Ausschreitungen bei Revierderby "zum Schämen"

Roman Weidenfeller versucht zu beruhigen
Roman Weidenfeller versucht zu beruhigenREUTERS
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Dortmund-Vorstand Hans-Joachim Watzke verurteilte das "asoziale Verhalten". Der DFL fordert harte Strafen für die Übeltäter.

Nach den Ausschreitungen rund um das 143. Revierderby zwischen dem FC Schalke 04 und Borussia Dortmund am Samstag hat die Deutsche Fußball Liga (DFL) Strafen für die Täter gefordert. Die BVB-Verantwortlichen verurteilten die Randale und schämten sich für das laut Hans-Joachim Watzke "asoziale Verhalten" einiger Anhänger: "Das hat mich gewaltig gestört. Ich möchte mich dafür ganz offiziell beim FC Schalke 04 entschuldigen. Ich habe null Verständnis für dieses Verhalten. Das ist nicht tolerierbar, dafür muss man sich schämen", sagte der BVB-Geschäftsführer.

Schalkes Manager Horst Heldt sprach von einer "anderen Qualität" der Gewalt, wenn Bengalos auf gegnerische Fans geschossen würden. "Das kann ich überhaupt nicht verstehen. Das ist eine neue Dimension", sagte Heldt. Er räumte ein, dass es schwierig sei, das Hereinschmuggeln von Feuerwerkskörpern in Stadien ganz zu unterbinden. "Die haben ja mittlerweile Labello-Größe."

Ein kompromissloses Vorgehen gegen die Übeltäter forderte die DFL. "Wir verurteilen die Vorfälle aufs Schärfste. Hier werden von Einzelnen Verletzungen Anderer billigend in Kauf genommen", sagte DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig. "Jetzt gilt es, dass die Polizei gemeinsam mit den Clubs die Täter schnellstmöglich ermittelt, damit diese gezielt bestraft werden." Die Polizei hat Ermittlungen aufgenommen. "Diese gestalten sich nach der ersten Auswertung des Bildmaterials aber schwierig, da die BVB-Anhänger überwiegend stark vermummt waren", sagte Polizeisprecher Johannes Schäfers.

Am Rande des Spielabbruchs

Die Partie konnte erst mit fünfminütiger Verspätung angepfiffen werden, weil im Gäste-Fanblock der Veltins-Arena kurz vor 15.30 Uhr Feuerwerkskörper gezündet wurden. Schiedsrichter Knut Kircher beorderte beide Mannschaften, die schon zum Anstoß bereitstanden, wieder zurück in die Kabinen. Knall- und Leuchtkörper flogen auf das Spielfeld und in die Ränge. Der Stadionsprecher forderte die BVB-Anhänger auf, das Abbrennen der Pyrotechnik zu unterlassen. Andernfalls drohe ein Spielabbruch.

Auch Jürgen Klopp war empört und geschockt über die Chaoten. "Es ist unangenehm. Wir gewinnen 3:1 und müssen jetzt - zurecht - über diese Situation reden", meinte der BVB-Coach nach dem Spiel. "Manchmal bin ich unfassbar stolz auf unsere Fans. Die machen viele gute Sachen. Aber dafür habe ich mich geschämt. Dafür fehlt mir jegliches Verständnis. Das hilft nicht, ist verboten und außerdem gefährlich." Weniger aufgewühlt zeigte sich Kevin Großkreutz. "Ich schäm' mich für gar keinen. Das muss jeder selbst wissen", sagte der BVB-Profi.

Nach Polizeiangaben gelang es den Borussen-Fans, große Mengen Pyrotechnik in die Arena zu bringen und zu entzünden. Mit sogenannten Nothämmern wurden mehrere Glasscheiben im Dortmunder Bereich komplett zerstört. BVB-Anhänger versuchten, in den Schalker Bereich zu gelangen und schossen Pyrotechnik gezielt in andere Blöcke. Watzke will das nicht hinnehmen: "Es gehört sich nicht, Raketen in andere Blöcke zu schießen und so ein Spektakel zu veranstalten. Das ist schlicht und ergreifend nicht tolerabel."

Randale schon im Vorfeld

Schalker Fans versuchten ihrerseits, in den Block der BVB-Anhänger zu gelangen. Die Polizei setzte auch Pfefferspray zur Bewältigung der Lage ein. Ein Polizeibeamter, der ein deeskalierendes Gespräch führen wollte, wurde durch Fußtritte und Faustschläge verletzt.

Bereits vor dem Revierderby hatten etwa 400 BVB-Fans auf dem Weg zum Stadion für Randale gesorgt. Nach Angaben der Gelsenkirchener Polizei durchbrachen die Fans am Bahnhof Essen West die polizeiliche Absperrung und stiegen in einen Zug. Demnach provozierten sie einen Nothalt, stiegen in einen anderen Zug, den sie aber sofort wieder verließen. Die Polizei war mit mehr als 100 Beamten vertreten, zudem kamen Diensthunde und ein Polizeihubschrauber zum Einsatz. Bei insgesamt 397 Personen wurde die Identität festgestellt.

Warum die am Bahnhof aufgefallenen BVB-Fans dann in Bussen zur Veltins-Arena chauffiert wurden, um dort weiter zu randalieren, wusste auch Heldt nicht zu sagen. Er verwies auf Ordnungs- und Sicherheitskräfte. Fest steht: In drei Bussen ging die Randale weiter, Scheiben gingen zu Bruch. In einem Fahrzeug zündeten Chaoten massenweise Pyrotechnik.

(APA/dpa)

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