Ein Sturmtank, der es zur WM schaffen will

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Rapid profitiert beim 2:1-Sieg gegen Salzburg vom nächsten Boyd-Doppelpack. Der US-Amerikaner will in Jürgen Klinsmanns Aufgebot für Brasilien.

Wien. Salzburg gegen Rapid, das war immer schon ein Bundesligaschlager. Zumindest seit einigen Jahren hat dieses Duell einen besonderen Reiz. Dort der Liga-Krösus, für viele Feindbild und als Kommerzklub abgestempelt, da der Traditionsklub und Arbeiterverein. Logisch, dass die Hütteldorfer für den neuen Meister keinen Triumphbogen spannten, die Wiener Austria hatte den überlegenen Tabellenführer vor wenigen Wochen die Ehre erwiesen. Und wie schon in Favoriten war auch im Hanappistadion für die Salzburger nichts zu holen, die Gastgeber gewannen mit 2:1. Damit ist GrünWeiß der Europacup-Platz nicht mehr zu nehmen, der Vorsprung auf Grödig beträgt sechs Punkte, die viel bessere Tordifferenz (plus 22) ist in zwei Runden nicht zu verspielen.

Schadensbegrenzung geglückt

Rapid will in zwei Wochen auf eine unterm Strich doch gelungene Saison zurückblicken, die Chancen dafür stehen gar nicht schlecht, Rang zwei muss noch abgesichert werden. Der Titel ist außer Reichweite, im Cup patzt man fast schon traditionell – die Schadensbegrenzung aber wird gelingen. Immerhin konnte man in dieser Saison gegen die Salzburger beide Heimspiele erfolgreich gestalten, das können nur wenige Klubs von sich behaupten. Es ist also kein Zufall, dass Salzburg-Trainer Roger Schmidt, der sich am Freitag dazu durchgerungen hat, nach Leverkusen zu übersiedeln, die Rapid-Elf immer schon als gefährlich bezeichnet hat. Künftig aber nicht mehr sein Problem.

Neun Spiele in Folge ist Rapid nun ungeschlagen, diese Serie soll gegen Wacker Innsbruck und Ried prolongiert werden. Trainer Zoran Bařisić, der einen neuen Vertrag bekommen hat, hat sich zu einem ernst zu nehmenden Betreuer entwickelt. Einer, der Fußball lebt und es geschafft hat, mit den wenigen Mitteln einiges zu bewegen. Daher ließ es sich Michael Krammer, der Präsident, auch nicht nehmen, den Trainer innig zu umarmen. Das Vertrauen, das der Klub in Bařisić gesteckt hat, war gerechtfertigt.

Die Stimmung im Hanappistadion war euphorisch, mittendrin Terrence Boyd. Der US-Teamstürmer, der gegen Salzburg beide Treffer erzielte, avancierte zum gefragten Mann. Schon beim 2:2 gegen Grödig vor einer Woche war er der Spieler, der dem Match den Stempel aufgedrückt hat. Mit zwei Doppelpacks hintereinander macht Boyd Werbung in eigener Sache – schließlich will er bei der Weltmeisterschaft in Brasilien dabei sein. Er selbst sieht das so: „Du musst immer Gas geben und dir den Arsch aufreißen. Diesmal wurde ich belohnt, nächste Woche kann es aber schon wieder ganz anders sein. Tore sind meine einzige vernünftige Chance, mich für die WM zu empfehlen, es wird schwer, man wird sehen, ob es reicht.“

Trainer Zoran Bařisić würde Terrence Boyd die Endrundenteilnahme gönnen. „Der Pfeil der Entwicklung zeigt nach oben. Er ist torgeil, aber auch sehr teamfähig, was ins Portfolio eines Strikers eigentlich gar nicht so passt. Auch wenn er nicht spielt, pusht er die Mannschaft.“ Boyd hält bei 13 Saisontreffern – es müssten freilich viel mehr sein. Aber dann würde der US-Amerikaner auch nicht in Österreich spielen. Wobei sogar Salzburgs Trainer Roger Schmidt Gefallen an dem Sturmtank findet. „Bei Flanken ist er der beste Spieler in dieser Liga.“ Ein Kontakt – Tor. Das beherrscht Boyd. Ob Jürgen Klinsmann so einen Spieler im WM-Kader braucht, das ist noch nicht bekannt.

Wer einen Boyd in den Reihen hat, kann manchmal dem Gegner das Feld überlassen, Salzburg fehlte bei 62 Prozent Ballbesitz der Nachdruck. Was Trainer Roger Schmidt natürlich ärgerte. Aber letztlich nicht wehtat.

Großartige Investitionen sind für die kommende Saison nicht geplant, die volle Konzentration gilt dem neuen Stadionprojekt. Die Hütteldorfer stehen derzeit in Endverhandlungen mit zwei Firmen bezüglich des Neubaus einer mit 24.000 Sitzplätzen ausgestatteten Arena. „Die Verhandlungen sollten in den nächsten zwei Wochen abgeschlossen werden“, sagt Präsident Michael Krammer.

Daneben werde auch intensiv mit Banken und Namenssponsor-Interessenten verhandelt. „Ein Scheitern ist für mich keine Denkmöglichkeit“, rechnet Krammer mit der Realisierung des 50-Millionen-Euro-Projekts. Angestrebt werde eine frühestmögliche Entscheidung.

„Auf der anderen Seite muss man auch die Sorgfalt walten lassen, denn es geht da um sehr viel Geld. Ziel ist, schon zu Beginn der nächsten Saison im Happel-Stadion spielen zu können. Ich bin mir aber nicht sicher, dass das auch klappt...“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.04.2014)

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