Wörthersee: Begegnung mit José Mourinho

SOCCER - Chelsea, training camp
SOCCER - Chelsea, training camp(c) GEPA pictures (GEPA pictures/ Christian Walgram)
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Chelsea bestreitet sein Trainingslager erstmals am Wörthersee, fast alle WM-Stars sind dabei. Trainer José Mourinho war vor dem Test gegen WAC überraschend redselig.

Velden/Wien. José Mourinho hasst nichts mehr als Interviews und Pressekonferenzen. Sie sind dem portugiesischen Startrainer des FC Chelsea zuwider – doch in diesem Punkt macht er manchmal doch Ausnahmen. Beim PR-Termin im Schlosshotel Velden hatte Mourinho durchaus etwas zu sagen. Er fand nette Worte über Kärnten („Hier gibt es alles, was ich brauche“), wirkte keineswegs mürrisch, wortkarg oder gar verbissen. Mourinho schien diese Audienz beinahe zu genießen. Er ließ dabei sogar mit seinem Österreich-Bezug aufhorchen.

Chelsea, Englands viermaliger Meister, Champions-League-Sieger 2012 und Europa-League-Winner 2013, bestreitet seit Montag erstmals ein Trainingslager am Wörthersee. Eingefädelt hat den Coup die Agentur SLFC, federführend waren dabei Bernhard Riedlsberger sowie Christian Kresse, der Chef der Kärnten-Werbung. Es war ein monatelanges Taktieren und Feilschen; hunderte E-Mails später war alles fixiert – sogar die seltene Sprechstunde des Startrainers. „Ich mag Österreich, hier sind alle Menschen so diszipliniert“, sagte also der Portugiese. Man habe „Respekt vor Stars“, er werde auf offener Straße nicht bedrängt.

Dabei hat der 51-Jährige auch schlechte Erinnerungen, er verlor 1993 als Ko-Trainer von Sporting Lissabon gegen Salzburg im Europacup 0:3. Selbst Begegnungen mit Marko Arnautović bei Inter Mailand sind unvergessen. „Es war lustig mit ihm“, sagt der Startrainer. Namen wie Prohaska, Krankl oder Polster seien ihm ein Begriff, auch David Alaba und Salzburgs neue Mannschaft kennt er. „Der Auftritt in der Europa League war gut. Aber es ist nicht gut, wenn ein Klub die Liga so dominiert.“

Geschäftszweig Fußballcamp

Österreich ist ob seiner Infrastruktur, Temperatur und wohl auch der Gastfreundschaft wegen bei Fußballklubs im Hochsommer sehr gefragt. Camps sind ein florierender Geschäftszweig, ob Tirol, Steiermark oder Kärnten – für alle Seiten ist die Saisonvorbereitung zumeist ein Gewinn. Chelsea werden Wünsche wie Trainingsplatz, Hotel, Werberechte etc. erfüllt, dafür sind bis auf Schürrle oder Heimkehrer Didier Drogba Stars wie Terry, Ivanovic, Cahill, Torres, Costa, Fàbregas, Cech etc. dabei. Was der Aufenthalt die jeweiligen Vereine aber kostet, bleibt ein Geheimnis.

Kärnten und Agentur profitieren von Ticketing, Tourismus, Werbewerten und der TV-Werbung – wie bei Chelseas heutigem Test gegen WAC in Klagenfurt (19.30 Uhr, live ORF Sport+). 21.000 Karten wurden verkauft, 20 TV-Sender übertragen in 60 Länder live. Auch das Internet-TV der „Blues“ ist mit vier eigenen Teams vertreten.

Andere Premier-League-Klubs sind bei der Saisonvorbereitung stets darauf bedacht, in Südostasien, Ozeanien oder den USA zugleich auch neue Marketing- und Geldquellen zu erschließen. Chelsea hat das dank der Millionen des Oligarchen Roman Abramowitsch, der heute auch in Klagenfurt erwartet wird, nicht immer nötig. Mourinho strich nach der kraftraubenden Fußball-WM kurzerhand die ansonst übliche, von Strapazen begleitete Asien-Tour. 30 angereiste britische Journalisten sind darüber nicht unglücklich. „Austria, ein ganz anderes Umfeld“, schrieb der „Guardian“. Ein Idyll...

Insgesamt 75 Personen umfasst Chelseas Tross. Allen voran der eigene Koch, ein Green Keeper (Rasenhöhe: 25 Millimeter), PR-Agenten und Sicherheitsleute. Man merkte auch in Kärnten schnell, dass der Klub auf die vorab eingeforderte Abgeschiedenheit für den einwöchigen Aufenthalt Wert legt: Privatjet, Bus mit verdunkelten Scheiben – und viel Diskretion.

Das Training in Velden verläuft ausnahmslos hinter einem mit blauen Planen geschmückten, sehr hohen Zaun. Man sieht schnell, wer hier zu Gast ist, nur vom Training sieht man nichts. Mourinho lehnt Kiebitze kategorisch ab. Für Fans und Autogrammjäger gibt es eine Mixed-Zone.

Kühbauer gegen Mourinho

Beim WAC freut man sich auf Chelseas Weltstars. Es sei eine tolle Chance, sagt Trainer Didi Kühbauer. Wann habe man denn die Gelegenheit, gegen einen Champions-League-Sieger zu spielen? Er wollte aber dieses Spiel, die Begegnung mit Mourinho oder gar den Handschlag mit dem 1,75 Meter großen Portugiesen nicht überbewerten. Der Fokus läge auf dem Spiel am Samstag gegen Austria. Der 1,73 Meter große Burgenländer scherzt: „Dieses Testspiel wird unser Leben wohl nicht groß verändern. Es wird ein Duell auf Augenhöhe...“

WEITERE TESTSPIELE

Rapid empfängt heute Galatasaray

für den Testhit im Happelstadion (19.30 Uhr). Es ist das erste Aufeinandertreffen beider Klubs seit August 1999 – damals sahen 30.000 Fans den Auftritt eines grandiosen Gheorge Hagi und einen 3:0-Sieg des Galatasaray Spor Kulübü.

Weiters: Innsbruck – Werder Bremen (18 Uhr, Zell/Ziller), SCR Altach – VfL Wolfsburg (19 Uhr).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.07.2014)

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