Euro 08: Der Fußball als Doping-freie Zone

(c) EPA (Dominic Favre)
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Doping-Kontroll-Labor im ARC Seibersdorf bestätigt: Alle Doping-Tests der Euro 08 waren negativ.

Österreich gegen Deutschland: In der 49. Minute schießt Ballack das entscheidende 0:1 für Deutschland. Über 120 km/h schnell flog der Ball ins österreichische Tor. Dann im Finalspiel Spanien gegen Deutschland. In der 33. Minute lüpft Fernando Torres im vollen Lauf den Ball sanft über den deutschen Tormann Jens Lehmann und springt noch in derselben Sekunde elegant über Lehmann, ohne diesen zu verletzen. Kann man solche Leistungen erbringen, ohne kraft- oder konzentrationsstärkende Substanzen einzunehmen? „Ja“, sagt Günter Gmeiner, Leiter des Doping-Kontroll-Labors der ARC Seibersdorf. Innerhalb der letzten Monate wurden in Seibersdorf und im Partnerlabor in Lausanne in der Schweiz zirka 300 Dopingtests durchgeführt. „Die Untersuchungen sind bis auf das Finalspiel alle abgeschlossen und wir können erfreulicherweise verkünden, dass alle Proben negativ waren – also keine illegalen Substanzen oder übermäßige Hormonmengen gefunden wurden.“

Die 16 Teams, die an der EM in der Schweiz und in Österreich teilnahmen, wurden sowohl während der Trainingsphase als auch während des Turniers regelmäßig und unangekündigt kontrolliert. Während der Trainingsphase wurden pro Team zehn Spieler ausgewählt, die Blut- und Harnproben abgeben mussten. Darum waren bei der Euro 2008 auch jeweils zwei Doping-Kontrollore vor Ort: Einer nimmt Blut ab, der andere ist für die Urinprobe zuständig.

Erstmals Blut- und Harntests bei der EM

Wie viel Blut muss jeder Spieler lassen? „Für die Vollblutprobe werden je drei Milliliter für A- und B-Probe abgenommen. Zudem werden zweimal fünf Milliliter Blut genommen, aus denen das Serum gewonnen wird“, erklärt Gmeiner die Details der neuen Regelung, durch die heuer erstmals in der Geschichte der Europameisterschaft jeder Dopingtest aus simultanen Blut- und Urinproben bestand. Das Blut kann auf Substanzen getestet werden, die im Harn nicht nachweisbar sind.

Auch Eigenblut-Doping kann nur über ein Blutprofil erkannt werden. „Das Blutprofil ist immer nur ein Hinweis auf ein mögliches Doping“, sagt Gmeiner. Denn das Profil lässt sich nicht in klare Grenzwerte einteilen, sondern ist nur im Vergleich über die Zeit sinnvoll. Pro Spieler wird das Blutprofil in einer Datenbank gespeichert, sodass plötzliche Veränderungen von Hämatokrit und Hämoglobin im Labor erkannt werden können. Im Harn wird die komplette Dopingliste getestet, die von der WADA (Welt Anti-Doping Agentur) festgelegt ist. Auch Doping durch EPO (Erythropoetin), ein Wachstumsfaktor für die Bildung roter Blutkörperchen, der besonders im Radsport für zahlreiche Dopingskandale gesorgt hat, kann so nachgewiesen werden.

Die Doping-Tests wurden freilich während des EM-Turniers aufrecht gehalten: Pro Match und Team wurden zwei Spieler getestet – nicht ganz einfach für den Doping-Kontrollor, der vom Spieler die Probe erhalten muss, noch bevor dieser in die Dusche abhaut. Die Analyse der Proben während des Turniers wurden in Lausanne durchgeführt; Gmeiner war auch dort vor Ort. „Innerhalb von 24 Stunden braucht die Uefa die Ergebnisse der Tests“, berichtet Gmeiner. Für diesen hohen Standard zahlt die Uefa auch kräftig: zirka 700 Euro kostet die Analyse jeder Dopingprobe.

In Österreich passt seit gestern die neue Anti-Doping Agentur NADA Austria auf, dass im Sport keine illegalen Substanzen verwenden werden. „Wir wollen in die Aufklärung und Prävention investieren“, sagt Geschäftsführer Andreas Schwab, „damit immer weniger Dopingfälle auftreten.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.07.2008)

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