Der Fußballer als Millionär

David Beckham
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Wie aus dem talentierten Fußballprofi David Beckham ein noch besserer Unternehmer wurde, der als Model und Familienvater brilliert und in Miami seinen eigenen Klub gründen will.

Für viele Spitzensportler ist das Karriereende zugleich auch der Abschied von der großen Bühne. Nicht so für David Beckham: Seit der 38-jährige Brite im Mai seinen Rücktritt vom aktiven Fußball bekannt gegeben hat, scheint er umtriebiger denn je. In China wirbt er als „Fußballbotschafter“ für die Verbreitung des „beautiful game“, in der neuesten H&M-Werbung präsentiert er sich – wieder einmal – in Unterhosen, und in Miami steht er kurz vor der Gründung seines eigenen Fußballteams. Noch nie waren Ruhm und Reichtum des 115-fachen englischen Nationalspielers größer.

Das Vermögen Beckhams und seiner Frau, Victoria, wird aktuell auf 190 Millionen Pfund (225 Millionen Euro) geschätzt. Jeden Tag nehmen sie 100.000 Pfund ein, und das 365-mal im Jahr. Mit der bevorstehenden Eröffnung von Victoria Beckhams erstem Designershop an einer der ersten Adressen Londons wird ihr Vermögen auf 300Millionen Pfund wachsen, schätzen Experten. Victoria hat sich gegen harten Widerstand als Designerin längst einen Namen gemacht: „Es ist eine Kollektion mit eigener Identität und beeindruckender Qualität“, sagt Sarah Haris von der Modebibel „Vogue“.


Brand it and kick it. Was David und Victoria Beckham, die man eher von Klatschspalten als den Wirtschaftsseiten kennt, eint, ist beinharte, gezielte und langjährige Arbeit. Diese Einstellung wurde ihm quasi in die Wiege gelegt. In seinem Heimatbezirk Leytonstone in Ostlondon wird niemand mit einem goldenen Löffel im Mund geboren. Zu seinem Karriereende sagte Beckham: „Ich möchte als Fußballer, der immer hart gearbeitet hat, in Erinnerung bleiben.“ Der Wirtschaftsberater Andy Milligan, Autor des Buchs „Brand It Like Beckham“, sagt: „Sie sind sehr intelligent und gezielt mit dem Aufbau der Beckham-Marke vorgegangen.“

Sein einstiger Manchester-United-Trainer, „Sir“ Alex Ferguson, mag Beckham in seiner gerade erschienenen Autobiografie vorhalten: „Es war ihm wichtiger geworden, berühmt zu sein als ein Fußballer“, doch in Wahrheit warf der Rausschmiss in Manchester im Jahr 2003 Beckham nicht aus der Bahn, sondern in eine neue Umlaufbahn: Stationen bei Real Madrid, L.A. Galaxy. AC Milan und Paris Saint Germain nutzte er, um weltweite Präsenz zu gewinnen. Es ist kein Zufall, dass Beckham heute sorgfältig jede Retourkutsche an Ferguson vermeidet: „Ich werde nicht den Mann kritisieren, der mir alles ermöglicht hat und die Gelegenheit gegeben hat, meinen Traum zu leben.“ Dass ihm Ferguson einst in der Kabine einen Schuh nachgeworfen und seinen Kopf getroffen hat, bleibt ein amüsantes Kapitel der Klubgeschichte.

Das passt auch perfekt zu dem sorgsam gehüteten Image des Fußballstars als netten, bedächtigen Mannes, der stolzer Vater von vier Kindern ist und der größten Wert darauf legt, dass auch seine Frau sich erfolgreich entfalten kann. „David tritt sympathisch, ehrlich, höflich und respektvoll auf“, sagt Milligan. „Ich glaube nicht, dass man das auf Dauer vortäuschen kann. Sponsoren lieben das.“

So sorgte Beckham – beraten von Show-Impresario Simon Fuller – von Anfang an dafür, dass seine Karriere, die ihm immerhin 19Titel eintrug, nicht nur sportlich ertragreich war. Bei L.A. Galaxy bekam er für einen Fünfjahresvertrag angeblich 225 Millionen Dollar. Nach Schätzungen des Wirtschaftsmagazins „Forbes“ verdiente er in seinem letzten Karrierejahr 5,9 Millionen Pfund fürs Fußballspielen, aber im Vergleich dazu schier unglaubliche 24 Millionen Pfund aus Sponsorverträgen. Seine Prämie von drei Millionen Pfund für das Gastspiel bei PSG für ein Kinderhilfswerk zu spenden war eine noble Geste – und für ihn gleichzeitig ein Kinderspiel.

Die Rechnung machte sich aber auch umgekehrt bezahlt: Adidas hat seit Beginn der Zusammenarbeit mit Beckham im Jahr 1996 weltweit zehn Millionen Trikots mit seinem Namen im Wert von 950 Millionen Pfund verkauft. Andere Marken, die Beckham beworben hat, sind Armani (ebenfalls in Unterhosen), die britische Supermarktkette Sainsburys oder der Schweizer Uhrenhersteller Breitling. Der PR-Berater Mark Borkowski stellt dazu fest: „Das sind sorgfältig ausgewählte Engagements, die genau zu seinem Image passen.“


Das Beckham-Imperium. Das wachsende Imperium wird mittlerweile von drei Firmen geführt, von denen eine ausschließlich mit Brand Beckham und ihrer Vermarktung beschäftigt ist. Wurde er als Spieler einst von Ferguson rausgeworfen, wird er nun selbst als Klubbesitzer bald das letzte Wort über jeden Trainer haben. So erlaubte sich Beckham sogar eine scherzhafte Replik an Ferguson: „Eigentlich stand er ganz oben auf meiner Wunschliste für den Trainerposten. Aber jetzt bin ich mir da nicht mehr so sicher...“

In Miami besitzt der 38-Jährige die Option auf die Gründung eines neuen Major-League-Klubs. Diese hat er sich vor seiner Vertragsunterzeichnung in Los Angeles von der Liga zusichern lassen. Auch den Preis dafür legte der Geschäftsmann getrost mühelos aus: 25Millionen Dollar (18,16 Mio. Euro).

Ob es nun schnell gehen wird oder bürokratische Hürden warten, die Liga hat bestätigt, mit Beckham „im Gespräch“ zu stehen. Heimstätte könnte das 75.000 Zuschauer fassende Sun-Life-Stadion werden. Viele zweifeln an diesem Projekt; mit Miami Fusion gab es schon einmal ein MLS-Team (ab 1998). Der Klub zog sich aber nach vier Saisonen wieder zurück. Mit Beckham als Leitfigur scheint das undenkbar.

»Becks«

Gefeiert und sogar geadelt
David Robert Joseph Beckham wurde am 2. Mai 1975 in Leytonstone, London, geboren. Der ehemalige Fußballer zählt zu den einflussreichsten Sportpersönlichkeiten der Welt, ist Werbefigur und Träger des „Order of the British Empire“.

Trotz all des Glamours ein Familienmensch
Er ist seit Juli 1999 mit Victoria (bekannt von den Spice Girls) verheiratet. Das Paar hat vier Kinder: Brooklyn Joseph, Romeo James, Cruz und Tochter Harper Seven.

TITEL, TORE und TATTOOS

4Länder
David Beckham gewann als erster Brite Fußballmeisterschaften in England (Manchester United), Spanien (Real Madrid), den USA (La Galaxy) und Frankreich (Paris).

20Tattoos
zieren Beckham; seine Rückennummer (7) strahlt auf der Innenseite des rechten Unterarms.

719Fußballspiele
bestritt Beckham in seiner Profikarriere. Er schoss 129 Tore.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.11.2013)

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