Der 3:1-Sieg in London verzückte den Münchner Vorstand und belegte Bayerns Topform. Arsenal-Trainer Wenger bleibt nur die Hoffnung auf das „Unmögliche“.
London/Wien. Beinahe wäre der Abpfiff des Achtelfinalhinspiels zwischen Arsenal und Bayern im gellenden Pfeifkonzert der englischen Fans untergegangen. Zuvor hat ihr Team bei der 1:3-Niederlage eine über weite Strecken äußerst hilflose Darbietung geliefert und dem deutschen Rekordmeister damit den ersten Champions-League-Sieg in London beschert.
Im Bayern-Vorstand gab es daher nur fröhliche Gesichter. „Die erste Halbzeit war Fußball aus dem Lehrbuch, besser kann man nicht spielen“, frohlockte Präsident Uli Hoeneß. „Noch nie habe ich eine Bayern-Mannschaft wie in der ersten halbe Stunde spielen sehen.“ In dieser trafen Toni Kroos (7.) und Thomas Müller (21.) für die Gäste, Arsenal konnte nur zusehen. Selbst als die Münchner, bei denen David Alaba als Linksverteidiger durchspielte, danach deutlich zurücksteckten, strahlten sie immer noch mehr Gefahr aus.
Erstes Gegentor im Jahr 2013
Lukas Podolski war es gegen seinen Exklub vergönnt, den Bayern das erste Gegentor im Jahr 2013 zuzufügen. Arsenals Hoffnung währte aber nur kurz, das 3:1 durch Mario Mandzukic rückte die Verhältnisse wieder zurecht (77.). „Wir werden das Rückspiel ernst nehmen. Aber es ist schwer gegen uns zu treffen und wir sind derzeit fast immer für zwei oder drei Tore gut. Daher haben wir gute Chancen auf den Aufstieg“, fasste Jupp Heynckes die Ausgangslage trocken zusammen. Die Gelbsperre von Bastian Schweinsteiger fällt da kaum ins Gewicht.
Arsenal-Trainer Arsène Wenger hingegen stellte sich der Presse nur widerwillig. Nach Spielende war er ohne Shakehands mit Heynckes schnurstracks in die Kabine geeilt. „Wir haben gegen ein Team mit sehr viel Klasse verloren. Jeder Bayern-Spieler hat das Selbstvertrauen, sein Bestes abzurufen, das fehlt uns leider im Moment“, sagte der Franzose. „Jetzt können wir nur versuchen, das Unmögliche möglich zu machen.“
Wenger selbst steht im Mittelpunkt der Kritik. Seit 1996 sitzt er auf der Bank, die Ausbeute von drei Meistertiteln und vier Pokalsiegen ist vielen zu mager, zumal heuer die achte titellose Saison in Folge droht. „Es liegt nicht am Trainer, wir müssen es auf dem Platz zeigen“, ergriff Jack Wilshere Partei für Wenger. Der 21-Jährige war einer von zwei Engländern in Arsenals Startelf und zugleich der Beste. „Wir hatten wieder einen schlechten Start, das verfolgt uns die ganze Saison. Nerven, Angst – ich weiß nicht, woran es liegt.“
Málaga in Porto chancenlos
Einseitig war auch Portos Heimsieg gegen Málaga. Die Portugiesen aber konnten ihre drückende Überlegenheit nur in einen Treffer (João Moutinho, 56.) ummünzen. Die Spanier hatten nicht einen einzigen Torschuss. „Das war eines unserer schlechtesten Spiele“, sagte Málaga-Coach Manuel Pellegrini. „Trotz allem ist der Schaden nicht zu groß. Das gibt uns Hoffnung, dass wir das in einem normalen Spiel noch drehen können.“
Die Rückspiele beginnen am 5. März mit den Partien Manchester United – Real Madrid und Borussia Dortmund – Schachtjor Donezk.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.02.2013)