Österreich gegen Deutschland: 100 Jahre Fußball-Emotionen

(c) APA (Roland Witschel)
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100 Jahre nach dem ersten Duell und 30 Jahre nach Cordoba kommt es bei der Euro zum 35. Fußball-Länderspiel gegen den Erzrivalen. Emotionen sind bei dieser Paarung garantiert.

"Ihr bekommt sechs Stück!": 30 Jahre ist diese Schlagzeile der "Bild"-Zeitung alt. 1978 prophezeite das Blatt der österreichischen Elf eine vernichtende Niederlage gegen Deutschland. Vor dem Duell in der Zwischenrunde der WM in Argentinien war Österreich bereits ausgeschieden. Die Deutschen brauchten zum Weiterkommen einen Sieg mit fünf Toren Unterschied. Der DFB-Torhüter Sepp Maier wurde daher gefragt, ob er ein 5:0 für möglich halte. Seine Antwort: "5:0 vielleicht nicht, aber 6:1 schon."

Der Rest ist bekannt: Alles kam anders für die deutsche Mannschaft. Die "Schmach" oder das "Wunder" von Cordoba - je nach Sichtweise - war geboren. Doch auch abseits dieses Triumphes gab es emotionale Aufeinandertreffen:

1931: Höchste deutsche Heimniederlage

Begonnen hatte die Geschichte dieses Duells am 5. Juni 1908 mit einem 3:2-Erfolg in Wien. Danach folgten drei weitere ÖFB-Siege und ein Remis. Die erste Niederlage setzte es 1922 in Wien mit 0:2. Den höchsten Triumph feierte am 24. Mai 1931 das "Wunderteam" mit dem 6:0 in Berlin - bis heute die höchste Heimniederlage Deutschlands. Damit war das DFB-Team noch gut bedient. Seit damals wartet Österreichs Team aber auf einen Sieg beim Erzrivalen.

1934: Farbverwirrung

Bei der WM 1934 in Italien kam es dann zum ersten Duell auf Pflichtspiel-Ebene: Das Team von Trainer Hugo Meisl galt als Favorit auf den Weltmeister-Titel. Doch schon im Halbfinale gegen die Gastgeber war Schluss: Mehrere skandalöse Fehlentscheidungen des schwedischen Schiedsrichters Eklind führten zu einer 0:1-Niederlage der Österreicher. Im Spiel um Platz drei war danach Deutschland der Gegner. Das "Wunderteam" unterlag mit 2:3. Beide Mannschaften waren mit weißen Trikots angetreten. Erst nach 30 Minuten setzte der Schiedsrichter der Verwirrung ein Ende und ließ die Österreicher in roten Leiberln spielen - beim Stande von 2:0 für Deutschland.

1954: Chancenlos im Halbfinale

Die höchste Schlappe kassierten Zeman, Happel, Hanappi, Ocwirk, Koller und Co. mit dem 1:6 im WM-Halbfinale gegen den späteren Champion 1954 in Basel. Die Schweiz, der jetzige EM-Partner, war dennoch eine Reise wert. Die Österreicher schlugen anschließend Uruguay im Spiel um Rang drei 3:1 - die bis heute beste rot-weiß-rote WM-Platzierung war perfekt.

1982: Skandal von Gijon

Beachtenswert war auch das Eigentor von Bernd Krauss in der WM-Qualifikation 1981 in Hamburg. Der gebürtige Deutsche traf in seinem ersten Länderspiel für Österreich ins falsche Tor. Das rot-weiß-rote Team unterlag 0:2. Dennoch schafften es beide Mannschaften zur Weltmeisterschaft in Spanien. Im letzten Vorrundenspiel zwischen Österreich und Deutschland erlebten dort 40.000 Zuschauer das Skandalspiel von Gijon. Horst Hrubesch vom HSV traf nach zehn Minuten zur 1:0 Führung für die Deutschen - ein Spielstand, der beiden Teams den Aufstieg ermöglichen würde: Die restlichen 80 Minuten waren von lustlosem Hin-und-her-Geschiebe des Balles geprägt. Algerien schied als Leidtragender aus. Seitdem werden die letzten Gruppenspiele von der Fifa gleichzeitig angesetzt - um Manipulationen zu vermeiden.

1986: Der letzte Sieg

Das ÖFB-Team ist gegen den großen Bruder seit 29. Oktober 1986 ohne Sieg. Die Deutschen kamen damals zur Eröffnung des umgebauten Prater-Ovals als Sparring-Partner - eine kleine Parallele zum Spiel am Mittwoch, wenn die neuen EM-Zusatztribünen eingeweiht werden. Deutschland unterlag vor knapp 50.000 Zuschauern 1:4. Toni Polster mit zwei Elfertoren und Reinhard Kienast ebenfalls im Doppelpack trafen gegen die Beckenbauer-Elf, für die Rudi Völler scorte.

2004: Dreimal Kuranyi

Danach folgten ein 0:0 in Nürnberg, ein 1:5 in Wien und ein 2:6 in Leverkusen. Sebastian Deisler erlitt in diesem Spiel im Zweikampf mit Rolf Landerl eine schwere Verletzung im rechten Knie. Die WM 2002 musste der Hertha-Spieler absagen. Zuletzt gab es ein 1:3 in Wien. Am 18. August 2004 hatte Kevin Kuranyi mit drei Toren für ein erfolgreiches Debüt von Jürgen Klinsmann als DFB-Teamchef gesorgt. Den Ehrentreffer der Hausherren hatte Martin Amerhauser erzielt. Er traf zum zwischenzeitlichen 1:1.

2008: Zwei verschiedene Halbzeiten

Am 6. Februar 2008 trafen die beiden ungleichen Rivalen zuletzt aufeinander - und die Zuschauer im Ernst-Happel-Stadion trauten ihren Augen nicht: In der ersten Halbzeit spielte der Außenseiter den großen Favoriten komplett an die Wand. Einzig die Chancenverwertung war mangelhaft, so ging es mit einem 0:0 in die Pause. Für diesen Halbzeitstand hätte Deutschland ein Dutzend Dankgottesdienste feiern müssen - auch "Kaiser" Franz Beckenbauer meinte: "Wenn es 3:0 oder 4:0 steht, könnten sich die Deutschen nicht beschweren". In der zweiten Spielhälfte verließen Österreich die Kräfte und Deutschland kam noch zu drei Toren.

(APA/Red.)

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