Schweden - England: Ibrahimović sucht letztes Glück

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Schwedens Stürmerstar Zlatan Ibrahimović ist für Traumtore und verbale Abseitsstellungen gleichermaßen bekannt.

Kiew. Über Zlatan Ibrahimović gibt es keine drei Meinungen. Entweder man liebt ihn oder hasst ihn. Egal ist „Ibra“, wie er gerufen wird, niemandem. Der Schwede selbst liebt sich natürlich. Das liegt in seinem Naturell. Er kann gar nicht anders als zu polarisieren.

Kritiker, die es zu Genüge gibt, verschmähen ihn als arroganten Typen, der schon früh die Bodenhaftung verloren hat. Ibrahimović ist keiner, der lieber Taten statt Worte sprechen lässt. Der 30-Jährige bevorzugt es, beides gleichzeitig zu tun.

Das Können sprach dem Modellathleten bosnisch-kroatischer Herkunft nie jemand ab. Schon in der Jugend narrte er Gegenspieler. In einem Spiel für Balkan Malmö wurde er zur Halbzeit beim Stand von 0:4 eingewechselt. Malmö gewann mit 8:4. Ibrahimović erzielte acht Treffer. Zu „Everybody's darling“ fehlt ihm allerdings viel. Seine disziplinären Aussetzer brachten ihm den Ruf des Unbelehrbaren ein. Schon seine Schulleiterin sah in ihm den „Prototypen eines Jungen, mit dem es böse endet“.

Ibrahimovic war als Kind, wie alle Superstars von heute, einer von vielen. Aufgewachsen in Rosengard, einem Vorort von Malmö mit damals 84 Prozent Ausländeranteil, legte er sich eine dicke Haut zu, lernte früh seine Ellbogen einzusetzen. Sein Talent ist herausragend, eine große Karriere scheint vorgezeichnet. 2001 führt ihn sein Weg nach Amsterdam. Weitere Engagements bei Juventus, Inter, Barcelona und Milan folgen.

150 Millionen Euro

Erfolg ist, wo Ibrahimović ist. Der Schwede sammelt Titel wie andere Gelbe Karten, er wurde mit jedem seiner Klubs Meister. Zlatan wäre aber nicht Zlatan, würde er nicht auch Millionenbeträge in Umlauf bringen. Seine Transfers ließen bislang 150 Millionen Euro von Konto zu Konto wandern. Vielleicht ist es das viele Geld, das ihn nicht zur Ruhe kommen lässt. Egal, wie erfolgreich er auch Torleute zur Verzweiflung bringt: Seine Fehltritte nehmen kein Ende. Bei Beleidigungen kennt Ibrahimović keine Scheu vor großen Namen. Messi, Xavi und Iniesta bezeichnete er als „Schuljungen ohne eigene Meinung“. Trainer Josep Guardiola sprach er sämtliche Qualitäten ab und drohte sogar „ihm eine zu schmieren“. Die Technik des norwegischen Stürmers John Carew kostete Ibrahimović ein müdes Lächeln. „Was der mit dem Ball kann, kann ich mit der Orange.“

Bei der Euro will Ibrahimović eine Ausnahme machen und nicht durch verbale Abseitsstellungen auffallen. Er will den Titel, den ersten mit der Nationalmannschaft. Ein Ding der Unmöglichkeit, aber wenn ein Schwede Unmögliches verbringt, dann er.

Schweden: 1 Isaksson; 2 Lustig, 3 Mellberg, 4 Granqvist, 5 M. Olsson; 6 Elm, 9 Källström; 7 Larsson, 10 Ibrahimovic, 20 Toivonen; 22 Rosenberg.
England: 1 Hart; 2 Johnson, 6 Terry, 15 Lescott, 3 Cole; 16 Milner, 4 Gerrard, 17 Parker, 20 Oxlade-Chamberlain; 11 Young; 22 Welbeck.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.06.2012)

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