ManU: Ende mit Schrecken nach Schrecken ohne Ende

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FILE BRITAIN SOCCER MANCHESTER UNITED(c) APA/EPA/PETER POWELL (PETER POWELL)
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Nach einer beispiellosen Negativserie entlässt Manchester United Manager David Moyes, noch von Alex Ferguson protegiert. Ein Nachfolger wird aber nicht leicht zu finden sein.

London. Das „Todesurteil“ über den glücklosen Manchester-United-Manager David Moyes fiel nicht auf dem Fußballplatz. Moyes war in dem Moment nicht mehr tragbar als Chef eines der größten Fußballvereine unserer Zeit, als die Kameras den Sensenmann entdeckt hatten, der im Spiel Everton gegen Manchester United sein (Pappmaché-)Beil über dem Haupt des umstrittenen schottischen Trainers schwang. Vieles wird einem Manager eines englischen Spitzenvereins nachgesehen, sicher aber nicht ein derartiger Autoritätsverlust.

So war es unausweichlich, dass der Rekordmeister die sofortige Entlassung von Moyes nach nur zehnmonatiger Amtszeit verkündete. Die Dankesworte für „harte Arbeit, Aufrichtigkeit und Integrität“ waren ein schönes Beispiel britischen Understatements ähnlich der beliebten Formulierung „er hat sich bemüht“. Das schreibt man in Beurteilungen, wenn es um totales Versagen geht.

Selbiges lässt sich auch über die Amtszeit Moyes sagen, die allein für ihre Negativrekorde in die Vereinsgeschichte eingehen wird: Bisher elf Saisonniederlagen sind ebenso beispiellos wie die sechs Schlappen in der einst uneinnehmbaren Festung in Old Trafford. Unter dem 50-jährigen Moyes wurde das „Theatre of Dreams“ zur Stätte der Albträume: Gegen Zwerge wie Swansea und Sunderland flog Manchester United aus dem FA- und dem Ligacup. Längst ist der Meistertitel verspielt, mit dem aktuellen Platz 7 würden die „Red Devils“ derzeit nicht einmal die Qualifikation für die kürzlich noch belächelte Europa-League schaffen. Manchester United wird die Saison mit der niedrigsten Punkteanzahl seit Gründung der Premier League 1992 beenden, seit den Blackburn Rovers erlebte kein Meisterteam im Folgejahr einen derartigen Absturz.

Die Kündigung drei Spiele vor Saisonende stellt die ultimative Demütigung für Moyes dar. Es war die erste Trainerentlassung bei Manchester United seit November 1986. Die Notbremse ist auch eine Ohrfeige für Moyes-Vorgänger Alex Ferguson, der im Vorjahr nach 26 Jahren Amtszeit eigenhändig das Zepter an seinen schottischen Landsmann weitergegeben hatte. Der Sechs-Jahres-Vertrag, den man Moyes damals gab, garantiert ihm nun immerhin eine Abfindung von gerüchteweise 25 Millionen Euro.

Das Traineramt übernimmt „bis zur Bestellung einer dauerhafte Lösung“ Vereinslegende Ryan Giggs. Der neue Manager soll mit 150 Millionen Pfund ein neues Team aufbauen. Leicht wird es dennoch nicht, einen Kandidaten zu finden. ManU wird nächstes Jahr erstmals seit 1980 in keinem internationalen Bewerb spielen. Namen wie Diego Simeone, Luis van Gaal und Laurent Blanc fallen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.04.2014)

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