WM-Vorrunde als Spaziergang am Strand

Joachim Löw sinniert, freut sich auf alte Bekannte.
Joachim Löw sinniert, freut sich auf alte Bekannte.APA
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Deutschland fürchtet in Brasilien vorerst nur die Hitze. England ist hingegen jetzt schon frustriert.

Und dann kam es so, wie es immer kommt. Andere mögen jammern, das sind die Deutschen aber nicht gewohnt. Als die Würfel dann endlich gefallen waren, zog es der deutsche Bundestrainer vor, noch einmal zum Strand am Atlantischen Ozean zu schlendern. Er begann zu sinnieren, zu sinnieren über die zugelosten Gruppengegner bei der WM-Endrunde 2014. Es hätten durchaus auch exotische Gegner werden können, aber Honduras, Iran oder Algerien hat es in andere Regionen verschlagen. Geworden ist es eine Vorrunde mit alten Bekannten.

Joachim Löw, der ehemalige Tirol- und Austria-Trainer, hat seine Mannschaft zum Favoriten erklärt. Gemeinsam mit Portugal. Cristiano Ronaldo und Co. waren erst bei der Euro 2012 in Lemberg Gruppengegner, die DFB-Elf gewann damals mit 1:0. Löw hat auch mit Ghana und den USA grundsätzlich kein Problem. Mehr Sorgen bereiten dem 53-Jährigen die klimatischen Bedingungen. Dabei bleiben den Deutschen etwa Manaus oder Cuiaba erspart. Stattdessen spielen sie in Salvador, Fortaleza und Recife. Die „Süddeutsche Zeitung“ machte daraus sogar ein „Ferienlos“. Denn dort, wo die Brasilianer ihren Urlaub verbringen, würde sich die deutsche Nationalmannschaft für das Achtelfinale warmspielen dürfen. „Das Erreichen der K.-o.-Runde ist zwar kein Strandspaziergang, aber machbar.“

Die Spiele in Salvador, Fortaleza und Recife im heißen Norden werden zur Belastungsprobe. Um 13 bzw. 16 Uhr Ortszeit ist da mit über 30 Grad zu rechnen. „Um dreimal in der Hitze zu spielen, braucht man viel Substanz“, sagt Löw. „Das beeinflusst die Quartierwahl schon ein bisschen, aber noch mehr unsere Vorbereitung. Was machen wir in der letzten Phase der Vorbereitung? Wir müssen uns überlegen, ob wir dorthin gehen, wo die Temperaturen ähnlich sind und das nicht nur drei, vier oder fünf Tage, sondern länger.“

Deutschland stellt die Planungen nochmals auf den Prüfstand. Bis zum 18. Dezember muss eine Entscheidung fallen, das Domizil Porto Seguro in Bahia steht wohl am höchsten im Kurs. „Wir müssen uns auf Hitze, hohe Luftfeuchtigkeit und Reisen einstellen. Aber es darf kein Dauerthema werden.“ Löw selbst hat beim Confed Cup vor einigen Monaten in Fortaleza erlebt, was der brasilianische Winter dort bedeutet: „Es herrscht eine unglaubliche Hitze und das im Winter. Es waren abends weit über 30 Grad und es war feucht. Die Klimaanlage im Hotel hat nicht funktioniert, das kam noch dazu. Es war eine Nacht wie in der Sauna.“

Für Löw hat sich nach der Auslosung an seiner Grundeinstellung zum Turnier und den ersten Anwärtern auf den Titel im „Land des Fußballs“ (Brasiliens Staatspräsidentin Dilma Rousseff) nichts geändert: „Top-Favorit ist Brasilien. Dahinter gibt es eine paar Mannschaften, die zu allem in der Lage sind. Dazu gehören auch wir. Aber es muss alles passen, es darf keine Verletzten geben, und wir müssen in Topform sein.“

Wenig Optimismus hat die Auslosung in England ausgelöst. Die meisten Medien räumten dem Team von Roy Hodgson in den Duellen mit Italien, Uruguay und Costa Rica allerdings nur geringe Chancen auf den Achtelfinaleinzug ein. Der frühere Teamstürmer Gary Lineker schrieb nach der Zeremonie auf Twitter: „England hat diese Gegner noch nie bei einem großen Turnier geschlagen. Schönes Wochenende!“

Hodgson aber lässt sich nicht entmutigen. „Unsere Gegner werden sich auch nicht vor Freude die Hände reiben. Ich wurde vom italienischen Fernsehen gefragt, wie wir gegen Balotelli und Pirlo bestehen wollen, vielleicht sollten die sich lieber fragen, wie sie das gegen Gerrard und Rooney schaffen. Ich würde immer noch einen Zehner auf meine Mannschaft setzen.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.12.2013)

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