1:0 gegen Frankreich: Portugals magischer Abend

France v Portugal - EURO 2016 - Final
France v Portugal - EURO 2016 - FinalREUTERS
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Portugal erfüllte sich mit einem 1:0 nach Verlängerung gegen Gastgeber Frankreich den Traum vom ersten Titel. Das Goldtor erzielte der eingewechselte Eder in der 109. Minute.

Der Abend des 10. Juli 2016, Stade de France, Paris. Alles war angerichtet für das große Finale dieser Europameisterschaft, das 51. Spiel der längsten EM ihrer Geschichte. Den Finalisten Frankreich und Portugal bot sich ein würdiger Rahmen, das Stadion war mit 77.000 Zuschauern freilich ausverkauft, Star-DJ David Guetta lieferte kurz vor Anpfiff die programmierte Show. Einzig zahllose kleine Tierchen hatten diesen besonderen Abend vorab ein wenig gestört.


Motten schwirrten über den Rasen, schon beim Aufwärmen fühlten sich viele Spieler und das Schiedsrichterteam von diesen belästigt. Über die Gründe der Plage wurde sogleich gerätselt. In der Nacht vor dem Finale soll das Flutlicht im Stade de France geleuchtet haben, zudem dürfte das feuchtwarme Wetter seinen Teil zur Invasion beigetragen haben. Wie auch immer, erst mit dem Anpfiff galt die ungestörte Aufmerksamkeit den Akteuren auf dem Rasen.

Das Ronaldo-Drama


Das finale Duell Frankreichs gegen Portugal wurde in den vergangenen Tagen zum Showdown zwischen Antoine Griezmann und Cristiano Ronaldo hochstilisiert. Der mit Spannung erwartete Vergleich der beiden Superstars währte allerdings nur kurz. Schon in der 25. Minute wurde Ronaldo unter Tränen vom Platz getragen, Schmerzen im linken Knie machten ein Weiterspielen unmöglich.
Vorausgegangen war dem Drama um „CR7“ ein hartes Einsteigen von Payet (7.), das vom englischen Schiedsrichter Mark Clattenburg jedoch nicht geahndet wurde. Ronaldo, der bereits 2004 nach dem verlorenen EM-Finale gegen Griechenland Tränen vergoss, hatte vor dem diesmaligen Endspiel noch betont: „Ich hoffe, dass ihr mich Tränen der Freude weinen seht.“


Ohne Ronaldo fehlte es der portugiesischen Offensive an Durchschlagskraft und Variabilität. Die einzig nennenswerte Chance des Außenseiters, der nun umso mehr diese Rolle einnahm, fand Nani vor (4.). Frankreich hatte in der ersten Halbzeit mehr zu bieten.
Griezmann (10.), Giroud (10.) und der in seinen Wirkungskreisen kaum aufzuhaltende Sissoko (22., 33.) wurden bei Portugals Schlussmann Patrício vorstellig. Speziell bei Griezmanns Kopfball bewies der 28-Jährige mit einer sehenswerten Parade seine Qualitäten. Dennoch, es zeichnete sich kein Spiel, von dem man noch seinen Enkelkindern berichten wollte, weil es an Tempo und spektakulären Strafraumszenen mangelte.


Die Franzosen blieben auch in der zweiten Halbzeit die bessere Mannschaft, Griezmann (66.), Giroud (75.) und Sissoko (84.) fanden gute Möglichkeiten vor. Auf der Gegenseite beschränkte sich die Gefahr auf eine Doppelchance durch Nani und Ronaldo-Ersatz Quaresma (80.). In der zweiten Minute der Nachspielzeit war Patrício durch Gignac dann doch erstmals bezwungen, nur Aluminium verhinderte den kollektiven französischen Jubel. Zur Einstimmung seiner Kollegen auf die Verlängerung fand auch der humpelnde Ronaldo den Weg zurück auf den Rasen.

Und dann kam Éder


In der Fortsetzung dieses Spiels hatte Frankreich unerklärlicherweise nichts mehr zuzusetzen, urplötzlich war Portugal dem erlösenden Tor näher. Zunächst war Éders Kopfball noch zu zentral (103.), Guereirros Freistoß krachte an die Latte (108.). Nur eine Minute später dann die Erlösung: Der eingewechselte Eder traf aus 20 Metern mitten ins Tor und in das französische Herz. Cristiano Ronaldo weinte – diesmal vor Glück.


EM-FINALE


Portugal: Rui Patricio - Cedric Soares, Fonte, Pepe, Raphael Guerreiro - William Carvalho - Renato Sanches (79. Éder), Adrien Silva (66. Moutinho), Joao Mario - Nani, Ronaldo (25. Quaresma).


Frankreich: Lloris - Sagna, Koscielny, Umtiti, Evra - Pogba, Matuidi - Sissoko (110. Martial), Griezmann, Payet (58. Coman) - Giroud (78. Gignac).


Tor: Eder (109.)

("Die Presse", Printausgabe 11.7.2016)

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