Der Maestro und seine "Boys in Green"

Maestro seine Boys Green
Maestro seine Boys Green(c) EPA (Georgios Kefalas)
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Giovanni Trapattoni, 74, ist der wahre Star des irischen Teams. Der Italiener lebt für den Fußball, klopft Sprüche und träumt von der WM 2014 in Brasilien.

Dublin/Red. Der Star von Irlands Fußballteam sitzt am Dienstag (20.45 Uhr, ATV) im WM-Qualifikationsspiel gegen Österreich in Dublin auf der Bank: Giovanni Trapattoni. Der Trainer führte die „Boys in Green“ seit seinem Amtsantritt 2008 in Europas Elite zurück und verpasste die Qualifikation für die WM 2010 nur aufgrund des Handspiels von Thierry Henry im Play-off gegen Frankreich. Für die Euro 2012 löste er mit Robbie Keane und Co. das Ticket. Und nun träumt der 74-jährige Maestro vom Samba in Brasilien.

Bei der EM in Polen und der Ukraine war für die Iren mit drei Niederlagen in drei Gruppenpartien vorzeitig Endstation. Dennoch erfreut sich Trapattoni auf der Insel enormer Beliebtheit. Das mag auch an seinem Geburtstag, es ist der 17.März, liegen. Wer am St.Patrick's Day geboren ist, ist automatisch irischer Nationalheld.

Mit seinen legendären Wutreden – etwa beim FC Bayern („Flasche leer“, „Ich habe fertig“) oder in Salzburg („Wer kann nicht machen, der sprechen. Wer kann nicht sprechen, der schreiben.“) – sorgte Trapattoni für Aufsehen. Auch in Irland besticht der 74-Jährige durch eigenwillige Wortkreationen. Trapattoni hätte die Möglichkeit, auf Italienisch zu antworten und die Dolmetscherin den Rest erledigen zu lassen. Dennoch repliziert er zumeist in Esperanto-Englisch und sorgt für skurrile Satzbildungen, die aber durchaus auch einem Bundesminister eingefallen sein könnten: „The cat is in the sack, but the sack is not closed.“ Damit ist für den Italiener aber alles gesagt. „Daily Mail“-Redakteur Colin Young, der das irische Team begleitet, gerät bei „Traps“ Pressekonferenzen mitunter in Verzweiflung. „Sein Englisch ist noch schlechter geworden, seit er hier Teamchef ist...“

„New Look“, aber altes System

Das 0:0 am vergangenen Freitag in Stockholm trug eindeutig seine Handschrift. Trapattonis Team bleibt in der WM-Qualifikation auswärts weiter ungeschlagen. „Ich weiß nicht, ob Schweden Angst vor uns hatte, wir hatten jedenfalls keine Angst vor Schweden“, meinte der Italiener, der vermehrt junge Spieler rund um Ikone Robbie Keane schart. Prompt attestierte der „Irish Independent“ dem „New Look Ireland“ einen „extrem ermutigenden Schritt in die richtige Richtung“. In Wahrheit aber ist das System unverändert: Ein Tor genügt, ansonst mauern.

Der Maestro zählt zu den erfolgreichsten Betreuern. Auf seiner Visitenkarte stehen fünf Europacup-Triumphe und zehn nationale Meistertitel, die er mit Juventus Turin, Inter Mailand, Bayern, Benfica oder Salzburg hat gewinnen können. Giovanni Trapattoni versteht sein Geschäft. Ob ihn alle anderen verstehen, ist Nebensache.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.03.2013)

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