Die Squadra Azzurra lieferte vor allem in der ersten Halbzeit ein taktisches Meisterstück ab und gewann mit 2:0.
Als erste Mannschaft hatte sich Italien als Gruppensieger für das Achtelfinale qualifiziert, das Los aber meinte es nicht gut mit der Squadra Azzurra: Zum Auftakt der K.o.-Phase ging es im Stade de France gegen Titelverteidiger Spanien. Bei den letzten beiden Europameisterschaften hat Italien mit den Iberern keine guten Erfahrungen gemacht, 2008 war im Viertelfinale im Elfmeterschießen Endstation, 2012 setzte es im Finale ein bitteres 0:4 – die höchste EM-Niederlage überhaupt. Von den letzten fünf Duellen konnten die Italiener keines gewinnen, dieser Serie wollten sie nun ein Ende setzten.
Nach dem B-Auflauf im letzten Gruppenspiel gegen Irland schickte Antonio Conte diesmal wieder seine Bestbesetzung aufs Feld – mit einer überraschend offensiven Ausrichtung. Nicht die Spanier, sondern die Italiener verbuchten in der ersten halben Stunde mehr Ballbesitz, mehr Pässe und die ersten großen Chancen. Nach einem Freistoß kam Pelle aus kurzer Distanz zum Kopfball, de Gea rettete mit einer Glanzparade (8.). Wenig später musste sich der spanische Keeper erneut strecken, der Fallrückzieher von Giaccherini wurde wegen gefährlichen Spiels jedoch abgepfiffen (11.).
Italiens Sturmlauf belohnt
Italien überbrückte das Mittelfeld mit schnellen Pässen, suchte und fand immer wieder erfolgreich die beiden Sturmspitzen Eder und Pelle. Spanien wirkte ratlos, gegen den kompakt stehenden Gegner ging das traditionelle Kombinationsspiel überhaupt nicht auf. Die italienische Führung lag in der Luft, ein Fehler de Geas ebnete ihr schließlich den Weg: Einen zentral geschossenen Freistoß von Eder konnte der Torhüter nur nach vorne abwehren, Giaccherini spitzelte den Ball weiter und Chiellini drückte ihn über die Linie (33.).
Nach der Führung zog sich Italien keineswegs zurück, sondern hielt die spanische Defensive mit schnell vorgetragenen Angriffen weiter auf Trab. Dank größter Laufbereitschaft schafften es die Azzurri die Vorzüge des 3-5-2-Systems perfekt auszuspielen. Aus der gesicherten Abwehr stürmten sie mit vier, fünf Mann in die gegnerische Hälfte und sorgten für Gefahr. Giaccherini zog von links hinein, seinen Schuss konnte de Gea gerade noch um die Stange drehen (44.).
Vicente del Bosque reagierte, brachte zur Pause Aduriz für den völlig unsichtbar gebliebenen Nolito. Die erste echte Torchance für Spanien fand jedoch Morata vor: Nach einem Eckball kam der Juventus-Stürmer zum Kopfball, Buffon hielt mit einer Hand – Sinnbild des italienischen Selbstvertrauens an diesem Tag (49.).
Spanien findet kein Rezept
Es war ein Weckruf, Spanien agierte mutiger und aggressiver. Allein die Italiener standen hinten sicher und blieben im Konter brandgefährlich. Mit der Ferse leitete Parolo auf Eder weiter, der gebürtige Brasilianer zog allein aufs Tor, fand jedoch in de Gea seinen Meister (55.). Auf der Gegenseite verzog Aduriz nach dem ersten (!) gelungenen Spielzug der Spanier (70.).
Italien zollte danach dem hohen Tempo Tribut, die Pässe wurden ungenauer, die Angriffe nicht mehr zu Ende gespielt. Die Spanier waren bemüht, standen jedoch einer Menschenmauer und Buffon gegenüber, der gegen Iniesta und Pique parierte (77.). Die optische Überlegenheit blieb ohne Torerfolg, da Italiens Keeper auch den Matchball von Pique zunichte machte (90.) und Pelle nach einem Konter mit dem 2:0 für die Entscheidung sorgte (91.).
Mit dieser Vorstellung schickte Italien eine starke Kampfansage an Viertelfinalgegner Deutschland, bei Spanien endet die Ära von Vicente del Bosque hingegen mit dem EM-Aus.
(swi)