Gruppe B: Deutschland freut sich über zwei Sorgenkinder

(c) AP (Matthias Schrader)
  • Drucken

Mit seinen zwei Toren gegen den Erzrivalen Niederlande ließ DFB-Stürmer Mario Gomez seine Kritiker vorerst verstummen. Auch Bastian Schweinsteigers Leistung gibt Trainer Joachim Löw Grund zur Hoffnung.

Charkiw/AG/SB. Eine gewisse Hüftsteife wurde ihm vorgeworfen. Abtauchen in wichtigen Spielen ebenso. Doch mit nur einer Szene entkräftete Mario Gomez beide Kritikpunkte. Sein erstes Tor gegen den deutschen Erzrivalen Niederlande, das hatte schon einen Hauch brasilianische Ballkunst. Oder ist es doch das spanische Blut, das in Gomez' Adern fließt? Schließlich ist Vater Jose Garcia gebürtiger Spanier, der in den 1960er-Jahren einwanderte und in Baden-Württemberg bei Marios Mutter Christa sesshaft wurde.

Für die spanische Nationalmannschaft zu spielen, das kam für den 26-Jährigen nie infrage. Jetzt ist er auch im Trikot mit dem Adler Stürmer Nummer eins. Bei der EM 2008 war er noch die Lachnummer, als er gegen Österreich aus wenigen Metern das leere Tor verpasste. Bei der WM 2010 kam er an Miroslav Klose nicht vorbei. Jetzt scheint seine Stunde geschlagen zu haben. Nach zwei EM-Spielen hat Mario Gomez drei Tore auf dem Konto, denn auch das zweite Tor zum 2:1-Sieg über „Oranje“ steuerte der Bayern-Stürmer mit einem sehenswerten Schuss aus spitzem Winkel bei. Damit fiel dem 1,89-Meter-Mann eine große Last von den Schultern.

„Es war Druck ohne Ende“, gestand Gomez nachher. Vor allem TV-Experte und Ex-Bayern-Star Mehmet Scholl hatte laute Kritik am 26-Jährigen geübt. Gomez sei sich zu schade für engagierte Arbeit auch in der Defensive, hieß es etwa.

Bei der heißen Partie gegen „Oranje“ – weit über 30 Grad wurden in Charkiw gemessen – gelangen Gomez zwei schlagende Argumente für seine Aufstellung. Die nahmen auch von Trainer Joachim Löw viel Druck weg. Der Bundestrainer hatte trotz der großen Kritik an Gomez festgehalten. Das Vertrauen zahlt sich nun aus. „Mario ist ab und zu auch bei der Nationalmannschaft am Boden gelegen. Bei der EM 2008 hat er eine Chance versemmelt und hatte Selbstbewusstsein verloren. Aber er hat sich immer wieder herangekämpft“, lobte Löw die Steherqualitäten seines Stürmers.

Löw hat nur einen Kritikpunkt

Aber auch sonst war Löw sehr zufrieden mit dem Auftritt seines Teams: „Wir haben das Tor zum Viertelfinale aufgestoßen. Es war ein wahnsinnig intensives Spiel. Bei den Temperaturen war es extrem schwierig, über das ganze Spiel hohes Tempo zu gehen. Wir haben es absolut klasse verstanden, defensiv gut zu arbeiten, weil Hollands Spiel auf eine starke Offensive aufgebaut ist“, meinte er 52-Jährige. Nur eines bemängelte Löw: „In der zweiten Halbzeit hätten wir den Sack früher zumachen können. Wir hätten das dritte Tor machen müssen.“

Explizites Lob gab es nicht nur für Doppeltorschütze Mario Gomez, sondern auch für den zweifachen Assistgeber Bastian Schweinsteiger, der ebenfalls zuvor in der Kritik stand: „Er hat ein klasse Spiel gemacht, absolut. Man spürt seine Präsenz zusammen mit Khedira im Mittelfeld. Sie haben einen überragenden Spieler wie Sneijder weitestgehend aus dem Spiel genommen. Basti war längere Zeit verletzt, aber er ist allemal in der Lage, ein gutes Tempo über 90 Minuten zu gehen. Und seine Präsenz auf dem Platz ist einfach extrem gut.“

Van Marwijks letzter Strohhalm

Gar nicht gut ist dagegen die Lage beim Vizeweltmeister aus den Niederlanden. Nach zwei Niederlagen ist die Chance auf das Viertelfinale nur noch äußerst gering (siehe unten). Trainer Bert van Marwijk klammert sich immer noch an die Hoffnung auf ein Wunder: „Wir sind noch nicht draußen. Wenn man eine Chance hat, dann muss man dran glauben. Ich habe mit den Spielern gesprochen, und die Spieler glauben noch an sich. Wir haben heute tausende Fans dabeigehabt und müssen gegen Portugal jetzt mindestens mit zwei Toren Unterschied gewinnen.“

Was allerdings dagegen spricht, ist die erneut ganz schwache Leistung in der Defensive. So viele Offensiv-Hochkaräter Van Marwijk auch aufbieten kann, die Abwehr von „Oranje“ ist bestenfalls Durchschnitt. Auch der zurückgekehrte Mathijsen brachte keine Stabilität. Das sah auch der Bondscoach so. „Es lief gut für uns, Deutschland hatte ein paar Probleme. Heute waren wir einfach nicht stark genug. Wir haben ihnen im Mittelfeld zu viel Platz gelassen, und vor allem in der Verteidigung hat es nicht geklappt.“

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

EM 2012

Deutschland draußen, Oranje weiter – alles ist möglich

Tag der Abrechnung. In der „Horrorgruppe“ B der EM müssen am Sonntag möglicherweise die Taschenrechner gezückt werden. Die Uefa-Arithmetik macht nämlich aus der Aufstiegsfrage eine eigene Wissenschaft.
Deutschland siegt Gomez erneut
EM 2012

Deutschland siegt 2:1: Gomez erneut der Matchwinner

Gruppe B. Deutschland bezwang Holland mit 2:1 und darf Vorkehrungen für das Viertelfinale treffen.
LiveTicker Deutschland nach GomezGala
EM 2012

Deutschland gewinnt 2:1, Holland darf noch hoffen

Nach zwei Gomez-Toren macht van Persie das Spiel nochmals spannend, aber Deutschland bringt den Sieg verdient nach Hause.
Niederlande-Deutschland

Gomez besiegt die Oranjes


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.