Salzburg, in der Liga noch nicht gefordert, will gegen Schwedens Meister, Malmö FF, im Heimspiel den Grundstein für den Aufstieg legen.
Salzburg/Wien. Der Fußball in Salzburg hat sich entwickelt. Gut entwickelt, wenn man bedenkt, dass Spitzenklubs selten über Nacht zu solchen werden. Einigen geht das alles zu langsam, vor allem ist der sehnliche Wunsch nach der Champions League in der Red-Bull-Ära noch nicht in Erfüllung gegangen. Keine Schande, aber zumindest ein Makel. Und auch diesen Sommer will der Verein alles unternehmen, um sich endlich in der europäischen Königsklasse zeigen zu dürfen. Von der Europa League, die gewiss auch seinen Reiz hat, haben die Salzburger irgendwie genug.
Als letzte Hürde baut sich heuer der schwedische Meister vor dem heimischen Spitzenreiter auf. Mit Malmö FF (20.45 h, live, Puls 4 und Sky) steht man – wenn es nach der Papierform geht – vor einer durchaus lösbaren Aufgabe. Aber das hat man in Salzburg schon öfter so gesehen, gescheitert ist man dann in der letzten Qualifikationsrunde bereits vier Mal (insgesamt sechs Mal). Vor zwölf Monaten kam das Aus gegen Fenerbahçe Istanbul – 1:1 (daheim) und 1:3 (auswärts).
Öl, Feuer und Brand aus
Rein sportlich gesehen haben die Salzburger mit dem schwedischen Fußball zuletzt keine schlechten Erfahrungen gemacht. In der Europa League hat man Elfsborg mit 1:0 und 4:0 abgefertigt, Torjäger Soriano erzielte dabei im zweiten Spiel drei Treffer. Aber nicht immer läuft alles harmonisch ab. So wurde Österreichs Nationalteam etwa vor dem letzten Auswärtsspiel in Stockholm (WM-Qualifikation) mit einem provokanten Transparent empfangen. Und diesmal hat sich das Boulevardblatt „Aftonbladet“ gewaltig im Ton vergriffen. Die Aufregung war groß, es war von Hitler und Inzest die Rede, der Salzburger Fußballverein wurde als „meist gehasster Fußballverein unserer Zeit“ bezeichnet. Der schwedische Chefredakteur hat sich für diese Kolumne ausdrücklich entschuldigt, Salzburgs Sportdirektor Ralf Rangnick hat am Montag die Angelegenheit für beendet erklärt.
Im Vordergrund soll der Sport stehen, schließlich ist in Salzburg so etwas wie Fußballeuphorie bemerkbar. Bis gestern waren 25.000 Karten abgesetzt, die Heimmannschaft darf mit einem vollen Stadion in Wals-Siezenheim (30.000) rechnen. Trainer Adi Hütter spricht von einer „gesunden Anspannung“, er ortet sogar „absolute Aufbruchstimmung“. Dazu beigetragen haben natürlich auch die Erfolge in der Meisterschaft, in der Liga aber wurde man bis jetzt nicht wirklich gefordert. Es könnte fast danach aussehen, als ob sich das auch nicht so rasch änderte.
Trainer Hütter ist von der Qualität seiner Mannschaft überzeugt, Malmö FF aber müsse man total ernst nehmen. „Es ist wichtig, dass wir es in der eigenen Hand haben“, so Hütter. „Aber wir wissen, dass das ein hartes Stück Arbeit wird.“ Malmö praktiziere den typisch skandinavischen Fußball, die größte Gefahr geht von Stürmerstar Markus Rosenberg aus. „Wir wollen vorlegen“, erklärt Rangnick. „Und möglichst zu null spielen. Das ist die Vorgabe.“
Die personellen Sorgen haben sich gestern wieder etwas gelegt, Christoph Leitgeb steht nach seiner Zahnoperation wieder zur Verfügung, Stürmer Alan nach seinem Mittelhandbruch vor einem Comeback, und bei Martin Hinteregger (muskuläre Probleme am Oberschenkel) besteht Hoffnung.
Auch Salzburgs Ex-Trainer Roger Schmidt steckt noch in der Qualifikationsmühle, er trifft mit Leverkusen auf den FC Kopenhagen. ÖFB-Teamspieler Veli Kavlak muss sich für Beşiktaş Istanbul mit Arsenal herumschlagen.
Salzburg: Gulacsi; Schwegler, Ramalho, Hinteregger, Ulmer; Kampl, Ilsanker, Ch. Leitgeb, Mane; Alan, Soriano.
Malmö: Olsen; Tinnerholm, Helander, E. Johansson, Ricardinho; Kroon, E. Adu, Halsti, Forsberg; M. Eriksson, Rosenberg.
Rückspiel: 27. August (20.45 Uhr) in Malmö. Aufsteiger in der Gruppenphase der Champions League, Verlierer in der Gruppenphase der Europa League.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.08.2014)