Spanien: Der Verlauf von Erfolgsgeschichten

Spanien, Barcelona
Spanien, Barcelona(c) GEPA pictures (GEPA pictures/ Cordon Press)
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Während Real Madrid jubelt, droht dem FC Barcelona nach der 1:2-Niederlage im Finale der Copa del Rey das erste titellose Jahr seit 2008. Trainer Gerardo Martino steht vor der Entlassung.

Valencia/Wien. Als Gareth Bale in der 85. Minute zu einem fulminanten Sprint über das halbe Spielfeld des Mestalla-Stadions in Valencia ansetzte, war es um den FC Barcelona geschehen. Das Tor des Walisers besiegelte Reals 2:1-Erfolg im Finale der Copa del Rey. 70.000 Fans begleiteten ihre Helden später durch die madrilenische Nacht. In Barcelona hingegen wurde Trübsal geblasen. Innerhalb von nur einer Woche verspielten die Katalanen gleich drei Titelchancen.

Dem Ausscheiden im Champions-League-Viertelfinale gegen Atletico Madrid folgte ein blamables 0:1 in Granada – die Primera Division scheint für den Drittplatzierten bei noch fünf ausstehenden Runden und vier Punkten Rückstand auf Atletico verloren. Die Niederlage im 260. Clasico gegen den Erzrivalen war zusätzliches Salz in den Wunden.

„Wir werden jetzt viel einstecken müssen. Wenn du gewinnst, bist du wertvoll, wenn du verlierst, ein Dreck. So ist der Fußball“, sagte Verteidiger Dani Alves, der mit seinen Kollegen unaufhaltsam der ersten titellosen Saison seit sechs Jahren entgegensteuert. Die Zeiten, in denen Barcelona national wie international übermächtig schien, gehören der Vergangenheit an. „Der Zyklus ist vorbei, möge ein neuer beginnen“, titelte die klubnahe Zeitung „Sport“ Stunden nach dem Abpfiff.

Es sind nicht nur die drohenden Fakten, die Messi und Co. Misserfolg nachweisen. Barças Spielstil hat seine Einzigartigkeit verloren, er ist berechenbar geworden. Zudem ist der Grundstock der Mannschaft in die Jahre gekommen. Das Ende der großen Ära hat sich bereits im Vorjahr abgezeichnet. Die Demütigung im Halbfinale der Champions League gegen Bayern (Gesamtscore 0:7) glich einem Warnschuss, den rund um das Camp Nou niemand so gehört bzw. verstanden haben wollte.

Der Ruf nach Veränderung

Die nötige Frischzellenkur blieb – abgesehen von Neymars Verpflichtung – aus. Auch gegen Real offenbarte sich der Mangel an Alternativen für die Innenverteidigung, die in Abwesenheit des verletzten Pique und des angeschlagenen sowie alternden Puyol der gelernte Mittelfeldspieler Mascherano und Eigengewächs Bartra bilden mussten. Besserung ist ob des von der Fifa wegen den Transfers von minderjährigen Spielern auferlegten Verbots für zwei Transferzeiten aber nicht in Sicht.

In der Stunde der Niederlage wird naturgemäß der Ruf nach Veränderung laut. Mannschaft, Trainer und Sportdirektor stehen in der Kritik, der stets für Kritik zu Verfügung stehende Johann Cruyff macht sich für eine Ablösung der Vereinsführung stark. „Die Entscheidungen in diesem Klub werden von Leuten getroffen, die vom Fußball keine Ahnung haben“, sagt der Niederländer, der sich die Rückkehr von Pep Guardiola wünscht. „Das wäre das Beste.“ Mit seiner Meinung steht Cruyff nicht allein da. Die Fans verbinden den Namen Guardiola mit attraktivem Fußball, vor allem aber mit Erfolg. Er gewann 16 Titel in vier Jahren.

Dass Guardiola München verlassen und nach Barcelona zurückkehren wird, ist ebenso unrealistisch wie der Verbleib des derzeitigen Trainers, Gerardo Martino. Der Argentinier könnte das Schicksal von Frank Rijkaard teilen, er musste nach dem letzten titellosen Jahr in Barcelona 2008 ebenfalls das Feld räumen. Die Sehnsucht nach einem charakteristischen „Entrenador“ ist groß, durch die Gazetten geistern diverse Namen. Von Chelseas José Mourinho bis hin zu Dortmunds Jürgen Klopp.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.04.2014)

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