England: „Mehr Zeit für das Elfmetertraining“

Roy Hodgson coach of England at the final whistle during the UEFA European Championship EM Europamei
Roy Hodgson coach of England at the final whistle during the UEFA European Championship EM Europamei(c) imago/Sportimage (imago sportfotodienst)
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Der verpasste Gruppensieg bescherte Roy Hodgson eine mediale Abrechnung, der Teamchef steht in der Kritik – und vor dem Dilemma, keiner Formation zu vertrauen.

Saint-Étienne. „Sabotage“, „Lotterie“ „Dummheit“: Englands Coach Roy Hodgson bekam für seine vollkommen missratene Rotation die Quittung von britischen Zeitungen präsentiert. Denn die Three Lions zittern nach dem 0:0 gegen die Slowakei und dem verpassten Gruppensieg vor einer harten K.-o.-Runde.

Im Achtelfinale könnten Portugal (oder Österreich) warten, im Viertelfinale scheint dann das Duell mit Gastgeber Frankreich unumgänglich. „Wenn ein Trainer sechs Spieler tauscht, ist die einzige Rechtfertigung das Ergebnis. Das hat Hodgson nicht erreicht“, kritisierte „Daily Mail“. „Er hat es England sehr schwer gemacht. Alles andere ist nur noch Gelaber.“

Hodgson, 68, wusste, dass er sich keine Freunde gemacht hatte, selbst unter den Spielern herrschte Wut. Sogar Veteran Wayne Rooney stapfte missmutig vom Rasen und rauschte wortlos zum Mannschaftsbus. Erneut war England das dominierende Team, nur diese Ineffizienz ist höchst frappierend: 28:4-Schüsse, insgesamt 65 Versuche nach drei Spielen, die meisten des Turniers, aber England schoss nur drei Tore. „Zweitklassig“, titelten „Sun“, „Mirror“ und „Telegraph“ in ungekannter Einigkeit angesichts dieser Schmach – denn Wales wurde Gruppensieger.

Vor dem ersten Alles-oder-Nichts-Spiel steht Hodgson vor dem Dilemma, keiner eingespielten Formation zu vertrauen. Nur in einem Punkt herrscht landesweit Einigkeit: Notfalls gibt es wieder Penalties. „Elfmeter im Training und Elfer vor Zuschauern sind verschiedene Dinge, das kennen wir“, ätzte Hodgson. Die Bilanz: 1:6-Enttäuschungen bei Turnieren. So gab es am Ende doch noch einen positiven Aspekt am späteren Achtelfinal-Termin. „Wenigstens geben ihnen die zwei freien Extratage mehr Zeit, Elfmeter zu trainieren“, spottete die „Times“. (fin)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.06.2016)

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