Fifa-Präsident Blatter entdeckt die Menschenrechte

Joseph Blatter
Joseph BlatterAPA/EPA/ENNIO LEANZA
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Bei künftigen WM-Vergaben soll die Menschenrechtslage berücksichtigt werden. Joseph Blatter selbst denkt schon an seine fünfte Amtszeit.

Fifa-Präsident Joseph Blatter hat eine weitere Reform bei der Wahl von WM-Gastgebern angekündigt. Der Kongress des Fußball-Weltverbandes soll nach Ansicht des Schweizers künftig auch die politische Lage und die Menschenrechtssituation in den Kandidatenländern berücksichtigen. Der Kongress werde laut Blatter aufgerufen, dass er in Zukunft die WM-Vergabe machen müsse.

"Und ich werde den Kongress in die Lage bringen, dass er auch die soziale, kulturelle, sagen wir die Menschenrechtssituation, anschaut", sagte der 78-Jährige. Auswirkungen auf die umstrittenen WM-Gastgeber Russland 2018 und Katar 2022 hätten eine solche Änderung aber nicht. "Wir können nichts ändern, was die Weltcup-Planungen angeht. Wir haben 2014 zu spielen. Mit 2018 in Russland haben wir momentan kein Problem, und die Probleme von Katar sind bekannt."

Die nächste WM-Vergabe steht erst in fünf Jahren für das Turnier 2026 an. Im Zuge der Demokratiereformen beim skandalumwitterten Weltverband war das Prozedere nach der Doppelvergabe an Russland und Katar geändert worden. Bisher hatte das FIFA-Exekutivkomitee mit seinen rund zwei Dutzend Mitgliedern den WM-Ausrichter gewählt. Im Kongress sind alle 209 FIFA-Mitglieder stimmberechtigt.

Brasilien für Blatter WM-Favorit

In einem Interview mit der Nachrichtenagentur dpa bezweifelte Blatter zudem, dass er am 13. Juli dem deutschen Kapitän Philipp Lahm im Maracana-Stadion den WM-Pokal übergeben werde. "Es wird sehr schwierig sein, in Südamerika, in Brasilien, diesen Sieg einzufahren", meinte der Eidgenosse bezüglich aller europäischer Teams. Auch ein Finaleinzug des DFB-Teams würde den Weltverbandsboss überraschen: "Es können ja nur zwei ins Finale kommen. Es wird sehr schwer sein für die Europäer, dabei zu sein."

Blatter hegt keine Zweifel an einem Gelingen der WM am Zuckerhut - trotz massiver Verzögerungen beim Bau von immerhin vier der insgesamt zwölf WM-Stadien und möglicher Massenproteste gegen soziale Missstände wie schon beim Confederations Cup 2013. "Das mit den Stadien wird klappen. Das ist nicht meine erste Fußball-Weltmeisterschaft. Am Ende werden alle Stadien bereit sein", betonte Blatter. "Die Brasilianer werden in der Lage sein, diese WM über die Bühne zu bringen."

Dennoch lässt der Weltverband Vorsicht walten, um ein peinliches Szenario wie beim Testlauf 2013 zu verhindern, als Brasiliens Staatschefin Dilma Rousseff in der Arena von Brasilia gnadenlos ausgepfiffen wurde. "Wir werden die Eröffnungszeremonie so gestalten, dass es keine Reden gibt", verriet Blatter. Im Gegensatz zum Confed Cup will er über die gesamte Turnierdauer in Brasilien bleiben. Damals war er kritisiert worden, weil der Eindruck entstanden war, er wäre vor den Protesten geflüchtet.

Blatter setzt auf Afrika als Wahl-Trumpf

Längst blickt der Top-Funktionär über die WM-Zeit hinaus - denn 2015 soll für ihn im Fifa-Amt nicht Schluss sein. Das Wahlkampfprogramm für die Präsidentenwahl sieht wie allseits erwartet und schon mehrfach angedeutet als Eckpfeiler eine spürbare Umverteilung der WM-Startplätze und der Sitze im Fifa-Exekutivkomitee zuungunsten der bisher diesbezüglich dominanten Europäer vor - ein klarer Affront gegen den möglichen Rivalen Michel Platini und dessen Gefolgschaft.

Sein Augenmerk möchte Blatter in einer dann fünften Amtszeit auf die eigentlich fußball-fernen Themen Gesundheit und Bildung legen. "Wir wollen das sozialkulturelle Engagement der Fifa vertiefen und in unsere Gesellschaft hineinbringen, mit verschiedenen Aktivitäten, insbesondere mit einem großen Gesundheitsprogramm für die Jugend, das wir mit dem Fußball in die Schulen gehen und Disziplin, Fair Play und Respekt in die Gesellschaft bringen", betonte der Fifa-Boss.

(APA/dpa)

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