht des offiziellen Uefa-Delegierten, der am Freitagabend in Saint-Etienne im Stadion war.

Denkbar ist sogar, dass die kroatische Mannschaft bei dieser EM nur noch auf Bewährung weiterspielen darf, so wie es bei den Russen nach den schweren Fan-Krawallen am ersten Turnier-Wochenende in Marseille der Fall ist. Denn die Kroaten gelten in dieser Hinsicht als vorbestraft. Ihre Anhänger hatten allein während der EM-Qualifikation 2014 und 2015 schon dreimal für verschiedene Eklats gesorgt.

Teamchef Ante Cacic bezeichnete die Vorfälle in Saint-Etienne als "Schande vor den Augen ganz Europas. Ich nenne das eine Art von Terror. Das sind für mich keine Fans, ich nenne sie Hooligans", meinte er. Spielmacher Ivan Rakitic sagte dem ZDF: "Ich möchte mich bei der Uefa und der tschechischen Mannschaft entschuldigen. Das richtige Wort für diese Leute ist im Fernsehen nicht erlaubt."

Kroaten völlig aus dem Konzept gebracht

Die Kroaten führten nach Toren von Ivan Perisic (37.), Rakitic (59.) und einem Gegentreffer von Milan Skoda (76.) hochverdient mit 2:1, als aus dem kroatischen Fanblock in der 86. Minute mehrere bengalische Feuer und auch Knallkörper auf das Spielfeld geworfen wurden. Einer der Knallkörper explodierte direkt neben einem Ordner, als dieser gerade die brennenden Fackeln vom Rasen holen wollte.

Danach lieferten sich kroatische Fans wüste Schlägereien, die Partie wurde für rund vier Minuten unterbrochen. Als Schiedsrichter Mark Clattenburg das Spiel wieder anpfiff, waren Rakitic und Co. völlig aus ihrem Konzept gebracht. Die Tschechen kamen durch einen Handelfmeter von Tomas Necid (90.+3) noch zum 2:2.

"Meine Spieler haben durch die Unterbrechung ihre Konzentration verloren", sagte Cacic hinterher. "Auch sie hatten Freunde und Familie auf der Tribüne. Sie konnten das danach nicht einfach ausblenden und so weiterspielen, als wäre nichts geschehen." Das Weiterkommen seines Teams ist mit vier Punkten nach zwei Spielen immer noch sehr wahrscheinlich.

Lange Vorgeschichte

Die Ausschreitungen stehen in einer langen Reihe ähnlicher Eklats. Bereits das EM-Qualifikationsspiel in Italien musste 2014 mehrfach unterbrochen werden, weil kroatische Fans in Mailand Feuerwerkskörper auf das Spielfeld schossen. Die Reaktion der Uefa: Eine Geldstrafe und ein Teilausschluss der Anhänger beim Heimspiel gegen Norwegen.

Als es da zu rassistischen Gesängen kroatischer Fans kam, verschärfte die UEFA ihr Strafmaß. Das Rückspiel gegen Italien musste vor leeren Rängen stattfinden - bildete aber trotzdem die Kulisse für den nächsten Skandal. Einige Anhänger präparierten den Rasen des Stadions in Split so, dass darauf ein Hakenkreuz zu erkennen war. Die Strafe dafür waren zwei weitere Heimspiele ohne Fans sowie ein Punktabzug in der EM-Qualifikation, der sportlich aber folgenlos blieb.

Weil es im Frühjahr selbst bei zwei Freundschaftsspielen gegen Israel und Ungarn erneut diskriminierende Gesänge gab, müssen die Kroaten im Herbst auch in der WM-Qualifikation zwei Heimspiele ohne Zuschauer bestreiten. "Wir haben seit 15 Jahren ein Hooligan-Problem - und keiner kümmert sich darum", klagt Verbandspräsident Davor Suker.

(APA/dpa)

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