Fußball-Studie: Deutsche Liga am profitabelsten

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Die englische Liga fährt hohe Umsätze ein – die deutsche hohe Gewinne.

LONDON/WIEN (go). Fast hätte es geklappt: Der Transfer des raubeinigen Italieners Gennaro Gattuso (30) vom AC Milan zu Bayern München schien fast fix. Doch dann „hat Milan wieder Mal Geld drauf gelegt“, stellte Bayern-Manager Uli Hoeneß resignierend fest.

Solche Erfahrungen machen deutsche Clubs immer öfter. Im Bieten um die größten Fußballtalente ziehen Bayern, Bremen oder Hamburg meist den Kürzeren gegenüber italienischen, spanischen und englischen Vereinen.

Die deutschen Clubs sind zwar die profitabelsten Europas – doch das meiste Geld fließt nach England. So lässt sich der Kern der „Annual Review of Football Finance“ der Wirtschaftsprüfungsfirma Deloitte zusammenfassen, die am Donnerstag vorgestellt wurde. 250 Mio. Euro betrug 2006/07 der Betriebsgewinn der 18 Vereine in der Bundesliga. Am Umsatz gemessen ergab das eine Rendite von 18 Prozent. Die deutschen Vereine waren damit dreimal gewinnträchtiger als die englischen.

Sportlich brachte ihnen das nichts. Seit 2003 hat es kein deutscher Club ins Halbfinale der Champions League geschafft. Dagegen kamen in den letzten beiden Saisonen je drei Halbfinalisten aus dem „Mutterland des Fußballs“.

Wie das die Engländer machen

Woran liegt das? In erster Linie daran, dass englische Clubs deutlich mehr Geld für die TV-Übertragungsrechte bekommen als alle anderen Teams der Welt. „In der Premier League bekommt jeder Verein 40 Mio. Euro garantiert. Das geht aber bis zu 60 Mio. Euro hoch. In Deutschland sind es nur 20 bis 30 Mio. Euro“, sagte Stefan Ludwig von Deloitte zur „Presse“. Zweitens schafft es niemand so perfekt wie die englischen Clubs, an den Spieltagen Geld zu verdienen. Arsenal London zum Beispiel steigerte 2006/2007 die Einkünfte aus dem Verkauf von Karten, Fanartikeln und ähnlichem um 105 Prozent auf 115 Mio. Euro. Kein Wunder, investierte Arsenal doch in ein neues 60.355-Sitze-Stadion.

Diese Fähigkeit, Geld herein zu bringen, macht es Arsenal und Co. möglich, die höchsten Gehälter zu bezahlen. 63 Prozent der Umsätze der englischen Vereine gingen für Spielergehälter drauf. In Deutschland waren es nur 45 Prozent.

Die Kluft zwischen England und dem Rest Europas dürfte heuer noch größer werden. Ein neuer TV-Vertrag sollte die Einkünfte aus Übertragungsrechten um 50 Prozent steigern. Die Gattusos dieser Welt dürften für Bayern also unerschwinglich bleiben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.05.2008)

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