Arnautović: Exzentriker entdeckt Realismus

Marko Arnautović oder: Der Ball als liebstes Spielzeug. Die Lederkugel trägt das Logo der WM in Brasilien.
Marko Arnautović oder: Der Ball als liebstes Spielzeug. Die Lederkugel trägt das Logo der WM in Brasilien.(c) APA/ROBERT JAEGER (ROBERT JAEGER)
  • Drucken

Marko Arnautović lehnt vor dem Duell in Schweden Vergleiche mit Zlatan Ibrahimović ab und sieht es nicht ungern, wenn David Alaba statt ihm im Rampenlicht steht.

Wien. Manchmal hat man den Eindruck, als ob Marko Arnautović richtig dankbar ist. Dankbar, dass es einen David Alaba gibt. Bayerns Jungstar war auch am Dienstag im Happel-Stadion wieder ein gefragter Interviewpartner, aber der 21-Jährige setzt sich eigentlich lieber seine riesigen Kopfhörer auf, um in Gedanken versunken an Reportern vorbeihuschen zu können. Das Reden, das überlässt er lieber anderen. Das funktioniert in der deutschen Bundesliga auch recht gut, da kann sich Alaba hinter einem Ribery, Robben oder Schweinsteiger „verstecken“. Beim österreichischen Nationalteam funktioniert diese Taktik nicht. Da dreht sich alles um David Alaba. Immerhin ist er Triple-Gewinner, hat in der laufen WM-Qualifikation bereits fünf Treffer erzielt. Auch entscheidende, wie gegen die Iren.

Im Nationalteam spielt Alaba zentral im Mittelfeld, von den vergangenen vier Treffern, die das Team erzielt hat, gingen drei auf seine Kappe. Er wirkt bereits konzentriert, fokussiert auf die nächste Aufgabe, die da am Freitag Schweden heißt. „Dieses Match“, sagt er, „könnte für uns der Türöffner sein. Wir wollen jedenfalls gut auftreten. Aber im Vergleich zum 2:1-Sieg in Wien müssen wir auswärts noch eines draufsetzen. Das wird ein äußerst wichtiges Spiel!“ Die Vorfreude ist bereits riesig. „Auf jeden Fall ist es immer etwas Geiles, wenn man solche Partien hat.“

„Schneller und härter“

Marko Arnautović lächelt dazu. Er ist froh, wenn ein anderer Mitspieler im Blickpunkt steht. Der 24-Jährige hat in den vergangenen Wochen alles versucht, um auf der Insel Fuß zu fassen. Das ist ihm auch gelungen, er hat sich bei Stoke City einen Stammplatz erkämpft. Nur in der ersten Runde war er ausgewechselt worden. Trainer Mark Hughes setzt auf den Österreicher, der Waliser lässt Arnautović auch seine Freiheiten. Aber Erfolge haben sich bis jetzt noch nicht eingestellt. Und Arnautović ist auch ein wenig überrascht von der Premier League. „Schneller und härter als die deutsche Bundesliga. Es macht mir großen Spaß.“

Der Spaßfaktor steht am Freitag weniger im Vordergrund, das ist dem ehemaligen Legionär von Werder Bremen klar. Dort ist er nicht mehr wirklich zum Zug gekommen, jetzt steht Marko Arnautović voll im Saft. „Das Match gegen Schweden, das wird mein bisher größtes Match im Nationalteam“, sagt er. 30 Länderspiele (und sieben Tore) sind es bislang. „Weil ich noch nie in einer so späten Qualifikationsphase die Chance auf die Teilnahme an einem Turnier hatte. Jeder von uns weiß, dass er alles geben muss. Bis zur letzten Minute.“

Marko Arnautović spricht leise, er fühlt sich nicht wohl, wenn ihn Journalisten mit bohrenden Fragen löchern. Dass Fragen auf Zlatan Ibrahimović abzielen, das lässt sich nicht vermeiden. Immerhin haben sich die beiden bei Inter Mailand kennengelernt. Zu Beginn seiner Karriere wurde Arnautović immer wieder mit dem schwedischen Superstar verglichen. „Ich habe mir sehr viel von ihm abgeschaut“, wird Arnautović in der ÖFB-Zeitung „Corner“ zitiert. „Er war immer ein großer Name in meinem Leben.“

Mittlerweile hat auch Marko Arnautović erkannt, dass Ibrahimović ein ganz anderes fußballerisches Kaliber ist als er. „Es gibt keinen Vergleich zwischen uns“, sagt der 24-jährige Österreicher. „Er hat viel mehr erreicht als ich.“ Das ist unbestritten. „Ibrahimović darf sich viel mehr erlauben, er darf sich alles erlauben – ich darf mir nichts erlauben.“

Ein Schritt nach vorn

Der offensive Mittelfeldspieler, der sich am Flügel wohlfühlt, aber auch eine Art hängende Spitze mimen kann, hat offenbar in den vergangenen Monaten den Realismus entdeckt. Arnautović scheint tatsächlich einen Schritt weitergekommen zu sein. Auch seine Aussagen sind überlegter. „In Stockholm wird alles doppelt so schwer“, sagt er. „In Wien hatten wir Ibrahimović im Griff.“ Wie man gegen das Tre-Kronor-Team gewinnen kann, das wissen die Österreicher. Marko Arnautović auch. „Das wird ein harter Kampf.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.10.2013)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.