Bei der U19-Europameisterschaft in Ungarn buhlen Scouts etlicher Topvereine aus Europa um die Dienste großer Talente. Die Endrunde dient als perfektes Sprungbrett, auch manch Österreicher wittert hier seine Chance.
Torres, Iniesta, Lloris, Mata – die Liste jener Spieler, die mit herausragenden Leistungen bei einer U19-EM ihre Weltkarriere gestartet haben, ist lang. Die Stars der Gegenwart dienen dem Nachwuchs als Vorbild, bei der bis 31. Juli in Ungarn laufenden Endrunde hoffen insgesamt 144 Talente aus acht Nationen auf ihren großen Durchbruch.
Europas Topklubs haben allesamt Scouts entsendet. Vereine, Spieler und Manager hoffen auf einen Coup. Hinter den Kulissen des Turniers werden allerorts mehr oder weniger konkrete Gespräche geführt, Vereine wie Bayern München oder Real Madrid können ihre Fühler nicht früh genug ausstrecken. Dabei spielt auch die Preispolitik eine gewichtige Rolle. Noch sind die potenziellen Weltfußballer zu durchaus vernünftigeren Konditionen zu verpflichten.
Auch Österreichs Nachwuchsspieler liebäugeln bei der EM mit dem großen Karrieresprung. Fünf der 18 Akteure im Kader von Teamchef Andreas Heraf verdienen bereits im Ausland ihr Geld, darunter Torhüter Ivan Lucic (Bayern München) und Kapitän Francesco Lovric (Stuttgart) – das ist im Vergleich mit anderen Nationen ein verhältnismäßig geringer Anteil. „Aber mit starken Vorstellungen in Ungarn kann sich das schlagartig ändern“, weiß Heraf.
Bei der EM geht es für jeden Einzelnen letztlich auch darum, seinen Marktwert zu steigern, ohne dabei zu vergessen, im Kollektiv zu funktionieren. So mancher droht dennoch an den eigenen, überdurchschnittlichen Fähigkeiten zu scheitern, weil er jedes Spiel allein entscheiden möchte.
Einige Talente konnten sich bereits im Vorfeld der EM in die Notizblöcke renommierter Klubs spielen. Der Serbe Andrija Zizkovic etwa ist eine dieser begehrten Aktien, deren Marktwert sich schon jetzt auf zwei Millionen Euro beläuft. Der flinke Flügelspieler trug bereits im Alter von 17 Jahren die Kapitänsbinde seines Klubs Partizan Belgrad und ist zudem der jüngste Nationalspieler der serbischen Fußballhistorie. Portugal wiederum schwärmt vom Offensivduo Marcos Lopes und Andre Silva. Der dribbelstarke Lopes steht bei Manchester City unter Vertrag und wurde im Jänner 2013 als 17-Jähriger im FA-Cup zum jüngsten Torschützen der Klubgeschichte. In der kommenden Saison soll er in der französischen Ligue 1 bei Lille Spielpraxis sammeln. In Silva hofft Portugal den Mittelstürmer der Zukunft entdeckt zu haben.
Deutschland gilt nicht zuletzt aufgrund der Leverkusener Julian Brandt und Levin Öztunali, des Enkels von HSV-Legende Uwe Seeler, als Favorit auf den EM-Titel. Die beiden 18-jährigen Rohdiamanten liefen bereits mehrmals in der deutschen Bundesliga auf.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.07.2014)