Ukraine: Schachtjor Donezk findet neue Heimstätte in Lwiw

Aleksandar Dragović
Aleksandar Dragović(c) GEPA pictures
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Aufgrund der Krise in der Ostukraine verlegt der Meister auch das Training vorerst nach Kiew. Beim Ligarivalen Charkiw soll der eingebürgerte Nationalspieler Edmar eine Armeeeinberufung erhalten haben.

Kiew/Wien. Zumindest im Westen der Ukraine dürfte der Fußball eine willkommene Abwechslung inmitten der Krisenstimmung rund um die angespannte Lage im Osten des Landes darstellen. In der ausverkauften Arena Lwiw verfolgten 30.000 Zuschauer am Dienstagabend den Supercup zwischen Dynamo Kiew und Schachtjor Donezk. Der Cupsieger aus der Hauptstadt mit ÖFB-Legionär Aleksandar Dragović unterlag dem Meister 0:2.

Schachtjors erfolgreicher Auftritt in Lwiw (Lemberg) ist nur der erste von vielen. Da Donezk eine von zwei Großstädten in der Ostukraine ist, die derzeit von prorussischen Separatisten kontrolliert werden, musste sich der Klub für die am Samstag beginnende Meisterschaft eine Ausweichstätte suchen und wurde rund 1000 Kilometer westlich beim Ligakonkurrenten Karpaty Lwiw fündig. In dem für die EM 2012 errichteten Stadion, das im November 2011 mit einem Länderspiel gegen Österreich eröffnet wurde, wird somit erstmals auch die Champions-League-Hymne erklingen. „Die Arena Lwiw ist unser neues Heimstadion. Trainieren und leben werden wir in Kiew“, erklärte Trainer Mircea Lucescu. Laut dem Rumänen werde man aber so bald wie möglich nach Donezk zurückkehren.

Legionäre noch abgängig

Weiter ungelöst ist die Affäre um jene sechs südamerikanischen Schachtjor-Profis, die am Samstag wegen des „tödlichen Risikos“ den Rückflug aus Frankreich in die Ukraine verweigert haben. Angesichts der neuen Umstände will Geschäftsführer Sergei Palkin die fünf Brasilianer und den Argentinier nun zur Rückkehr bewegen.

Auch bei Metalist Charkiw sind drei argentinische Spieler bislang nicht aus dem Heimaturlaub zurückgekehrt. Zudem sorgt die angebliche Armeeeinberufung des eingebürgerten Nationalspielers Edmar für Aufregung. Der gebürtige Brasilianer, der seit 2008 mit einer Ukrainerin verheiratet ist und die ukrainische Staatsbürgerschaft hat, soll im Zuge der Teilmobilmachung der Bevölkerung ein Schreiben erhalten haben und fürchtet, in den Kampf gegen prorussische Separatisten gezogen zu werden. Vereinspräsident Alexej Targonski wies dies zurück, auch Behördensprecher Juri Kalguschkin beruhigte: „Niemand wird Edmar kämpfen schicken.“

Dragović fühlt sich sicher

Für Dragović, der seit 2013 in Kiew spielt, ist ein Abschied kein Thema, „solange die Sicherheit gewährleistet ist und wir einen Spielbetrieb haben“. In Kiew sei von der Krise ohnehin nichts zu bemerken, betonte der 23-Jährige. „Man muss und kann die Dinge nicht schönreden, aber ich bin Profisportler und kein Politiker.“ Daher wolle er sich voll auf seinen Job als Fußballer konzentrieren und seinen Vertrag bei Dynamo erfüllen. (swi)

AUF EINEN BLICK

Schachtjor Donezk trägt wegen der Krise in der Ostukraine seine Heimspiele ab sofort in Lwiw (Lemberg) aus. Trainiert wird vorerst in Kiew. Außerdem pocht der Meister auf die Rückkehr von sechs Legionären aus Südamerika, die wegen der Lage den Flug verweigerten.

Metalist Charkiw fehlen ebenfalls drei Profis aus Argentinien, zudem soll der eingebürgerte Nationalspieler Edmar eine Armeeeinberufung erhalten haben. Klub und Behörden dementieren jedoch.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.07.2014)

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