Klose: Rekorde sind eben nichts für die Ewigkeit

Klose Rekorde sind eben
Klose Rekorde sind eben(c) EPA (MARC MUELLER)
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Deutschland kann schon recht bald das WM-Quartier in Brasilien buchen. Miroslav Klose, der den ewigen Rekord von Gerd Müller eingestellt hat, wäre dann schon 36 Jahre alt. Cristiano Ronaldo wiederum hat Eusebio übertroffen.

Nicht nur am Ende hatte Deutschland leicht lachen. Der Gastgeber ist nicht nur seiner Favoritenrolle gerecht geworden, sondern er hat auch alle Ziele, die er sich gesetzt hat, erreicht. Und brauchte sich dabei nicht einmal sonderlich anstrengen. Es gelang sozusagen mit spielerischer Leichtigkeit, auch das ist Ausdruck von Klasse. Vor dem Duell mit den Österreichern hatte es im Lager der DFB-Auswahl eigentlich nur zwei Themen gegeben: Abwehr festigen, ein weniger defensiver agieren – und einen Torrekord knacken. So nebenbei galt es auch noch, einen Michael Ballack offiziell zu verabschieden und einen Philipp Lahm zum Jubiläum (100. Länderspiel) zu ehren.

Nicht verwunderlich, dass Bundestrainer Joachim Löw in München nicht viel an seiner Mannschaft auszusetzen hatte, denn seine Auserwählten haben ihn schließlich glücklich gemacht. Gelingt am Dienstag nun auch noch ein Sieg gegen Färöer (auswärts), dann können die Deutschen ihr WM-Quartier in Brasilien fix buchen. Der einzige Wermutstropfen an diesem Abend war, dass der Physiotherapeut, Klaus Eder, bei einem Einsatz auf dem Rasen einen Muskelfaserriss erlitt.

68 Länderspieltore. Deutschlands Team hatte sich zuletzt Kritik gefallen lassen müssen, weil man in der Abwehr nicht ganz so konsequent gearbeitet hat. Gegen Österreich hingegen gelang es, das eigene Tor sauber zu halten. War auch nicht allzu schwer, muss man fairerweise sagen. Und Bundestrainer Löw hat dennoch einige Szenen, die ihn aufregten, notiert.

Ein gefragter Mann nach dem Schlusspfiff war freilich Miroslav Klose. Er hat nicht nur den Führungstreffer erzielt, sondern ein ganz besonderes Tor geschossen. Nicht sonderlich sehenswert, aber wertvoll. Und zugleich ein Tor für die Ewigkeit. Denn Klose hat damit die Bestmarke von Stürmer-legende Gerd Müller egalisiert. 68 Länderspieltore – das ist eine ganze Menge. Gerd Müller hat dafür allerdings nur 62 Länderspiele gebraucht. Im Fall von Klose waren es 129. Aber es können ja noch weitere dazukommen. schon am Dienstag gegen Färöer.

„Der Rekord bedeutet mir viel“, sagt Miroslav Klose. „Aber ich kann und darf mich nicht mit einem Gerd Müller auf eine Stufe stellen. Gerd Müller war schon ein sehr außergewöhnlicher Stürmer. Und ich habe viel mehr Spiele gebraucht, um das zu erreichen.“ Klose, der seit zwölf Jahren für die Nationalmannschaft spielt, bleibt also auch als Rekordmann bescheiden. Der 68. Treffer wollte zuletzt nicht und nicht fallen.

Das letzte Mal hatte Klose beim 4:4 gegen Schweden getroffen, 2013 aber mussten schon die Österreicher kommen, um den Rekord, der für die Ewigkeit schien, zu brechen. Mit 35 – für einen Stürmer schon ein beachtliches Alter. „Wenn er die Fitness hat“, sagt Teamchef Joachim Löw, „dann ist er nach wie vor wahnsinnig wichtig für meine Mannschaft. Sein Geheimnis ist die Professionalität, seine Stärke, sein Wille.“

In seinem Alter. Wie lange Miroslav Klose noch auf Torjagd gehen wird, das kann der Legionär von Lazio Rom selbst nicht beantworten. Vieles hängt auch davon ab, ob er von Verletzungen weitgehend verschont bleibt. „Alles ist schwieriger geworden“, gibt Klose zu. Und er braucht mehr Zeit zur Regeneration. Aber ein Miroslav Klose hat immer für den Fußball gelebt. Andere sind in seinem Alter bereits ausgebrannt und verbraucht. Jetzt erscheint auch die Weltmeisterschaft in Brasilien 2014 nicht mehr utopisch. Ob er zu diesem Zeitpunkt noch erste Wahl in Deutschland sein wird, ist allerdings fraglich. Und WM-Tore schießt man nicht am Fließband. Nicht einmal in Gerd-Müller-Manier.


Besorgte Franzosen. Einen Rückschlag mussten die Franzosen hinnehmen. In Georgien erreichte der ehemalige Welt- und Europameister nur ein 0:0, der Rückstand auf Spanien (2:0 gegen Finnland) beträgt nun drei Punkte. In der derzeitigen Verfassung wird man die WM-Chance wohl nur über die Play-off-Möglichkeit nützen können. In den vergangenen fünf Länderspielen ist kein Sieg gelungen, Treffer hat es auch keinen zu bejubeln gegeben. Die französischen Medien klingen besorgt. „Kann dieses Team überhaupt noch gewinnen? Oder fehlt einfach das Talent?“, fragt L'Equipe. „Brasilien ist sehr weit weg.“ Fünf Spiele in Serie ohne Torerfolg, das hat es in der Geschichte der „Equipe tricolore“ noch nie gegeben. Ein Frank Ribery, erst unlängst zu Europas Fußballer des Jahres gekürt, ist zu wenig. In Georgien zählte neben dem Bayern-Superstar nur noch Eric Abidal zu den Pluspunkten. Der ist mittlerweile fast 34, hat eine Lebertransplantation hinter sich und den Krebs besiegt. Völlig neben den Schuhen steht im Nationalteam Karim Benzema. Er hat seit Juni 2012 (4:0 gegen Estland) und 1217 Minuten keinen Treffer mehr erzielt. „Es reicht!“, schreiben die Gazetten.

Forza Italia. Bereits am Dienstag könnte Italien das WM-Ticket lösen. Als einzige Mannschaft aus eigener Kraft. Der Vorsprung beträgt nach dem 1:0 gegen Bulgarien sieben Zähler, da kann eigentlich nichts mehr schiefgehen. Gegner sind die Tschechen, die beim 1:2 gegen Armenien enttäuscht haben.

England gab sich gegen Moldawien (4:0) keine Blöße, Teamchef Roy Hodgson ärgerte sich aber über eine Gelbe Karte für den Doppeltorschützen Danny Welbeck, der in den jüngsten sieben Länderspielen sechsmal getroffen hat und nun gegen die Ukraine (9:0 gegen San Marino) in Kiew passen muss. „Die Gelbe Karte hat den Sieg überschattet.“

In Portugal feiert man wieder einmal Cristiano Ronaldo. Mit seinem Hattrick von Belfast hält er nun bei 43 Teamtoren. Eusebios Marke (41) ist damit geknackt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.09.2013)

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