Hoeneß-Prozess: Keine Berufung, Rücktritt als Bayern-Präsident

Uli Hoeneß
Uli HoeneßAPA/POOL/Christof Stache
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Uli Hoeneß akzeptiert das Urteil von dreieinhalb Jahren Haft wegen Steuerhinterziehung und legt seine Ämter bei Bayern München nieder.

Zur großen Überraschung verzichtet Uli Hoeneß darauf, gegen das Urteil von drei Jahren und sechs Monaten Haft wegen Steuerhinterziehung von mindestens 28,5 Millionen Euro Berufung beim Bundesgerichtshof einzulegen. Damit muss der Bayern-Präsident ins Gefängnis. Am Donnerstag nach der Urteilsverkündung hatte sein Verteidiger das noch angekündigt.

"Nach Gesprächen mit meiner Familie habe ich mich entschlossen, das Urteil des Landgerichts München II in meiner Steuerangelegenheit anzunehmen. Ich habe meine Anwälte beauftragt, nicht dagegen in Revision zu gehen. Das entspricht meinem Verständnis von Anstand, Haltung und persönlicher Verantwortung. Steuerhinterziehung war der Fehler meines Lebens. Den Konsequenzen dieses Fehlers stelle ich mich", hieß es in der Erklärung von Hoeneß.

Staatsanwaltschaft überdenkt Revision

Die Münchner Staatsanwaltschaft will Anfang der kommenden Woche entscheiden, ob sie ebenfalls auf eine Revision verzichtet, sagte Ken Heidenreich, der Sprecher der Behörde, am Freitag der Nachrichtenagentur dpa. Staatsanwalt Achim von Engel hatte ein deutlich höheres Strafmaß von fünf Jahren und sechs Monaten für Hoeneß gefordert. Hoeneß wird seine Haft frühestens in einigen Wochen antreten müssen.

Der Vereinspatron des Klubs von David Alaba war wegen der Hinterziehung von mindestens 28,5 Millionen Euro in einem der spektakulärsten Steuerprozesse Deutschlands verurteilt worden. Seine Anwälte hatten unmittelbar nach dem Urteil am Donnerstagnachmittag noch angekündigt, in Revision zu gehen.

Hoeneß: "Bayern ist mein Lebenswerk"

"Außerdem lege ich mit sofortiger Wirkung die Ämter des Präsidenten des FC Bayern München e.V. und des Aufsichtsratsvorsitzenden der FC Bayern München AG nieder", schrieb er weiter. "Ich möchte damit Schaden vom meinem Verein abwenden. Der FC Bayern München ist mein Lebenswerk und er wird es immer bleiben. Ich werde diesem großartigen Verein und seinen Menschen auf andere Weise verbunden bleiben solange ich lebe. Meinen persönlichen Freunden und den Anhängern des FC Bayern München danke ich von Herzen für ihre Unterstützung."

Wie der Verein in einer Stellungnahme mitteilte, ist Adidas-Chef Herbert Hainer bis auf Weiteres als Nachfolger des zurückgetretenen Uli Hoeneß Aufsichtsratsvorsitzender der FC Bayern AG. Dieser Beschluss sei einstimmig vom Aufsichtsrat gefasst worden. Das Gremium nahm den Rücktritt des wegen Steuerhinterziehung verurteilten Hoeneß "mit Respekt und größter Hochachtung" zur Kenntnis.

"Danken für außerordentlichen Verdienste"

"Uli Hoeneß hat mit seinen Führungsqualitäten, seinem hohen persönlichen Einsatz und seiner herausragenden Lebensleistung immer dem Wohle des FC Bayern München gedient", erklärt Hainer in einer Mitteilung des Aufsichtsrats. "Er ist wesentlich mit dafür verantwortlich, dass der FC Bayern München zu einem der sportlich und wirtschaftlich erfolgreichsten und attraktivsten Vereine der Welt geworden ist. Dafür gilt ihm unser ganzer Dank."

Die Allianz, die als Sponsor an der FC Bayern München AG beteiligt ist, zollte der Entscheidung von Hoeneß, sich nach seiner Verurteilung beim Rekordmeister zurückzuziehen, Respekt. "Wir danken Uli Hoeneß für seine außerordentlichen Verdienste beim FC Bayern. Und wir haben großen Respekt vor seiner Entscheidung", teilte das Versicherungsunternehmen am Freitag in München mit.

Hoeneß gehörte zur großen Bayern-Spielergeneration der 1970er-Jahre mit Franz Beckenbauer und Gerd Müller. Er wurde Welt- und Europameister, gewann praktisch alle Vereinstitel. In seiner 30-jährigen Schaffensphase als Manager entwickelte sich der FC Bayern von einem Verein mit Schulden zu einem Global Player und ist aktuell die erfolgreichste Mannschaft der Welt. Im Jahr 2009 wurde Hoeneß mit 99,3 Prozent als Präsident inthronisiert.

(APA/red)

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