Minus in Milliardenhöhe: Verlustgeschäft Fußball-EM

Die Partystimmung koennte in Kiew bald enden
Die Partystimmung koennte in Kiew bald enden(c) EPA (Sergey Polezhaka)
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Das Ausrichten der EM könnte Co-Gastgeber Ukraine teuer zu stehen kommen. Analysten rechnen mit Verlusten von bis zu acht Milliarden Dollar. Auch die Nachhaltigkeit wird bezweifelt.

Die Euphorie wegen der Fußball-EM im Co-Gastgeberland Ukraine könnte ein jähes Ende finden. Analysten rechneten nun vor, dass das Land die Ausgaben in Milliardenhöhe wohl nicht mehr hereinholen wird. Es droht ein Minus von sechs bis acht Milliarden Dollar. Zudem würde die Ausrichtung des drei Wochen lang dauernden Turniers, die sich die Ukraine 13,4 Milliarden Dollar kosten lässt, das Land nicht einladender für ausländische Investitionen machen. Das berichtete die Nachrichtenagentur Reuters.

Auch die Hoffnungen von Reiseveranstaltern und Behörden, dass die Ukraine nach Ende der EM einen Tourismusboom erfahren wird, dürften unerfüllt bleiben.

Innenpolitik torpediert Imagegewinn

"Die Ukraine wird keine finanziellen Erträge oder größere wirtschaftliche Vorteile aus der Rolle als Co-Gastgeber der EM 2012 generieren", meint etwa Andriy Kolpakow, Managing Partner der Analystengruppe Da Vinci AG. "Und jede mögliche Image-Verbesserung wurde durch die Innenpolitik und die Reaktionen der EU darauf, erschwert."

Die Inhaftierung von Oppositionsführerin Julia Timoschenko hat das Vertrauen in die Kreditwürdigkeit der Ukraine verletzt und führte zu einem Boykott des Sportereignisses von einigen namhaften europäischen Politikern.

Das hohe Maß an Korruption in der Ukraine schreckt ausländische Investoren ab, während die explodierenden Hotel-Preise viele Fußball-Fans von der Anreise abhalten. Auf der offiziellen Uefa-Ticketseite sind immer noch zahlreiche Tickets zu haben - alle für Spielorte in der Ukraine. Sogar das Halbfinalspiel in Donetsk ist noch nicht ausverkauft.

Die Rechnung drückt noch lange

Laut Regierungsprogramm hat der Staat 6,6 Milliarden Dollar aus dem Budget in die EM-Vorbereitungen investiert. "Der Steuerzahler wird viele Jahre für diese Fußball-Feiertage zahlen müssen", sagte Erik Najman vom Brokerhaus Capital Times.

Ukrainische Behörden argumentieren, ein großer Teil der Ausgaben wäre ohnehin notwendig gewesen: "Ohne internationale Flughäfen und Verkehrsinfrastruktur gibt es keine ausländischen Investitionen", meinte der stellvertretende Ministerpräsident Borys Kolesnikov, der für die EM-Vorbereitung verantwortlich ist.

Ob das Geld gut angelegt wurde, ist auch ein strittiger Punkt. "Trotz jahrelanger Vorbereitung wurde keine anständige touristische Infrastruktur geschaffen, um die Fans in die Ukraine zurück zu locken", sagte Kolpakow.

(Ag./Red.)

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