Champions League: Dortmund demütigt Real

Dortmund Spielrausch Real gedemuetigt
Dortmund Spielrausch Real gedemuetigt(c) REUTERS (INA FASSBENDER)
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Nach den Bayern stellt nun Borussia Dortmund beim 4:1 gegen Real Madrid im Halbfinal-Hinspiel klare Ansprüche auf den Champions-League-Titel.

Minutenlang lief Mario Götze, abseits seiner Kollegen, über den Rasen des Signal-Iduna-Parks in Dortmund. Nach seinem am Dienstag bekannt gewordenen Wechsel zum FC Bayern im Sommer war dies die nächste mutige Entscheidung des erst 20-Jährigen. Doch Götze, in den vorangegangen knapp 36 Stunden auf diversen Internet-Plattformen von BVB-Anhängern wüst beschimpft, sollte würdig von den Fans in Schwarz-Gelb empfangen werden. Nur vereinzelt waren Pfiffe zu vernehmen, laute Schmährufe blieben aus.

Götze, ein außergewöhnlicher Fußballer, sollte die Fans beim ersten Spiel auf seiner „Abschiedstour“ nicht enttäuschen. Er lief das Feld auf und ab, verbiss sich in Zweikämpfe und verstand es – natürlich – auch spielerische Akzente zu setzen. Als der begnadete Techniker in der achten Minuten mit einer mustergültigen Flanke das 1:0 der Dortmunder durch Robert Lewandowski einleitete, hatte ihn für einige Sekunden ohnehin wieder das ganze Stadion lieb gewonnen. Die frühe Führung der Deutschen war kein Produkt des Zufalls.

Mit dem Anpfiff dominierte die Mannschaft von Jürgen Klopp das Spielgeschehen, bereits in der sechsten Minute war Tausenden der Torjubel im Hals stecken geblieben: Nach einem vom Mittelkreis gestarteten Sololauf narrte Marco Reus drei Madrilenen, Real-Schlussmann Diego Lopez rettete in höchster Not. Für einen möglichen Nachschuss durch Lewandowski erwies sich der Winkel als zu spitz. Die Spanier fanden in Halbzeit eins praktisch nicht statt, das frühe Pressing der Deutschen störte den Spielaufbau beträchtlich. Erst in der 24. Minute verzeichnete Real den ersten Torschuss: Ein 33-Meter-Freistoß von Cristiano Ronaldo lud Roman Weidenfeller zu einer dankbaren Parade ein. Dortmund kontrollierte Spiel und Gegner, und doch brachte sich der BVB schlagartig selbst um die Früchte der Arbeit. Nach einem verunglückten Rückpass von Mats Hummels schnappte sich Gonzalo Higuain den Ball, legte quer auf Ronaldo: Der Torabschluss des Portugiesen war reine Formsache (43.).

Wie entfesselt

Dortmund kam es nicht ungelegen, dass kurz darauf der Halbzeitpfiff ertönte. Das Geschehene konnte in der folgenden Viertelstunde verarbeitet werden, Klopp fand die richtigen Worte. Mit dem Wiederanpfiff waren die Deutschen auch geistig wieder präsent, das 2:1 durch Lewandowski entfachte auch die kurzfristig in Mitleidenschaft gezogene Stimmung wieder neu (50.). Der polnische Mittelstürmer, schon oftmals mit anderen Klubs – darunter Bayern – in Verbindung gebracht, empfahl sich wenig später endgültig für den Titel „Man of the match“. Vor dem 3:1 hatte der 24-Jährige Innenverteidiger Pepe zum wiederholten Male ausgetanzt, beim satten Schuss unter die Latte war Diego Lopez nur Statist – ebenso wie beim Elfmeter, den Lewandowski in der 67. Minute, voller Selbstvertrauen, mitten ins Madrider Tor jagte.

Dortmund hätte sogar noch höher gewinnen können, der pure Spielrausch in Schwarz-Gelb fand erst nach 90 Minuten ein Ende. Ein rein deutsches Finale im Londoner Wembley Stadion ist vorprogrammiert. Spanien muss nun seine Wunden lecken . . .

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.4.2015)

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