Eine Terminverlegung steht für Fifa-Präsident Joseph Blatter nur dann zur Diskussion, wenn Gastgeber Katar die Initiative ergreift. Auch die angekündigten Reformen im Weltverband wurden weiter aufgeschoben.
Zürich/Wien/Swi. Nachdem Uefa-Präsident Michel Platini sich noch einmal vehement für eine Verlegung der WM 2022 in Katar in die Wintermonate ausgesprochen hatte, ließ der Konter seines Fifa-Pendants Joseph Blatter nicht lange warten. Die Diskussion sei zum diesem Zeitpunkt hinfällig, die Initiative zu einer Terminverschiebung müsse vom Gastgeberland Katar ausgehen. „Bis jetzt gibt es keine Anfrage an das Exekutivkomitee“, sagte der Schweizer.
Daher gebe es für die Fifa keinen Grund tätig zu werden. „Das Komitee steht zu seiner Entscheidung. Auch die Prinzipien einer WM sind immer noch dieselben. Es ist ein Turnier mit 32 Mannschaften und 64 Spielen, die im Juni oder Juli ausgetragen werden“, sagte Blatter. Im gleichen Atemzug erkannte der Fifa-Präsident jedoch an, dass eine Durchführung der WM im Juni/Juli aufgrund des zu erwartenden heißen Klimas „äußerst schwierig“ sei.
Zusätzlich vermochte nicht einmal Blatter die möglichen Folgen einer Anfrage zur Terminverschiebung abzuschätzen. „Das ist ein Fragezeichen. Ich bin kein Prophet, um zu wissen, was dann passieren wird“, sagte der 77-Jährige. Spekuliert wird nämlich, dass die unterlegenen Bewerber (Australien, Südkorea, Japan, USA) rechtliche Mittel ergreifen könnten. „Wir verlieren nicht die Kontrolle über die WM“, versuchte Blatter zu beschwichtigen.
Externe Kontrolle unerwünscht
Auch die anschließend verkündeten Ergebnisse der Exekutivsitzung dürften Kritikern weitere Nahrung liefern. Denn die nach dem Korruptionsskandal vor zwei Jahren angedachten Reformpläne wurden nicht umgesetzt. Einer externen Überprüfung der Integrität wurde ebenso wie unabhängigen Persönlichkeiten im engsten Führungszirkel eine Absage erteilt. Die Einführung einer Amtszeit- und/oder Altersbegrenzung für Fifa-Spitzenfunktionäre wurde ohne Empfehlung an die Mitglieder des Kongresses delegiert.
Nur zu einem kleinen Zugeständnis war die Exekutive bereit. Nach der massiven Kritik an die WM-Vergabe an Katar soll zukünftig der Kongress entscheiden. Freilich nicht, ohne Vorauswahl und Reduzierung auf maximal drei Bewerber durch die Exekutive.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.03.2013)