WM als Transferbörse: "Und wer kauft Balotelli?"

Italy's Mario Balotelli controls the ball during their 2014 World Cup Group D soccer match against Uruguay at the Dunas arena in Natal
Italy's Mario Balotelli controls the ball during their 2014 World Cup Group D soccer match against Uruguay at the Dunas arena in NatalREUTERS
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Suárez, Sánchez & Kroos sind Toptransfers, es gibt aber auch Flops. Das Interesse am Milan-Spieler flachte nach dem Vorrunden-Aus der Squadra extrem ab.

Rio de Janeiro. Pünktlich mit dem Abschluss der Fußball-WM in Brasilien startet der Poker um die WM-Stars. Europas Topklubs buhlen um die Unterschrift diverser Spieler, die „Börse“ ist längst eröffnet. Und eine der Topaktien ist schon vom Markt. Arsenal sicherte sich für rund 38 Millionen Euro Chiles Torjäger Alexis Sánchez.

Die Wechsel von Luis Suárez – Liverpool erhielt von Barcelona 85 Millionen Euro Ablöse – und Toni Kroos (er verlässt Bayern München und heuert bei Real Madrid an) waren schon länger beschlossene Sache. Alle Klubchefs wollten jedoch die WM-Feiern abwarten, um ihre Neuzugänge medial perfekt ins Rampenlicht zu rücken. Seit Freitag ziert jedoch das Barca-Trikot mit der Nummer 9 den Namen Suárez.


Wenger wollte nicht zuwarten. Den Anfang beim Wettbieten machten in der Endspielwoche wie so oft die finanzkräftigen Vereine aus der Premier League oder der Primera División. Lukas Podolski, Mesut Özil und Per Mertesacker dürfen sich jedenfalls auf prominente und schusskräftige Verstärkung vom FC Barcelona freuen. „Wie viele Leute bei dieser WM gesehen haben, ist Alexis ein fantastischer Fußballer und wir sind begeistert, dass er zu uns, zu Arsenal kommt“, frohlockte der Coach der Londoner, Arsène Wenger. Er hätte noch zuwarten können, und auch wollen, doch angesichts des Suárez-Deals wäre die Gefahr zu groß gewesen, dass Chiles Doppeltorschütze Sánchez als „Tauschobjekt“ doch bei den „Reds“ hätte landen können.

Aber auch Torhüter kleinerer Nationen konnten sich bei der Endrunde in Brasilien mit ihren Leistungen in den Fokus spielen. Mexikos Guillermo Ochoa, dessen Reflexe für Aufsehen gesorgt haben, wird ganz heiß bei Atlético Madrid gehandelt. Medienberichten aus Costa Rica zufolge soll für Keylor Navas ein Transfer von UD Levante zum FC Bayern bevorstehen. „Er sieht sich einer großen Herausforderung gegenüber, wenn er bei Bayern brillieren will“, schrieb „La Nación“. Die Münchner, finanziell wohlgebettet, haben nach dem Transfer des Kroaten Mario Mandžukić viel Geld in der Kassa. Champions-League-Finalist Atlético soll 22 Millionen Euro für den Stürmer überwiesen haben. Real Madrids neuer Deutscher, Toni Kroos, soll sogar über 30 Millionen Euro wert sein...

„Wir haben gegenseitig unsere Vorstellungen ausgetauscht. Wenn etwas passiert, erfahren Sie es als Erste“, sagte Sportvorstand Matthias Sammer noch vor dem WM-Finale zwischen Deutschland und Argentinien. Er wollte sich partout nicht in die Karten schauen lassen, aber das gehört zum guten Ton hoch dotierter Geschäfte.

Schon vor der K.-o.-Runde des Weltturniers hat Europas Vereinselite mehr als 100 Millionen Euro investiert und die Tendenz ist weiter steigend. Dank Paris St. Germain darf sich der Brasilianer David Luiz nun teuerster Abwehrspieler der Welt nennen. Chelsea erhielt 50 Millionen Euro Ablöse. Cesc Fabregas war Chelsea wiederum 35 Millionen Ablösesumme an Barcelona wert, José Mourinho ist auf diesen Transfer besonders stolz. Fabregas kommt lieber zu ihm, statt zu Wenger zurückzukehren...

Suárez, dem Torschützenkönig der englischen Liga, schadete seine Beißattacke gegen den Italiener Chiellini auf dem Transfermarkt also keineswegs. Sein Marktwert blieb entgegen aller Spekulationen stabil. Italiens Stürmer Mario Balotelli erlebte das Gegenteil. Das Interesse am Milan-Spieler flachte nach dem Vorrunden-Aus der Squadra extrem ab. Der größte Verlierer der WM sei daher er, klagte Mailands Boss Silvio Berlusconi. „Ich wollte Balotelli für 70 Millionen an einen englischen Klub zurückverkaufen. Aber wer kauft ihn nach dieser WM noch?“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.07.2014)

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