Deutschland: Gänsehaut, Geißböcke und eine Traumfabrik

Peter Stöger
Peter Stöger(c) APA/EXPA/ROLAND HACKL (EXPA/ROLAND HACKL)
  • Drucken

Stöger, 47, steht mit dem 1. FC Köln beim Duell mit Peter Pacults Dynamo Dresden vor der ersten Bewährungsprobe. Austrias Meistertrainer soll die jüngste Mannschaft der zweiten Liga zurück ins Oberhaus führen.

Köln/Wien. Das erste Ziel ist erreicht. Die Traumfabrik Deutschland hat Trainer Peter Stöger ihre Türen geöffnet, nirgendwo sonst in Europa genießt die zweithöchste Spielklasse solch hohes Ansehen. Eine gewisse Anspannung will Stöger vor dem heutigen Saisonauftakt des 1. FC Köln bei Peter Pacults Dynamo Dresden deshalb erst gar nicht von sich weisen. „Aber Panikzustände“, bemerkt er im Gespräch mit der „Presse“, „habe ich nicht.“ Vielmehr verspüre der 47-Jährige Vorfreude. Auch, weil die Vorbereitung der „Geißböcke“ nun ein Ende hat – „die will ja eigentlich niemand so recht“.

In Dresden bekommt Stöger einen Vorgeschmack darauf, was ihn den Rest der Saison über weite Strecken hinweg erwarten wird. 30.000 Fans und ein begeisterungsfähiges Publikum bürgen dafür, dass Fußball in Deutschland richtiggehend gelebt wird. „Mit diesem Auftaktspiel sind wir gleich mittendrin im Geschehen“, schmunzelt der Austria-Meistermacher der vergangenen Saison. Schon eine Woche später wartet im ersten Heimspiel Lokalrivale Düsseldorf und damit ein Derby. Stöger saugt diese Euphorie regelrecht auf, bereits die Mannschaftspräsentation vor 25.000 Zuschauern genoss er in vollen Zügen. „Da habe ich das erste Mal eine Gänsehaut bekommen.“

Austria als „Tabuzone“

Köln stellt nicht zuletzt aufgrund der großen Fanbasis naturgemäß hohe Ansprüche, der Aufstieg in die höchste Spielklasse ist das erklärte Ziel. Die Vorbereitung verlief ruhig, was beim „Karnevalsverein“ längst nicht immer so war. Stöger deutet dies „als gutes Zeichen“, ebenso wie die Tatsache, dass er von Klub wie Fans positiv aufgenommen wurde. Er verspüre entgegengebrachtes Vertrauen und Sympathien. Ein gutes Image, das weiß Stöger, gewinnt allerdings keine Spiele. „Wir müssen uns erst auf dem Platz beweisen.“ Der FC ist auf medialer Bühne ein Klub der Extreme, positiv wie negativ. Der Wiener hofft, nur eine Seite kennenzulernen, „aber daran verschwende ich keine Gedanken“.

Stöger trainiert in Köln die jüngste Mannschaft der Liga, das Durchschnittsalter beträgt 23,8Jahre. Er spricht von einer „hungrigen Truppe, die voll mitzieht“ nur in den höchsten Tönen. Ob diese letztlich die Qualität besitze, einen der Aufstiegsplätze zu erspielen, ließe sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht prophezeien. Verstärkungen bis zum Ende der Transferperiode am 31.August sind wahrscheinlich, am Verteilerkreis Favoriten wird Stöger aber nicht die Angel auswerfen. „Der Austria steht eine schwere Saison inklusive Europacup bevor, das würde ich nicht tun.“ Die Personalie Erwin Hoffer ist laut Stöger „kein aktuelles Thema“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.07.2013)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.