Der erste Halbfinalist der EM steht fest. Portugal besiegt Polen im Elfmeterschießen, Supertalent Renato Sanches rettet die Portugiesen.
Was ist los mit Robert Lewandowski bei dieser EM? Das war große Frage vor dem Viertelfinale zwischen Polen und Portugal. Der polnische Torjäger ließ keine zwei Minuten auf seine Antwort warten, beendete mit der schnellen Führung seine EM-Torflaute. Portugals Supertalent Renato Sanches glich allerdings aus, am Ende musste ein Elfmeterschießen entscheiden. Dort setzte sich Portugal dank Tormann Rui Patricio durch, Cristiano Ronaldo und Co. stehen damit als erste Mannschaft im Halbfinale und sind nur noch einen Sieg (gegen Wales oder Belgien) vom Endspiel entfernt.
Polen eröffnete das erste Viertelfinale dieser EM mit einem Blitzstart. Flügelflitzer Kamil Grosicki legte nach Fehler von Portugals Rechtsverteidiger Cédric für Lewandowski auf, der schon am Elfmeterpunkt wartete und einschoss (2.). Es war das zweitschnellste Tor der EM-Geschichte. Polens Star war im bisherigen Turnier kaum zu Abschlüssen gekommen und hatte sich nach vier torlosen EM-Partien einiges an Kritik anhören müssen. Die demonstrative Geduld vom polnischen Teamchef Adam Nawalka mit seinem Kapitän hatte sich nun ausgezahlt.
Dass die Portugiesen einen Rückstand wettmachen können, haben sie in der Gruppenphase gegen Ungarn (3:3) gleich dreimal bewiesen. Der Angriff um Ronaldo kam nun langsam in die Gänge. Die erste Gelegenheit vergab der Kapitän persönlich (28.), wenig später wurde er im Strafraum durchaus elfmeterwürdig gerempelt, der Pfiff aber blieb aus (30.). Weil sich Ronaldo in der K.o.-Phase bei Endrunden aus dem Spiel einmal mehr als nicht allzu treffsicher erwies (zwei Tore in 13 Partien), sprang Renato Sanches, das große Versprechen im portugiesischen Fußball, ein.
Märchenhafter Aufstieg
Nach drei Teilzeit-Einsätzen stand der 18-Jährige erstmals in der Startelf. Gerade war der bullige Mittelfeldmann für 35 Millionen Euro von Benfica Lissabon vom FC Bayern verpflichtet worden. Und in der Münchner Säbener Straße reiben sie sich wohl die Hände nach dem Auftritt ihres Neuzugangs. Schon im Achtelfinale gegen Kroatien war er als "Man of the Match" der einzige portugiesische Lichtblick, gegen Polen zog er nach Fersler-Vorlage von Nani mit links ab, 1:1 (33.). Erst vor acht Monaten hatte Sanches in der portugiesischen Liga sein Debüt gegeben, erst seit drei Monaten trägt er das Teamtrikot. Seit dem Viertelfinale ist er nun der jüngste Portugiese, der bei einem großen Turnier in der Startformation stand, außerdem der drittjüngste Torschütze der EM-Geschichte.
In der dürftigen Halbzeit zwei scheiterte erst Ronaldo (56.), dann hätte Cédric seinen Patzer beim 0:1 beinahe wieder gut gemacht (65.). Auf der Gegenseite rettete Portugals Schlussmann Rui Patricio in seinem 50. Länderspiel gegen Arkadiusz Milik (69.). Polens Artur Jędrzejczyk traf fast ins eigene Tor (81.). Es folgte Standfußball, beide Mannschaften sehnten die Verlängerung herbei.
Eingebracht hat diese außer Distanzschüssen von Milik (100.) und Nani (103.) sowie einem Flitzer (110.) aber nichts, die Entscheidung fiel im Elfmeterschießen.
Ronaldo und Lewandowski trafen zum Auftakt, Renato Sanches ebenso, den letzten Elfer verwandelte Quaresma nachdem Jakub Blaszczykowski an Rui Patricio gescheitert war.
(joe)
