Argentinien: Die besten Zerstörer – und Messi

Lionel Messi
Lionel MessiREUTERS
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Argentinien wird Weltmeister, weil die Widerstandskraft siegt.

Weltmeisterschaften in Südamerika haben noch nie ein gutes Ende für Europäer genommen. Eine Serie, die nicht zufällig entstanden ist, viele große Fußballnationen sind dort in der Vergangenheit bei den Turnieren schon gescheitert. Mögen sich die Deutschen vor allem nach ihrem Triumph über Brasilien in Sicherheit wiegen, die Argentinier sind ein ganz anderer Gegner als der Gastgeber. Die Seleção hat sich durch diese WM nur gequält und tränenreich geschleppt, Argentinien hingegen hat stets Stärke gezeigt, wenn es darauf ankam. Sogar im Elfmeterschießen gegen die Niederländer machte man einen souveränen Eindruck, Tormann Sergio Romero avancierte sogar zum Helden. Sergio Romero musste aus dem Spiel heraus seit 373 Minuten keinen Treffer mehr hinnehmen. Insgesamt hat man überhaupt nur drei Tore kassiert.

Kaum eine andere Mannschaft beherrscht den minimalistischen Fußball so wie die Argentinier. Oft genügt ihnen schon ein Tor, um Gegner zur Verzweiflung zu bringen. Das Spiel ist pragmatisch, ökonomisch, nicht immer schön anzusehen, aber vor allem eines – effektiv. Risiko wird gescheut, weil man zu Beginn des Turniers Zweifel hatte, ob die Abwehr auch wirklich hält. Sie hat bisher gehalten, im Toreverhindern ist die Albiceleste jetzt schon Weltmeister.

Der Respekt vor Deutschland ist groß, der Wille zur Revanche für die klare 0:4-Niederlage im Viertelfinale der WM 2010 groß. Acht Spieler von damals stehen auch heute noch im Kader, sie wollen die offene Rechnung begleichen. Messi, Mascherano und Rodriguez haben auch schon die Niederlage 2006 in Deutschland im Elfmeterschießen miterlebt. Der Unterschied zu damals? Der Teamgeist ist größer, die Leidenschaft noch viel beeindruckender.

Zu den Stärken der Argentinier zählt die taktische Disziplin. Die Mannschaft hält sich strikt an die Vorgaben des Trainers, es gibt keine Alleingänge und keine Extrawürste. Alles und alle ordnen sich dem Erfolg unter. Mit Javier Mascherano verfügt die Albiceleste über eine der besten Nummer 6 der Welt, wer das Spiel der Argentinier stören will, der muss erst einmal den heimlichen Chef dieser Truppe wirkungslos machen. Das ist bisher keinem einzigen Team gelungen. Auch das deutsche Mittelfeld wird sich an ihm die Zähne ausbeißen.

Alejandro Sabella ist der vielleicht unterschätzteste Teamchef dieser WM, er hat seine Elf aber immer optimal vorbereitet. Und er kann sich auf die individuelle Klasse seiner Spieler verlassen. Das Spiel werden die Argentinier auch gegen Deutschland nicht machen, um das Heil im Konter zu suchen. Wer einen Lionel Messi auf dem Platz hat, der braucht sich um ideale Zuspiele nicht zu sorgen. Auch bei Standardsituationen wird Deutschland Probleme bekommen, jeder Freistoß oder Eckball von Messi kann ein Tor bedeuten. Der ehemalige Weltfußballer wird Kräfte beim Gegner binden. Das schafft Raum für andere. Vielleicht sogar für Angel di Maria, der wieder im Training steht.Oder für Sergio Agüero.

Die Trophäe

Eigentlich nur ein Ersatz, aber aus 6,2 Kilogramm Gold.
Der Fifa-WM-Pokal ist seit 1974 Nachfolger des Coupe Jules-Rimet, der von 1930 bis 1970 bei der Endrunde verliehen wurde und nach Brasiliens drittem Titelgewinn verloren ging.Die Trophäe wurde vom Italiener Silvio Gazzaniga entworfen, die Goldstatue wiegt 6,2 Kilogramm, ist 36,8 Zentimeter hoch.

Nur eine Kopie wird dem Sieger übergeben.
Die Granden der Fifa bewahren das Original in einem Tresor in Nyon, Schweiz, auf. Der Weltmeister erhält nur eine Kopie.

Das WM-Finale 2014 im TV.
Sonntag, ab 20 Uhr: ORF1, SRF2, ARD

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.07.2014)

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