Argentinien gegen Schweiz: Ein Flügelspieler, der die Löcher stopfen soll

BRAZIL SOCCER FIFA WORLD CUP 2014
BRAZIL SOCCER FIFA WORLD CUP 2014APA/EPA/ANTONIO LACERDA
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Angel di Maria, Champions-League-Sieger mit Real Madrid, soll im argentinischen Team einen Lionel Messi den Rücken freihalten. Das Defensivverhalten des Ex-Weltmeisters ist nämlich mangelhaft.

São Paulo/Belo Horizonte. Die Argentinier stehen in der Sympathieskala in Südamerika zwar nicht ganz oben, in der „Cidade do Galo“ bei Belo Horizonte aber wird ihnen jeder Wunsch von den Lippen abgelesen. In den WM-Camps werden alle Mannschaften bejubelt, so auch der Nachbar, der heute in São Paulo das Achtelfinale gegen die Schweiz bestreitet. Unmittelbar vor der Abreise trainierte man noch hinter verschlossenen Türen, Geheimniskrämerei hat im Fußball längst Tradition. „Es wird das erste Spiel“, sagt Verteidiger Pablo Zabaleta, „in dem es um Leben oder Tod geht.“ Ein vorzeitiges Ausscheiden würde freilich ein Drama bedeuten, die Argentinier haben sich nämlich das Finale als Ziel gesetzt.

Die Argentinier sind bei diesem Turnier bisher durchaus erfolgreich, aber zu glänzen vermochte man nicht. Das Spiel wird getragen von Lionel Messi, der allerdings auch schon bessere Zeiten im argentinischen Trikot erlebt hat. Aber der Superstar vom FC Barcelona ist dann zur Stelle, wenn Argentinien nach einem seiner Genieblitze lechzt. Der Rest der Mannschaft? Eher bescheiden. Guter Durchschnitt, aber nicht faszinierend. Und nun fällt auch noch Sergio Agüero (Muskelverletzung) aus. Sein Ersatz wird vermutlich Ezequiel Lavazzi sein. Ein klein gewachsenes Kraftpaket, das wie Messi aus Rosario stammt und für Paris Saint-Germain spielt.

Die Argentinier befinden sich irgendwie noch auf der Suche: nach dem richtigen System und nach der richtigen Mischung. Die Vorbereitung auf diese WM war relativ kurz, sie kann auch nicht als ideal bezeichnet werden. Erst 20 Tage vor Turnierbeginn hat man sich in der Sportschule des Verbandes in Ezeiza bei Buenos Aires getroffen. Gonzalo Higuain war blessiert, Angel di Maria durfte nach dem Gewinn der Champions League etwas später zum Team stoßen.

So dreht sich bei Argentinien alles um Messi, der vor zehn Jahren seinen ersten Treffer für Argentinien erzielt hat – damals noch für die Unter-20-Auswahl. Das Spiel endete übrigens 8:0 gegen Paraguay. Messi wurde erst nach der Pause eingewechselt, in der 80. Minute setzte er dann zu einem unwiderstehlichen Solo an. „Es konnte ihn niemand aufhalten“, erinnert sich Zabaleta.

Das Bindeglied

Für Entlastung soll Angel di Maria sorgen. Der Flügelstürmer von Real Madrid, bester Mann im Champions-League-Finale von Lissabon, hat bisher aber auch noch keine Glanzlichter setzen können. Der 26-Jährige bittet um Geduld, hält jedoch am Ziel des Teams fest. „Wir machen uns Hoffnungen“, sagt er. „Das Finale zu erreichen, wird nicht leicht. Aber wir werden alles probieren. Und manchmal braucht man auch ein bisschen Glück.“

Argentinien gegen Schweiz
Argentinien gegen SchweizDie Presse

Angel di Maria ist für Teamchef Alejandro Sabella ein „unersetzlicher Spieler“. Das hat damit zu tun, dass dem Flügelspieler im argentinischen Team eine etwas andere Rolle zugedacht ist, als er sie von Real Madrid gewohnt ist. Bei den „Königlichen“ tummeln sich Cristiano Ronaldo und Gareth Bale – die beiden gilt es zu füttern. In der argentinischen Nationalmannschaft gibt es einen Messi. Der nicht gerade dafür bekannt ist, dass er auch vorbildliche Defensivarbeit verrichtet. Di Maria muss eine Art Bindeglied spielen, er soll sich auch weiterhin in Angriffe einschalten, gleichzeitig aber Lücken schließen.

Die größte Schwachstelle der Argentinier ist die Abwehr, der Respekt vor den Schweizern groß. Vor allem vor Bayern-Legionär Xherdan Shaquiri. Einen Matchball hat er sich als Triplepack-Schütze schon als Souvenir gesichert.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.07.2014)

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