Fußball-Weltverband: Das Katar-Problem bleibt ungelöst

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Die Fifa hat eine Entscheidung über den Austragungstermin der Weltmeisterschaft 2022 verschoben. Ein Ergebnis der Taskforce wird nicht vor der WM 2014 erwartet.

WIEN. Der Fußball-Weltverband hat seine Spitzenfunktionäre am Donnerstag und am Freitag zusammengetrommelt, um aktuelle Probleme zu diskutieren. Ganz oben auf der Liste stand nur ein Wort: Katar. Mit der Vergabe der Weltmeisterschaft 2022 hat sich die Fifa selbst ein riesiges Problem eingehandelt. Bis heute gibt es noch keinen Termin, an dem das Turnier ausgetragen wird. Das Fifa-Exekutivkomitee hat aber auch in den vergangenen Tagen keine Entscheidung diesbezüglich getroffen. Stattdessen will der Weltverband die Sachlage weiter prüfen, wie es offiziell heißt. Eine Taskforce soll den besten Zeitpunkt für das umstrittene Fußballturnier am Golf herausfinden.

In den Beratungsprozess will die Fifa nun auch Experten einbinden. Die Leitung übernimmt Generalsekretär Jérôme Valcke, befragt werden sollen auch Mediziner, Werbepartner, Vertreter diverser TV-Anstalten. Eine Neuausschreibung des Turniers, das betonte Fifa-Präsident Joseph Blatter, stand jedoch nicht zur Debatte. Mit einer Entscheidung, so teilte Blatter mit, sei nicht vor der Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien zu rechnen. Bis zur nächsten Endrunde soll also Ruhe herrschen. Das wäre Joseph Blatter, dem Fußballdiktator, am liebsten.

Das Thema Katar aber wird dennoch in den Schlagzeilen bleiben. Das Problem ist nur aufgeschoben, aber nicht aufgehoben. Katar hat jedenfalls erneut bekräftigt, gerüstet zu sein. „Wir haben uns für die WM im Sommer beworben, weil wir die Möglichkeit sehen, dass Spieler und Fans das Turnier in unserem Land auch in den Sommermonaten bei kühlen und sicheren Bedingungen genießen können“, gab das Organisationskomitee (OK) des Landes bekannt. „Aber wenn die internationale Gemeinschaft Einigkeit über die Verlegung des Turniers erzielt, dann können wir unsere Pläne problemlos ändern.“

Sponsoren haben Bedenken

Die größten Gegner des Wintertermins sind die Engländer. Für den Spielbetrieb in Europa (eine Möglichkeit wäre eine Saison von Februar bis November) hätte das weitreichende Folgen. Die Deutsche Fußball-Liga hat erst kürzlich vor einem Schnellschuss gewarnt. Wobei auch noch Uneinigkeit zwischen Fifa-Boss Blatter und Uefa-Chef Michel Platini herrscht. Blatter strebt eher den Dezember an, Platini den Jänner. Und im Februar sind dann Olympische Winterspiele. Das bringt das Internationale Olympische Komitee auf die Palme. Auch Sponsoren fürchten, dass sie nicht in der gewohnten Form zur Geltung kommen.

Fifa-Präsident Blatter hat fast drei Jahre dazu gebraucht, um auf die Winter-Option einzuschwenken. Dabei waren die Probleme längst bekannt. Im Bericht der WM-Evaluierer ist nachzulesen: „Die Sommer sind sehr heiß, sonnig und trocken. Vorkehrungen sind zu treffen.“ Darum wollte man die Temperaturen in den Stadien verringern. Die Sommervariante ist eigentlich schon vom Tisch, die Fifa muss das nun aber noch den kritischen Mitgliedstaaten erklären.

In die Kritik geraten ist Katar auch wegen der unmenschlichen Arbeitsbedingungen auf den WM-Baustellen des Wüstenstaates. Allein im Zeitraum zwischen Juni und August sollen 44 nepalesische Gastarbeiter ums Leben gekommen sein. Die Fifa kündigte an, sich mit diesen Vorgängen befassen zu wollen. Eine Delegation von Anwälten wird am Montag im Katar erwartet. Blatter: „Die Verantwortung der Arbeitsrechte in Katar ist eine Verantwortung der Unternehmen. Eine Intervention kann nur durch Katar erfolgen.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.10.2013)

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