TV-Unterbrechung durch Strom- und Back-up-Aussetzer

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Mikro-Ausfälle sind schuld, dass die Uefa während des Halbfinales Deutschland - Türkei minutenlang keine Fernsehbilder liefern konnte. Der ORF bedauerte die Aussetzer.

Drei kurze Stromaussetzer und das Versagen des Sicherheitssystems beim Umschalten auf den Notstrom-Generator sind die Gründe, die am späten Mittwochabend während der zweiten Spielhälfte des Fußball-EM-Halbfinales zwischen Deutschland und der Türkei (3:2) in Basel zu einem Ausfall der TV-Bilder während der Direktübertragung geführt haben. Das erklärte Alexandre Fourtoy, der Chef der Uefa Media Technology SA, am Donnerstag auf einer Pressekonferenz in Wien.

"Wir bedauern das zutiefst. Es war eine Verkettung unglücklicher und außergewöhnlicher Umstände. Es tut uns leid für alle, die einige Minuten des Spiels nicht gesehen haben", sagte der Franzose. Schuld an den Ausfällen seien Mikro-Aussetzer von weniger als einer Milli-Sekunde im Stromversorgungssystem gewesen, die nichts mit dem Wetter zutun gehabt hätten. "Es war ein rein technisches Problem. Die Ausfälle reichten aus, um das System neu starten zu müssen. Das dauerte dreimal sechs Minuten," erklärte Fourtoy die Probleme im International Broadcasting Center (IBC).

Diesel-Generator wird eingesetzt

Dieses ist auf dem Wiener Messe-Areal im Prater untergebracht. Von dort wird das weltweite TV-Signal durch die Uefa und ihre Partner-Firmen produziert und ausgesendet. Für die EM-Spiele Nummer 30 am (heutigen) Donnerstag zwischen Russland und Spanien sowie das sonntägige Endspiel ebenfalls im Wiener Happel-Stadion kündigte Fourtoy besondere Sicherheitsmaßnahmen an. Ein nun parallel laufender Diesel-Generator soll verhindern, dass bei Stromausfällen das gesamte Sicherheitssystem neu gestartet werden muss.

Der Direktor für Medien-Technologie wies gleichzeitig Vorwürfe einer schlechten Planung für das Milliarden-Projekt Euro 2008 zurück. "Wir haben den bestmöglichen Stromversorger gewählt, er war auch für die WM 2006 in Deutschland verantwortlich", sagte er. Im TV-Bereich handelt es sich dabei um das Unternehmen Host Broadcast Services (HBS), das auch mit der Fifa zusammenarbeitet. Die Uefa habe einen Vertrag mit HBS, der Partner wiederum Zulieferer, die er aber nicht kenne, meinte Fourtoy.

Zu möglichen Regress-Ansprüchen durch TV-Anstalten an die Uefa bzw. durch die Uefa an den Stromversorger wollte der Franzose keine Stellung beziehen. Das sei Aufgabe der Rechtsabteilungen, außerdem habe jetzt nicht das Finanzielle Priorität. 800 Mio. Euro des EM-Budgets von insgesamt 1,3 Mrd. Euro generiert die Uefa aus Geldern für Fernsehrechte. "Unsere Hauptaufgabe ist es nun, die Sicherheit für die noch kommenden Spiele zu gewährleisten", erklärte Fourtoy, der vorerst noch nicht wusste, wie viele Länder von den TV-Bild-Ausfällen betroffen waren. Die Uefa übernahme auch die alleinige Verantwortung für die Ausfälle und stellte fest, dass weder den ORF noch die anderen TV-Anstalten ein Verschulden treffe.

ORF bedauert Ausfall

Auch in Österreich waren durch die Uefa-Panne für mehrere Minuten und wiederholt ORF-Bilder ausgefallen. Der Sender übernahm kurzfristig wie das ZDF das Signal des Schweizer Fernsehens (SF). Die Eidgenossen verfügten im Basel über Glasfieberkabel, ein eigenes Back-up-System hatten andere Anstalten nicht nur Verfügung, da die Uefa TV-Bilder erstmals in Eigenregie produzieren lässt. Streng genommen war das Umschalten auf SF auch ein Vertragsbruch, doch Fourtoy meinte zur spontanen TV-Hilfsgemeinschaft: "Das war ein guter Akt der Solidarität."

Der ORF bedauerte die Ausfälle am Donnerstag: "Weit mehr als eine Million österreichischer Fußballfans waren zu Recht empört, auch wenn den ORF keinerlei Schuld trifft, und die Ausfälle ausschließlich im Verantwortungsbereich der Uefa lagen, wie diese heute unmissverständlich festgestellt hat", erklärte ORF-Kommunikationschef Pius Strobl.

(APA)

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