Champions League: Der Anlauf allein ist nicht genug

FUSSBALL: TIPICO BUNDESLIGA / RED BULL SALZBURG - SK RAPID WIEN
FUSSBALL: TIPICO BUNDESLIGA / RED BULL SALZBURG - SK RAPID WIEN(c) APA/BARBARA GINDL (BARBARA GINDL)
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Woran Trapattoni, Adriaanse, Stevens, Moniz und Schmidt scheiterten, soll Adi Hütter vollenden, er soll RB Salzburg in die Eliteliga führen. Seine Mission beginnt heute in Baku.

Baku/Wien. Karabach Agdam ist im internationalen Fußball nicht wirklich ein Begriff, das erstmalige Erreichen des Europa-League-Playoffs in der vergangenen Saison sei trotzdem erwähnt. Doch die Stadt hat eine große, traurige Historie. Als Aserbaidschan und Armenien nach dem Zerfall der Sowjetunion Unabhängigkeit erlangten, folgten Streitigkeiten über Status, Autonomie – und Krieg. Agdam, einst ein Ort mit 50.000 Einwohnern, verwaiste zu einer Geisterstadt. Der Fußballklub hat aber überlebt, er spielt seit 21 Jahren am Kaspischen Meer im Exil und ist aktueller Meister. Daher darf sich Agdam in der Champions-League-Qualifikation versuchen und heute im Drittrundenduell mit Salzburg (17.30 Uhr, live ORF1) messen.

Der Verein ist ambitioniert, der Aufstieg gegen Valletta (5:0) machte Mut. Womöglich ist das 31.000 Zuschauer fassende Tofiq-Bahramov-Stadion, benannt nach dem „Wembley-Tor“-Linienrichter im WM-Finale 1966, ja gut besucht. Auch in Aserbaidschan liegen Statistiken auf: Austria Wien spielte vergangene Saison in der Champions League, aber Salzburg ist in der Red Bull Ära seit 2005 in bislang sechs Anläufen stets gescheitert. Und, in Baku erzählt man sich dieser Tage die Heldentat eines kleinen Klubs aus Düdelingen...

Salzburg wartet seit 1994

Von solchen Märchen, Ergebnissen der Vergangenheit und Theorien will Adi Hütter freilich weder etwas wissen noch hören. Der 44-Jährige erreichte als Spieler mit Salzburg 1994 das Uefa-Cupfinale, er spielte mit Austria Salzburg in der Saison 1994/1995 selbst in der Champions League – doch nun stehe er in der Gegenwart als Trainer von RB Salzburg auf dem Platz und damit unter Erfolgszwang.

Hütter, der zuvor die Juniors, Altach und Grödig betreut hat, soll das bewerkstelligen, was Größen wie Giovanni Trapattoni, Co Adriaanse oder Huub Stevens nicht gelingen wollte und auch deren Nachfolgern Ricardo Moniz oder Roger Schmidt nicht. Die Millionenliga mit all ihren Topklubs und Superstars, den fixen TV-Zeiten und dem tiefen Marketing-Pool, sie ist das erklärte Ziel von Mäzen Dietrich Mateschitz. Schafft es der Verein dort mitzuspielen, sind alle Visionen, dass Leipzig konzernintern die Hauptrolle spielen wird, schnell vergessen.

Die Vorbereitung auf diesen Anlauf und auch die kompletten Vorbedingungen könnten besser nicht sein. Die Stützen der Mannschaft sind geblieben, Stars wie Kampl, Mane oder Soriano kennen sich und die Laufwege der Mitspieler. Dass Alan, Ilsanker oder Berisha fehlen, fällt kaum ins Gewicht, zumindest ergibt sich das beim Blick auf die letzten drei Partien: drei Siege, 21:2 Tore. Agdam dürfte kein Stolperstein sein, und das verspricht Verheißungsvolles. Der Klub bliebe im Play-off gesetzt und von Größen verschont.

„Physisch sind wir in einem sehr guten Zustand, haben viele Tore erzielt und Selbstvertrauen getankt“, Adi Hütter hat keinerlei Zweifel am Zustand seiner Mannschaft. Auch den Gegner habe er bei einem Spiel beobachtet und durchaus Eindrücke sammeln können. Er sagt: „Das ist eine gute Mannschaft, mit fünf guten Brasilianern. Sie verstehen, über das Spielerische ins Spiel zu kommen.“ Das Element, mit langen Bällen ins Spiel zu kommen, sei ihnen jedoch vollkommen fremd, meinte der Hohenemser. Das verlange von seinen Spielern ein hohes Laufpensum, stetes Attackieren und im Gegenzug den Pass in die Tiefe – und das Suchen nach Soriano.

Entgegen der im österreichischen Fußball üblichen Praxis, die eigenen Stärken zu loben, blieb Hütter eher still. Baku sei nicht Wr. Neustadt, allein schon des Klimas und der Zeitverschiebung (MESZ + drei Stunden) wegen, Champions League und Bundesliga seien andere Bewerbe. Dass aber kein einziger Salzburg-Fan die Reise nach Aserbaidschan angetreten hat, ist eher unüblich. Ob der Einreisebestimmungen habe der Klub auf eine Fanreise des Festspiel-Publikums verzichtet.


Agdam: Sehic; Qurbanov, Hüseynov, Teli, Agolli; Richard, Qarayev - Danilo, Chumbinho, George; Reynaldo

Salzburg: Gulacsi; Schwegler, Ramalho, Hinteregger, Ulmer; Bruno, Kampl, Leitgeb, Mane; Sabitzer, Soriano

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.07.2014)

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