WM-Qualifikation: Irland wird zum ersten Finale

Fussball Irland wird ersten
Fussball Irland wird ersten(c) EPA (ANDREAS GEBERT)
  • Drucken

Jetzt wird es entscheidend: Österreichs Nationalteam muss am Dienstag gegen Irland gewinnen, um die Chance auf eine erfolgreiche WM-Qualifikation zu wahren.

Vor dem Spiel hatten die österreichischen Fußballfans, die in Scharen nach München gekommen waren, in der Stadt den Ton angegeben. Auch in der riesigen Arena hatten sich die 8000 Anhänger ordentlich bemerkbar gemacht. Nur beim Abzug, da verstummten sie. Am Dienstag, wenn in der WM-Qualifikation das Heimspiel gegen Irland auf dem Programm steht, dann wird in Wien eine noch viel größere Völkerwanderung stattfinden. Das Happel-Stadion ist seit vielen Wochen ausverkauft – und die österreichische Nationalmannschaft wird jede Unterstützung brauchen können. Denn es wird ein heißer Herbst, es ist Wahlkampf – und das Team von Marcel Koller braucht jede Stimme.

Die Ausgangssituation nach der 0:3-Niederlage in Deutschland ist denkbar einfach. Die Österreicher müssen gegen Irland gewinnen, wenn sie die Chance auf ein WM-Ticket für die Endrunde 2014 in Brasilien wahren wollen. Der Verlierer der Partie – der Begriff Begegnung ist vor allem in Deutschland und in der Mariahilfer Gegend üblich – muss sich als ausgeschieden betrachten. Im Fußball wird in solchen Fällen gern von Schicksalsspiel gesprochen. Ein erstes Entscheidungsspiel ist es in jedem Fall. Das weiß auch Giovanni Trapattoni, der Startrainer der Iren. Der ehemalige Salzburg-Betreuer fordert trotz Heimniederlage in Dublin gegen Schweden: „Wir müssen weiter an unseren Traum glauben.“

Verdient ohne Verdienst. Das tun auch die Österreicher. Von den Deutschen wurden ihnen wieder einmal die Grenzen aufgezeigt, die Dominanz des Gegners war erdrückend, die DFB-Auswahl so überlegen, wie man nur sein kann. Das Koller'sche Team war überfordert, zu passiv, geistig und körperlich klar im Nachteil. Wer im Ausland sein Geld verdient, der wird nicht automatisch ein besserer Fußballer. „Wir sind der verdiente Verlierer“, sagt Koller. „Aber nicht, weil wir etwa nicht leidenschaftlich gespielt haben, sondern weil die Deutschen einfach besser waren.“ Das ist freilich Ansichtssache, so stark und souverän musste der Gastgeber gar nicht agieren, dazu war Rot-Weiß-Rot in München viel zu harmlos. „Wir haben gehofft, dass wir mehr nach vorn kommen, aber die Deutschen haben die Räume sehr gut zugestellt. Außerdem hatten wir zu viele Abspielfehler. Dabei wäre es wichtig gewesen, den Ball in den eigenen Reihen zu halten, um Ruhe hineinzubekommen.“

Der Schweizer wollte auch am Tag nach der Münchner Ernüchterung nicht allzu sehr Kritik an seiner Mannschaft üben. Dabei sind nicht einmal die Zweikämpfe gut gegangen. „Wir haben die Kompaktheit nicht so hinbekommen, wie wir wollten“, sagt Koller. „Wenn nicht jeder auf seinem Top-Level spielt, dann wird es schwierig.“

Eine Aussage, die sich auch auf Dienstag umlegen lässt. Die Iren gelten als beherzte Kämpfertruppe, da wird man sich vor allem im spielerischen Bereich gewaltig steigern müssen. Ob Veli Kavlak, der in München viel einstecken musste, einen Nasenbeinbruch erlitten hat, mitwirken kann, ist fraglich. Er konnte jedenfalls nicht mit dem Flugzeug nach Wien fliegen, der Türkei-Legionär war nur im Auto transportierbar. Kavlak aber gibt nicht auf, er will gegen die Iren spielen. Marcel Koller ist vorsichtig. „Wir müssen schauen, ob es mit einer Maske geht.“

Keine Vorwürfe. Die Österreicher haben immer noch zu viele Schwächen, sie sind noch lange nicht reif genug, um gegen eine Klassemannschaft wirklich bestehen zu können. Vor allem im Angriff fehlt es an allen Ecken und Enden – und an Alternativen. Teamchef Koller aber hat vorerst noch keine Umstellungen angekündigt. Hinter Kavlaks Einsatz steht also ein Fragezeichen, Zlatko Junuzović wird auf jeden Fall fehlen. Der Offensivgeist laboriert an einer Sprunggelenksverletzung. „Er wäre mit seiner Laufbereitschaft und Technik sehr wichtig für uns. Schwer, wenn man ihn ersetzen soll.“

Zu den größten Enttäuschungen von München zählten Marko Arnautović (Stoke City) und Christian Fuchs (Schalke). Auch David Alaba wirkte in seinem Bayern-Heimstadion und Wohnzimmer gehemmt und verkrampft. „Es gibt keine Vorwürfe. Jetzt müssen wir positiv sein“, appelliert Koller. „Ich werde die Mannschaft wieder aufbauen. Irland wird ein ganz anderes Spiel...“

Rückschau und Vorfreude

726.000 Zuschauer sahen die ÖFB-Niederlage auf ATV
Bis zu 726.000 Zuschauer verfolgten das Fußball-WM-Qualifikationsspiel Deutschland gegen Österreich bei ATV im TV. Das entspricht einem Marktanteil von 39,4 Prozent in der Zielgruppe der Zwölf- bis 49-Jährigen. Im ZDF waren 10,49 Millionen Zuschauer (38,5 Prozent Marktanteil) live beim deutschen Sieg mit dabei. Das Spiel Österreich gegen Irland am Dienstag (20.45 Uhr) überträgt ORF eins.

Giovanni Trapattoni kommt optimistisch nach ÖsterreichIrland erlitt Freitagabend genauso wie Österreich einen Rückschlag im Kampf um die WM-Qualifikation (1:2 gegen Schweden). Trainer Giovanni Trapattoni (2006–08 Red-Bull-Salzburg-Coach), bleibt optimistisch: „Wir glauben weiter an unseren Traum, solange er sich realisieren lässt“, sagte der 74-jährige Italiener. „Wir müssen Österreich schlagen.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.09.2013)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.