Vor Italien vs Kroatien: Genie, aber auch sehr viel Wahnsinn

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Gruppe C: Mario Balotelli will mit Toren für Italien glänzen, der Stürmer zieht jedoch mit Allüren, Ausrastern und seinem Ego die Blicke auf sich. Er sagt: „Ich glaube, ich bin ein Genie.“

Posen/Dat. Er liebt schnelle Autos. Er trägt einen Irokesenschnitt. Manche seiner Aussagen sorgen für Gelächter, weil sie komplett daneben sind. Er spielte bei Inter Mailand, er ist Stürmer. Nein, es handelt sich nicht um Marko Arnautovic. Sondern um einen sehr guten Freund von ihm: Mario Balotelli, Italiens Enfant terrible.

Der Stürmer, 21, polarisiert wie kein Zweiter in der Squadra Azzurra. Wenn er schwach spielt oder lustlos über den Rasen trabt, ist die italienische Fußballseele empört. Wenn er eine Großchance gerade stümperhaft vergibt, etwa beim 1:1 gegen Spanien, kocht der Volkszorn der Tifosi hoch. Dann keimt auch Hass auf. Dann ist der in Palermo geborene Fußballer kein Italiener, sondern nur der Sohn ghanaischer Einwanderer. Ihm selbst sind Anfeindungen offenbar recht. Er provoziert gerne. Er sagt: „Ich glaube, ich bin ein Genie.“

Geldstrafen, Wohnungsbrand

Die Öffentlichkeit hat ihr Urteil längst gefällt. Balotelli gilt als störrisches, unbelehrbares Problemkind, das abseits des Rasens präsenter ist als auf dem Platz. Genährt wird die Meinung durch sein auffälliges Verhalten. Seit seinem 27-Millionen-Euro-Transfer von Inter Mailand zu Manchester City im Sommer 2010 häufte er Parkstrafen jenseits der 10.000 Euro an, weil er sein Auto immer dort abstellt, wo es ihm gerade passt.

Gerne flaniert er durch Manchesters Innenstadt und verteilt Geld an Passanten. Als er zum Einkaufen geschickt wurde, um Haushaltsgeräte zu besorgen, kam er mit einem Riesentrampolin und zwei Vespas nach Hause – aber ohne Bügeleisen und die benötigen Putzsachen.

Klingt harmlos, Balotelli kann es natürlich auch noch ganz anders. Er bewarf Jugendspieler der „Citizens“ mit Dartpfeilen, mit der schlichten Begründung, etwas gegen seine Fadesse tun zu müssen. Ein anderes Mal ließ er sich von einem Freund fast sein Haus durch einen Feuerwerkskörper abfackeln oder marschierte während der Unterrichtszeit in eine Schule, weil er aufs Klo musste. An diesem Spieler verzweifelte unter anderem auch José Mourinho. „Er sagt, niemand kann mich verstehen, aber der Einzige, der mich nicht verstehen kann, ist er“, meinte Balotelli über den Portugiesen.

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Er ist unverkäuflich

Mit City-Coach Roberto Mancini hat Balotelli ein weit innigeres, vielleicht sogar väterliches Verhältnis. Das Band schien trotzdem oft zerschnitten, Balotelli kassierte zu oft unnötige Rote Karten. Mancini wollte den „Bad Boy“ verkaufen – musste aber doch umdenken. Das Problem: Kein Klub der Welt wollte Balotelli mitsamt seinen Eklats, Affären und Launen kaufen.

Balotelli, der seit seinem 18.Geburtstag die italienische Staatsbürgerschaft besitzt, spielt seit 2010 in der Squadra Azzurra. Nach dem Spanien-Spiel stand Balotelli schwer in der Kritik, für sein überhebliches Verhalten. Er wurde ausgetauscht und sein Ersatzmann, Antonio Di Natale, schoss das wichtige Tor. Teamchef Cesare Prandelli hält dennoch viel auf Balotelli, der definitiv gegen Kroatien spielen wird. Ihn zu verbannen oder zu bestrafen wäre ohnehin sinnlos. „Ich bin sicher, dass er die Nationalmannschaft nicht im Stich lassen wird“, meinte Prandelli. Balotelli ist nur ein Tor von seiner Rehabilitation entfernt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.06.2012)

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