Das neue Gesicht des FC Barcelona

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SPAIN SOCCERAPA/EPA/Toni Albir
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Liga-Auftakt in Spanien: Luis Enrique soll aus den Katalanen wieder eine erfolgreiche Mannschaft machen.

Madrid. Der Champions-League-Sieger heißt Real Madrid, Sevilla gewann die Europa-League – die Klubs der Primera División gaben in der vergangenen Saison in Europa den Ton an. Die Meisterschaft sicherte sich Atlético Madrid, der große FC Barcelona blieb erstmals seit sechs Jahren titellos. Ein Rückkehrer als Trainer, ein „Beißer“ und verstärkte Defensive lassen die Katalanen hoffen.

Der Argentinier Gerardo Martino konnte das Erbe von Pep Guardiola und dem inzwischen an Krebs verstorbenen Tito Vilanova nicht verwalten und wurde durch Luis Enrique ersetzt. Enrique, der bereits drei Jahre lang die Geschicke von Barcas B-Team leitete (2008–2011) und zuletzt bei Celta de Vigo an der Seitenlinie stand, gilt als Verfechter des alten Erfolgssystems Tiqui-taca. Der 44-Jährige meinte zuletzt aber: „Meine Aufgabe ist es, ein passendes System zu finden.“ Er wolle sich alle Möglichkeiten offenlassen und sein System an den Qualitäten der Spieler ausrichten.

Zudem steht Enrique vor der Herausforderung, ein neues Team zu formen. Dem einjährigen Transferverbot wegen der Verpflichtung von Minderjährigen sorgten die Katalanen mit einer „Einkaufsoffensive“ vor und leisteten sich den teuersten Transfer des WM-Sommers: 81 Mio. Euro überwiesen die Katalanen nach Liverpool für Luis Suarez, obwohl der Star aus Uruguay nach seiner Beißattacke bei der WM noch bis 26.Oktober gesperrt ist. Eine Schwäche der Katalanen in der vergangenen Saison war mitunter mangelnde Physis in der Defensive. Weil man nach dem Karriereende von Dauerbrenner Carles Puyol weitere Robustheit und Qualität einbüßte, verstärkte sich Barca mit Jeremy Mathieu (20 Mio. Euro) und Thomas Vermaelen (zehn Mio.) erstmals seit 2009 auf der Innenverteidiger-Position. Zudem kamen Ivan Rakitić sowie die beiden Torhüter Marc-Andre ter Stegen und Claudio Bravo. Die Ironie der Geschichte: Ausgerechnet in dieser Saison stehen so wenige in „La Masia“, der Kaderschmiede des FC Barcelona, ausgebildete Spieler im Kader wie seit sieben Jahren nicht.

Das spanische Oberhaus gilt als die am höchsten verschuldete Liga auf dem Kontinent, doch Dauerrivale Real Madrid ließ ebenfalls neuerlich den Rubel rollen. Die „Königlichen“, die im Mai in der Champions League endlich „La Decima“, den zehnten Sieg im wichtigsten europäischen Klubbewerb schafften, überwiesen für Kolumbiens WM-Helden James Rodriguez 80Mio.Euro an den AS Monaco. Zudem kam der deutsche Weltmeister Toni Kroos aus München. Real-Trainer Carlo Ancelotti: „Wir sind noch besser als in der vergangenen Saison.“

Da dem Italiener nun im Mittelfeld ein Überangebot an Stars zur Verfügung steht, wird über Abgänge spekuliert: Der Argentinier Angel Di Maria, immerhin der beste Vorbereiter Reals in der vergangenen Saison, und der Deutsche Sami Khedira könnten den Verein noch vor Ende der Transferperiode Ende August verlassen.

Mit Atlético Madrid schaffte es in der Meisterschaft erstmals seit 2004 nach Valencia wieder ein Team, in die Phalanx der beiden Großklubs einzudringen. Der Meister und Champions-League-Finalist zahlte für die erfolgreichste Saison der Klubgeschichte sportlich einen hohen Preis. Mit Goalgetter Diego Costa (27 Tore), Torhüter Thibaut Courtois und Verteidiger Filipe Luis, die alle zu Chelsea wechselten, verließen drei tragende Säulen die Mannschaft von Diego Simeone.

Das Geld wurde mit Antoine Griezmann und Mario Mandžukić in die Offensive reinvestiert. Obwohl die Neuverpflichtungen andere Spielertypen seien, will Simeone seinem Spielstil treu bleiben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.08.2014)

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