Die Ladehemmung zweier Offensivstars

Switzerland Training - EURO 2016
Switzerland Training - EURO 2016(c) REUTERS (JASON CAIRNDUFF)
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Die Schweiz und Polen diskutieren vor dem Duell über ihre Sorgenkinder: Xherdan Shaqiri und Robert Lewandowski warten noch auf ihr erstes Tor.

St.-Étienne/Wien. Die Schweiz und Polen eröffnen heute (15 Uhr, live ORF, eins) die K.-o.-Phase in Frankreich. Beide Mannschaften schafften als Gruppenzweite den Sprung ins Achtelfinale und könnten damit lange Durststrecken beenden. Die Polen haben erstmals seit der WM 1986 wieder die Vorrunde überstanden, die Eidgenossen haben die Chance, zum ersten Mal seit der WM 1954 in die Runde der besten acht vorrücken.

Allzu viele Tore dürfen sich die Zuschauer in St. Etienne aber nicht erwarten. Die Schweiz (5 Punkte) beendete die erste Turnierphase in Frankreich mit einem Torverhältnis von 2:1 nach drei Spielen, die Polen (7) kamen ihrerseits auf ein 2:0. Die Offensivreihen auf beiden Seiten vermochten bislang nicht zu glänzen, so hat sich bei den Eidgenossen noch kein nomineller Stürmer in die Torschützenliste eingetragen.

Auch bei Polen wartet Toptorjäger Robert Lewandowski nach wie vor auf einen Treffer. Mit 13 Toren in der Qualifikation schoss der Stürmer von Bayern München (30 Bundesliga-Tore) sein Land beinahe im Alleingang zur EM, seither aber leidet er unter Ladehemmung. In den letzten sechs Spielen hat Lewandowski nicht mehr im Nationaltrikot getroffen, in der Heimat wächst die Kritik.

Teamchef Adam Nawalka wollte von einer Formkrise seines Stars naturgemäß nichts wissen. „Er ist ein unglaublich wichtiger Spieler für uns. Er ist eine Maschine, wie eine Lokomotive und versorgt uns mit Energie“, erklärte Nawalka. Auch Lewandowski selbst sah keinen Anlass zur Sorge. „Du kannst nicht 60 Spiele in der Saison machen und in jedem Spiel ein Tor schießen. Manchmal habe ich zwei, drei Spieler an mir dran, die ziehe ich mit und dann hat ein Mitspieler freie Bahn“, erklärte der 27-Jährige.

Teamplayer Shaqiri

In der Schweiz wird unterdessen heftig über Xherdan Shaqiri diskutiert. Der eigentlich als Leistungsträger eingeplante Stoke-Profi agierte bislang in Dribblings ebenso glücklos wie als Einfädler. „Ich bin zufrieden, dass Xherdan derzeit weniger ein Individualist, sondern ein Teamplayer ist. Wenn die Mannschaft gut spielt, profitiert jeder davon“, verteidigte Trainer Vladimir Petković seinen Schützling. Shaqiri wollte lieber über den Gegner als sich selbst sprechen. „Polen ist eine Topmannschaft. Seit zwei, drei Jahren spielen die sehr guten Fußball“, sagte der 24-Jährige, der um die Gefährlichkeit von Lewandowski weiß. „Den kenne ich von meiner Zeit in München bestens. Vielleicht muss ich mithelfen, gegen ihn zu verteidigen.“

Ein klarer Favorit ist vor dem Spiel nicht auszumachen, wenngleich der historische Vergleich Polen im Vorteil sieht. Von zehn Duellen hat der WM-Dritte von 1974 und 1982 vier gewonnen, zuletzt gab es im November 2014 ein 2:2. Die Schweizer konnten sich nur ein einziges Mal vor 40 Jahren durchsetzen. (red.)

Schweiz: 1 Sommer; 2 Lichtsteiner, 22 Schär, 20 Djourou, 13 Rodriguez; 11 Behrami, 10 Xhaka; 23 Shaqiri, 15 Dzemaili, 18 Mehmedi; 7 Embolo.
Polen: 22 Fabianski; 20 Piszczek, 15 Glik, 2 Pazdan, 3 Jedrzejczyk; 10 Krychowiak, 5 Maczynski; 16 Blaszczykowski, 7 Milik, 11 Grosicki; 9 Lewandowski.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.06.2016)

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