Champions League: Chelsea, Meister des Rasenschachs

Atletico Madrid's Gabi kicks the ball during their Champions League semi-final first leg soccer match against Chelsea at Vicente Calderon stadium in Madrid
Atletico Madrid's Gabi kicks the ball during their Champions League semi-final first leg soccer match against Chelsea at Vicente Calderon stadium in MadridREUTERS
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Atletico Madrid bleibt beim 0:0 im Halbfinalhinspiel gegen den FC Chelsea erstmals in dieser Champions-League-Saison ohne Torerfolg.

Madrid/Wien. Das erste Halbfinalduell der Champions League zwischen Atletico Madrid und Chelsea war erst eine Viertelstunde alt, da setzte es für die Londoner den größten Rückschlag des Abends. Torhüter Petr Cech deutete nach einem Zweikampf, der einem Eckball gefolgt war, seine Auswechslung an. Die Schulter spielte nicht mehr mit, dafür fortan Ersatztorhüter Mark Schwarzer. Der 41-jährige Australier war erst am vergangenen Wochenende zu seinem ersten Premier-League-Einsatz in dieser Saison gekommen, nachdem Cech aufgrund einer Viruserkrankung kurzfristig passen musste.

Der unerwartete Torhüterwechsel war mit der Höhepunkt der ersten Halbzeit, die von Taktik geprägt war. Chelsea zog sich wie erwartet tief in die eigene Hälfte zurück und lauerte auf Konter, fand in der Offensive aber praktisch nicht statt. Und Atletico bemühte sich zwar redlich, fand gegen das englische Defensivbollwerk aber kein Durchkommen. Den 50.000 hoffnungsfrohen Zuschauern im Estadio Vicente Calderon wurde anstatt von Toren nur biederes Rasenschach á la Chelsea geboten.

Kein Tor um jeden Preis

In der zweiten Halbzeit änderte sich am Spielverlauf nichts. Atletico lief an, Chelsea verteidigte. Sehr zum Gefallen von Blues-Trainer Jose Mourinho, der als erster Coach die Champions League mit drei verschiedenen Klubs gewinnen möchte. Weil die Engländer am Spiel selbst nicht aktiv teilnehmen wollten, ruhten ihre Hoffnungen auf ruhenden Bälle, doch selbst aus Standardsituationen wurde man nicht gefährlich. Stattdessen verstanden es David Luiz und Co. perfekt, Atletico keinen Rhythmus zu gewähren, die Partie auch mit in die Länge gezogenen Verletzungspausen zu verschleppen.

Angetrieben von ihren lautstarken Fans versuchten die „Rotweißen“ krampfhaft, das herbeigesehnte Tor zu erzielen. Die Spanier flankten und schossen wie wild, wirkliche Gefahr strahlten sie dabei aber nur selten aus. Die letzte Chance vergab Diego Costa, der mit Chelsea in Verbindung gebracht wird, in der 92. Minute. Nach 95 Minuten lautete das Schussverhältnis 26:5 aus der Sicht der Iberer. Doch Chelsea bekam, was es wollte: Kein Gegentor. Mit einer höchst destruktiven Spielweise wurde selbst Atleticos hochgelobte Offensive in Schach gehalten: Der Tabellenführer der Primera Division blieb in der elften Champions-League-Begegnung erstmals torlos.

So mancher fühlte sich an das Endspiel 2012 erinnert, als Chelsea in gleicher Art und Weise das Finale gegen Bayern München für sich entschied. Dienstagabend gelang den Engländern ein großer Schritt Richtung Endspiel, nächste Woche kann schon ein Tor zum Aufstieg genügen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.02.2014)

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