Koller: „Wir haben noch nichts erreicht“

Marcel Koller
Marcel Koller(c) APA/GEORG HOCHMUTH (GEORG HOCHMUTH)
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Teamchef Marcel Koller sprach nach dem 2:2 gegen Irland Lob und Kritik aus, Marko Arnautović nahm er in Schutz. Schweden könne man im Juni Probleme bereiten.

Wien. Teamchef Marcel Koller hat so manche Lieblingswörter, von denen er besonders gern und häufig Gebrauch macht. Eines davon ist „Entwicklung“. Am Tag nach dem 2:2 im WM-Qualifikationsspiel gegen Irland sprach er sie wieder an, die Entwicklung. Der Schweizer, der es sich vor 17 Monaten zur Aufgabe gemacht hat, Österreichs Nationalmannschaft internationale Klasse einzuimpfen, hat in Dublin bei seiner Mannschaft Fortschritte erkannt. Er lobte vorweg die Einstellung der Spieler: „Sie haben gesehen, dass es sich lohnt, bis zum letzten Atemzug zu kämpfen. Das war ein Sieg für die Moral.“

Der 52-Jährige sieht das Team auf einem guten Weg, in Irland wurden aber auch schonungslos Schwächen aufgedeckt. Giovanni Trapattonis „Boys in Green“ führten die Zweikämpfe in der Luft wie auf dem Boden ohne Kompromisse, mit Wucht und Intensität. Einige Spieler, darunter Philipp Hosiner, wurden brutal abmontiert.

Mit dem schmächtigen Austrianer, nach dem Doppelpack gegen die Färöer noch hoch gelobt, hatten Irlands Verteidiger ihre Freude. „Er hat gesehen, dass international ein anderer Wind weht“, meinte Koller und ergänzte: „Nächste Saison könnte Austria international spielen. Das wird auch ihm weiterhelfen.“

Lindner heizt Torwartfrage an

Mit der Leistung des zweiten violetten Meister-Kickers in spe, Torhüter Heinz Lindner, zeigte sich Koller durchwegs zufrieden. „Er hat uns mit einer tollen Parade vor dem 1:3 bewahrt, hat seine Sache in den beiden Länderspielen gut gemacht.“ Noch im November hatte der 22-Jährige im Test gegen die Elfenbeinküste kräftig gepatzt, „aber er ist an diesem Fehler nicht zerbrochen“.

Ob Lindner auch künftig Düsseldorf-Reservist Robert Almer ersetzen wird, ließ der Teamchef offen. Es sei schlicht noch zu früh, darüber zu diskutieren.

Einmal mehr für Aufregung sorgte Dienstagabend Marko Arnautović. Der Bremer trug wenig bis gar nichts zum Offensivspiel bei. Er glänzte nur durch fehlerhafte Zuspiele. Torgefahr strahlte der 23-Jährige schon gar keine aus. Koller aber ließ sein Enfant terrible über die volle Spielzeit auf dem Platz toben – wie schon in den vier vorangegangenen Qualifikationsspielen. Der Wiener genießt nach wie vor das Vertrauen seines Vorgesetzten, auch nach schwachen Spielen. „Wir brauchen Marko, wissen, dass er ein hervorragender Spieler ist“, sagte Koller voller Überzeugung. Er stellte sich sogar schützend vor seinen Spieler. „Wir müssen jetzt nicht auf Einzelnen herumhacken.“ Dennoch, um ein härteres Gespräch dürfte Koller mit seinem Schützling nicht umhinkommen.

„Fußball ist ein Fehlerspiel“

Nach dem Punktgewinn gegen den direkten Konkurrenten Irland dürfen Österreichs Teamspieler weiter von Brasilien träumen. Am 7. Juni empfängt das Team Schweden, dann wird ein Remis jedoch gewiss zu wenig sein. „Wir haben noch nichts erreicht“, warnte Koller, der davon überzeugt ist, Schweden Probleme bereiten zu können. Bewusst nahm er davon Abstand, aus dem Irland-Spiel Schlüsse für das Duell mit den Skandinaviern zu ziehen. Es werde „ein anderes Spiel“. Schweden halten den Ball flach, agieren kaum über Flanken.

Bis zum Kräftemessen mit Ibrahimovic und Co. wird eine weitere Entwicklung notwendig sein. Fehler wie jenes Elfmeter-Foul von Emanuel Pogatetz, das den Spielverlauf kippte, müsse man tunlichst unterlassen. „Fußball“, erklärte Koller das Spiel mit dem Ball in aller Einfachheit, „ist ein Fehlerspiel. Je weniger Fehler du machst, desto weiter wirst du kommen.“ Im Optimalfall bis nach Brasilien.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.03.2013)

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