Peter Stöger als gefeierter Trainer des 1. FC Köln. Am Rhein wurde der Wiederaufstieg in die oberste Spielkasse euphorisch gefeiert. Im Sommer soll Verstärkung kommen, aber der Klub muss haushalten.
Köln/Wien. Die Kölner sind bekannt dafür, dass sie keine halben Sachen machen. Und wenn es etwas zu feiern gibt, dann wird aber so richtig losgelegt. Wenn es dann noch um die „Geißböcke“ geht, dann gibt es überhaupt kein Halten mehr. Köln und Fußball, das ist eine ganz eigene Beziehung, das lässt sich nicht so einfach beschreiben. Und jetzt, da die „Schmach“ des Zweitliga-Daseins getilgt und endlich vorbei ist, schwappte die Euphorie dann völlig über. Denn der 1. FC Köln, das steht seit dem 3:1-Sieg gegen Bochum, an sich auch ein Paternosterklub, fest, ist wieder erstklassig. Für die Kölner war und ist er das an sich immer, nur die Gegner haben hin und wieder etwas dagegen.
Köln, Fußball und Karneval – und mittendrin wieder einmal (Stichwort Toni Poster) ein Österreicher. Genau genommen drei, denn umjubelt wurde mit Peter Stöger nicht nur der Cheftrainer, sondern auch sein Assistent, der ewig unterschätzte Manfred Schmid. Er war als Spieler ein braver Mittelfeldspieler, der sich nie zu schade für die Dreckarbeit war. Auch als Ko-Trainer packt er dort an, wo es wichtig ist. Und mit Kevin Wimmer durfte auch ein Spieler jubeln, er hat es schon zu ÖFB-Teamehren gebracht.
Wenn Köln feiert, dann fließt nicht nur Kölsch in Strömen – dann wird kurzerhand die Nacht zum Tag gemacht, das Stadion wurde vereinzelt regelrecht gestürmt. Hunderte kletterten in den Stadioninnenraum, ohne Pyrotechnik ging es auch im Rhein-Energieoval nicht. Die Menschenmassen ließen sich einfach nicht mehr bändigen: Wenn es um Fußball geht, dann dreht halb Köln eben durch. Der Deutsche Fußballbund wird sich jedenfalls mit den Vorfällen beschäftigen und prüfen, ob ein Verfahren eingeleitet wird. „So, wie es abgelaufen ist, dürfte es keine Probleme geben“, sagt Kölns Sportdirektor Jörg Schmadtke. „DFB und die DFL werden verstehen, dass es ein Freudentag für den 1. FC Köln gewesen ist.“ Mit dabei war auch Lukas Podolski, extra aus London angereist.
Die Feuerwehr musste sogar ausrücken; passiert ist allerdings auch nichts, als die Zigarren lichterloh brannten. Für den Chef hatten die Spieler jede Menge an gut gefüllten Bierkrügen bei der Hand, Peter Stöger musste dieses Prozedere schon geduldig über sich ergehen lassen. Aber Bierduschen adeln in Köln, der Trainer sah das alles auch mit einem lachenden Auge. „Die Spieler haben meinen Wiener Humor angenommen – das macht sie noch liebenswerter.“
Stöger, vor vier Jahren noch Trainer in der österreichischen Regionalliga, Meistermacher mit der Austria und nun Kölns erfolgreicher Feldherr, will seine Mannschaft nun im Oberhaus etablieren. Vor genau 50 Jahren war der 1. FC Köln erster deutscher Bundesliga-Meister, mit der zweiten Liga will man nichts mehr zu tun haben. Und der Wiener steht nach der WM in Brasilien, wenn in Deutschland dann wieder die Punktejagd beginnt, vor ganz neuen Herausforderungen.
Die Kölner sind dem Trainer jedenfalls dankbar, Klubpräsidenten Werner Spinner meint: „Es hat sich gelohnt, um ihn zu kämpfen.“ Für diesen Sommer stehen angeblich fünf Millionen Euro für Verstärkungen zur Verfügung. Manager Jörg Schmadtke muss damit sehr sorgfältig umgehen. Denn die Verbindlichkeiten des Klubs betragen immer noch 32 Mio. Euro.
AUF EINEN BLICK
Die „Geißböcke“ besiegten vor 49.100Fans den VfL Bochum mit 3:1 und fixierten damit bereits in der viertletzten Runde der zweiten Liga den Meistertitel und nach zwei Jahren die Rückkehr ins Oberhaus. Damit wird in der Saison 2014/15 erstmals seit Kurt Jara (bis 6.4.2005 bei Kaiserslautern) wieder
ein Österreicher in der ersten deutschen Bundesliga coachen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.04.2014)