DFB: Phantom-Tor heizt Diskussion um Videobeweis an

Phantom Tor heizt Diskussion an
Phantom Tor heizt Diskussion an(c) EPA (UWE ANSPACH)
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Eine Neuaustragung der Partie Hoffenheim gegen Leverkusen erscheint unrealistisch. Sportanwalt sagt: „Ein Zweifel ist kein Regelverstoß.“

Berlin. Die Chancen von Hoffenheim auf ein Wiederholungsspiel nach dem Phantom-Tor von Stefan Kießling schwinden mehr und mehr – zumindest nach Meinung der Experten. DFB-Vizepräsident Rainer Koch hat große Zweifel, dass das Bundesliga-Spiel gegen Bayer Leverkusen noch einmal ausgetragen wird. „Die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einem Wiederholungsspiel kommt, ist sehr gering“, sagte Koch der „Bild“-Zeitung.

Der beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) für Rechtsfragen zuständige Koch hofft, dass sich der Weltverband Fifa möglichst schnell meldet und sagt, wie er den Vorfall bewertet. „Es ist aber wohl so, dass man einen Regelverstoß konstruieren müsste, damit der Einspruch berechtigt ist“, fügte Koch hinzu. Auch in Richtung Fifa hatte er schon zuvor gefragt, ob nun die Tatsachenentscheidung erschüttert werden müsse, damit es eine Wiederholung des Spiels geben könne.

Einen Assistenten fragen

Kießling bekam beim 2:1 der Leverkusener am Freitag den Treffer zum 2:0 zugesprochen, obwohl sein Kopfball an das Außennetz nur wegen eines Lochs im Netz im Tor gelandet war. Schiedsrichter Felix Brych entschied dennoch auf Tor. „Wenn Schiedsrichter Brych Zweifel hat, muss er weiterlaufen lassen oder seinen Assistenten befragen. Hat er nicht. Ein Regelverstoß“, sagte Hoffenheims Anwalt Markus Schütz. Der Klub hat beim DFB Einspruch gegen die Spielwertung eingelegt, das Sportgericht muss den Fall behandeln.

Sportanwalt Christoph Schickhardt erklärte jedoch im TV-Sender Sky, dass ein Zweifel kein Regelverstoß sei. „Hier liegt allenfalls ein Fehler des Schiedsrichter-Teams vor“, sagte der erfahrenste Anwalt im deutschen Fußball. Brych hatte eingeräumt, dass er „leichte Zweifel“ in der Situation hatte. Für den ehemaligen Verfassungsrichter Udo Steiner stellt sich die Frage, ob ein Fall von Unerträglichkeit gegeben sei. Die Fifa, so Steiner in der „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, achte darauf, dass keine Sonderwege gegangen würden.

Das Skandalspiel hat auch die Debatte über den Videobeweis neu entfacht. DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig verteidigte die Einführung der Torlinientechnologie in der Bundesliga nicht vor 2015. „Wir sind in der Deutschen Fußball-Liga nicht gegen den technischen Fortschritt, aber wir sprechen hier über ein hochkomplexes System, das möglicherweise noch störanfällig ist“, erklärte Rettig in der „FAZ“. Eine Fehlertoleranzgrenze von drei Zentimetern, die der Weltverband (Fifa) derart zulasse, sei nicht annehmbar.

Das System Goal Control einer Firma aus Würselen wurde bereits beim Confederations Cup im Sommer in Brasilien erfolgreich getestet und wird auch bei der WM 2014 angewandt. Es beruht auf einer dreidimensionalen Kontrolle des Balls durch 14 Kameras. In der Bundesliga soll Goal Control frühestens zur Saison 2014/2015 eingesetzt werden. In England und in den Niederlanden wird die Hawk-Eye-Technik benutzt. In Italien setzt man auf Torrichter, wie im Europacup.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.10.2013)

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