Die Entdeckung eines neuen Fußballkontinents

Bayern Munich´s head coach Guardiola reacts during the German Telekom Cup soccer match against Borussia Moenchengladbach in Hamburg,
Bayern Munich´s head coach Guardiola reacts during the German Telekom Cup soccer match against Borussia Moenchengladbach in Hamburg,(c) REUTERS (FABIAN BIMMER)
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26,5 Millionen Amerikaner sahen das WM-Finale, und für Europas Topklubs ist das ein finanzieller Anreiz. Trainingslager, Testspiele oder der International Champions Cup sollen in Übersee neue Geldquellen lukrieren.

Boston. Für das Training nach einer Fußball-WM ist es Gift, für das Business auf Dauer Gold: Topklubs aus Deutschland, England, Spanien und Italien bereiten sich derzeit in Amerika auf die neue Saison vor. Es zog sie aber nicht ausschließlich aus sportlichen Gründen in die USA, vor allem finanzielle Aspekte gaben den Ausschlag.

„Wir reisen mit großer Lust in die USA“, sagt Pep Guardiola, der mit den Bayern am Mittwoch nach New York aufbrechen wird. „Die wichtigsten Vereine der Welt gehen auf Reisen“, betont der Starcoach und spricht von einer „großen Gelegenheit für Bayern“.

Die Bayern sind dann neun Tage lang im Land der unbegrenzten Möglichkeiten unterwegs. Der Verein von ÖFB-Nationalspieler David Alaba trifft am 1.August in New Jersey auf den mexikanischen Klub Chivas Guadalajara und am 7.August in Portland auf die Allstars der Major League Soccer (MLS). Guardiola nennt es „zwei gute Tests für meine Mannschaft“. Interessanter scheint jedoch die wirtschaftliche Seite.

Umfragen im Vorjahr ergaben, dass es in den USA 61,5 Millionen Fußballfans gibt – 15 Millionen von ihnen haben laut Vereinsangaben Interesse am FC Bayern. Es könnten noch mehr werden, ab 2015 überträgt Fox in Amerika deutsche Bundesliga-Spiele. 26,5 Millionen Menschen, so viele wie nie zuvor, haben vor zwei Wochen in den USA den deutschen 1:0-Sieg im WM-Finale gegen Argentinien gesehen. Auf dem Rasen standen bekanntlich sieben Bayern-Profis.

Manchester Uniteds neuer Trainer, Louis van Gaal, passt der Nordamerika-Trip hingegen nicht so recht in seine Planungen. „Die Entfernungen, die Fliegerei und der Jetlag sind nicht positiv für eine gute Vorbereitung“, murrte der Niederländer. Er verwies darauf, dass die US-Tour bereits arrangiert wurde, bevor er seinen Dreijahresvertrag in Manchester unterschrieben hatte. „Deshalb muss ich mich da anpassen.“

Manchester United spielt beim International Champions Cup (live auf Servus TV) mit Stadtrivalen Manchester City, Liverpool, Real Madrid, AC Milan und Inter Mailand, AS Roma sowie Olympiakos Piräus. Die Stationen für die Gruppenspiele lauten Los Angeles, Denver, Washington und Detroit. Sollte der englische Rekordmeister das Finale erreichen, käme am 4. August Miami hinzu, und das Team würde in zweieinhalb Wochen 22.000 Kilometer zurücklegen. Der Auftakt gegen As Roma gelang nach Wunsch, United siegte mit 3:2.

Zwischen den Spielen bleibt aufgrund von Reisen, Sponsoren- sowie Interviewterminen kaum Zeit, sich auf die neue Saison vorzubereiten. TV-Sender CNN betitelte die Trips treffend als „reines Business“ und kein Vergnügen. „Jetzt ist der perfekte Zeitpunkt, nach Amerika zu kommen“, sagt Arsenal-Trainer Arsène Wenger dennoch. Der Franzose gab zu, Trainingslager seien vorwiegend aus kommerziellen Gründen arrangiert. „Rein fußballtechnisch ist am besten, nicht zu viel zu reisen. Die Zeitverschwendung und der Jetlag sind nicht ideal.“ (red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.07.2014)

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